Was bedeuten die Farben von Ungarn?

Ungarn

<b>Wissen:</b> Umstrittene Flagge

Für die Rechte symbolisiert sie die einstige Macht und Größe Ungarns. Für viele Linke und Liberale steht sie dagegen für Nationalismus oder gar Rechtsextremismus: Die rot-weiß gestreifte Árpád-Fahne ist in Ungarn heftig umstritten. Aber auf den Anti-Regierungsprotest der vergangenen Woche häufig zu sehen. Demonstranten hissten sie am Montag sogar auf einem in Budapest gekaperten Panzer.

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Flaggen sind symbolisch für ihre jeweiligen Nationen und sie alle repräsentieren etwas, insbesondere die Farben. In einigen Fällen haben Farben die gleiche Bedeutung, in anderen unterscheiden sich ihre Bedeutungen. Was ist mit den Farben der ungarischen Flagge? Dank Érdekes Portál können Sie alles über seine Symbolik erfahren.

Im Laufe der Geschichte der Ungarn haben wir zahlreiche Symbole gesammelt, die für uns dasselbe darstellen, obwohl wir über die ganze Welt verstreut sind. Nämlich Heimat und unsere Nationalität. Solche Symbole sind die Flagge, das Wappen, die Hymne, das Parlament, die traditionelle Tracht, die Heilige Krone, die Symbole unserer Ursprungsgeschichten (zB der Turul-Vogel), unsere historischen Figuren, Könige, Orte in unseren Städten (zB Gellértberg), oder sogar die berühmtesten ungarischen Schauspieler, Sportler oder die ungarische Küche. Dies sind nur einige der vielen Symbole, die den Ungarn alle viel bedeuten, aber nur eine Handvoll davon wurde zu nationalen Symbolen, wie die Flagge und die Heilige Krone.

Die Ursprünge der rot-weiß-grünen Flagge

Das erste unserer nationalen Symbole war das Wappen, dessen Farben zu Nationalfarben wurden und später in der ungarischen Flagge auftauchten.

Einigen Quellen und Abbildungen zufolge tauchten die ersten Flaggen mit dem ungarischen Wappen in den Farben Rot-Weiß-Grün in einer Schlacht zu Beginn des 15-jährigen Krieges auf. Dieser Tag war der 3. August 1601, als Zsigmond Báthori und General Giorgio Basta ihre Männer bei Goroszló in die Schlacht führten. Später, genauer gesagt am 19. November 1608, wurden die rot-weiß-grünen Farben auf dem Krönungskranz verwendet, als Matthias von Habsburg in Pozsony zu Matthias II., König von Ungarn, gekrönt wurde.

Drei Farben, die die Nation vereinen

Das rot-weiß-grüne Trio wurde während der Revolution von 1848/49 zu einem starken nationalen Symbol. In dieser Zeit waren die Farben repräsentativ für die Nation und tauchten in den Flaggen auf, die von den ungarischen Soldaten getragen wurden. Es war jedoch eine weiße Flagge, die von einem „Wolfszahn“-Muster (Farkasfog in HU) umrandet war, das rot, weiß und grün gefärbt war. Das XXI. Gesetz von 1848 machte das Farbentrio zu den offiziellen Nationalfarben des ungarischen Volkes.

Die Infanteriefarbe der ungarischen Streitkräfte
Foto: wikipedia.com / Thommy

Die Funde des Heraldikers Oszkár Bárczay belegen, dass die Farben Rot und Weiß vor dem Grün zu Nationalfarben wurden. Einigen zufolge waren Rot und Weiß Jahre vor der Revolution Nationalfarben.

Laut Bárczay gab es einige Missverständnisse über die Herkunft der Nationalfarben. Die Gesetzgeber glaubten fälschlicherweise, dass die drei grünen Hügel, die in der Flagge dargestellt sind, ebenso alte Bestandteile des Wappens sind wie das Doppelkreuz oder die Árpád-Streifen. Trotzdem wurden die grünen Hügel viel später in das Wappen aufgenommen und waren anfangs gar nicht grün. Daraus abgeleitet wurden alle drei Farben erst 1848 zu Nationalfarben.

Nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution von 1848 wurden die drei Farben vom österreichischen Kaiser als Symbole verboten. Nach dem Ausgleich von 1867 wurde die Trikolore jedoch nicht nur ein nationales Symbol, sondern auch die offizielle ungarische Flagge.

Ce: bm

Quelle: erdekesportal.hu

Abstract

In diesem Beitrag widmen wir uns den wichtigsten Symbolen des kollektiven Eigenen der Ungarn und ihren wechselvollen Narrativen: im Einzelnen behandelt werden

a) die Staatssymbole:

  • das ungarischen Wappen, deren heutige Form auf Vorbilder zurückgeht, die zu Beginn des 17. Jh.s geprägt wurden und um die Mitte des Jahrhunderts ihre endgültige Form erhielten, deren staatsrechtliche Bestimmung jedoch erst Ende des 18. Jh.s formuliert wurde. Nach dem Systemwechsel kam es 1990 im ungarischen Parlament wie in der Öffentlichkeit zu heftigen Debatten darüber, welches Wappen das demokratische Ungarn repräsentieren sollte. Am Ende siegte die konservative Sichtweise und es wurde die Wiedereinführung des ungarischen Königswappens mit der heiligen Stephanskrone beschlossen. Damit knüpfte man an die tradierte Symbolik und den Reichsgedanken der Stephanskrone an;
  • die Nationalfarben und die Nationalflagge. Rot-Weiß-Grün sind die Nationalfarben der Ungarn. Die rote Farbe wird mit dem Banner des Großfürsten Árpád (um 845–907) in Verbindung gebracht, der 895 die ungarischen Stämme in ihre jetzige Heimat führte; die weiße Farbe mit dem von Papst Silvester II. an Stephan I., den ersten christlichen König Ungarns (969–1038), verliehenen Kreuz und das Grün wird mit den grünen Hügeln des Wappens Oberungarns assoziiert. Rezente Umfragen ungarischer Ethnologen, die herausfinden wollten, welche Farbe in der Bevölkerung gegenwärtig als genuin-ungarisch empfunden wird, ergaben interessanterweise, dass dies am ehesten das Grün ist. Dies hänge mit der Abneigung gegenüber dem Rot zusammen, das während des Sozialismus die alles dominierende Farbe darstellte. 1956 wurde das sozialistische Wappen aus der Fahne während des Oktoberaufstandes zum Zeichen des Widerstandes gegen die sowjetische Besatzungsmacht herausgeschnitten; seitdem symbolisiert „die ungarische Fahne mit dem Loch“ den ungarischen Aufstand von 1956. Behandelt wird auch die Árpád-Fahne mit rot-silbernen Streifen;
  • die „heilige“ Stephanskrone, deren Bedeutung in der heutigen Verfassung Ungarns wie auch in der Geschichte. Dieser Gegenstand war seit dem Mittelalter Zeichen der Staatsmacht und der Legitimität ihres Trägers. Der Krönungsakt, in dem die Krone eine zentrale Rolle spielte, führte sehr bald zur Sakralisierung und religiösen Überhöhung der Krone. Die staatsrechtliche Bedeutung der Stephanskrone formulierte István Verbőczy (um 1458–1541) in seiner Rechtssammlung Opus Tripartium Iuris Consuetudinarii Regni Hungariae. Die in der 2. Hälfte des 19. Jh.s von dem ungarischen Staatsrechtler Imre Hajnik entwickelte und von seinem Schüler Ákos von Timon verbreitete Lehre von der Hl. Stephanskrone verstärkte die staatsrechtliche Bedeutung der Krone: Die Stephanskrone verkörpert seitdem zusätzlich die Kontinuität der ungarischen Verfassung und der ungarischen Staatsnation. Heute ist sie Teil des „nationalen Bekenntnisses“;
  • der Krönungsmantel, der einzige, im Original erhalten gebliebene Teil der ungarischen Krönungsinsignien;
  • das Königszepter, Sinnbild der weltlichen Macht und der Rechtsprechung; es wird auf das 10. Jh. datiert; seine Herkunft wird in Ägypten vermutet;
  • der Reichsapfel, Wahrzeichen der Herrschermacht, als Krönungsinsignie wahrscheinlich erst seit dem 14. Jh. in Verwendung;
  • das Krönungsschwert, das bei der Krönungszeremonie des ungarischen Königs eine wichtige rituelle Funktion hatte. Auch auf Attilas Schwert wird in diesem Zusammenhang eingegangen;
  • die ungarische Nationalhymne, der „Aufruf“ und das „Nationale Lied“. Die ungarische Nationalhymne verfasste 1823 der ungarische Dichter Ferenc Kölcsey (1790–1838); 1844 wurde es von dem Komponisten Ferenc Erkel vertont. 1903 wurde sie offiziell zur Nationalhymne deklariert. Aufgrund ihres religiösen Charakters wird sie noch heute in den Kirchen angestimmt, jedoch auch zum Jahreswechsel gesungen. Den Text des Aufrufs (Szózat), verfasste der Dichter Mihály Vörösmarty 1836. An Nationalfeiertagen wird neben Kölcseys Himnusz auch der Szózat gesungen: zu Beginn erklingt der Himnusz, zum Abschluss der Szózat. Gleichrangig mit diesen beiden Liedern ist ein drittes Lied: das sog. Nationale Lied (Nemzeti dal). Hierbei handelt es sich um das Revolutionslied des ungarischen Nationaldichters Sándor Petőfi (1823–1849), das dieser am 13. März 1848, zwei Tage vor Ausbruch der Revolution, niederschrieb; 

b) religiöse und mythische Symbole:

  • Die rechte Hand Stephans des Heiligen, die einbalsamiert in einer Seitenkapelle der Stephansbasilika in Budapest aufbewahrt wird. Sie ist als Heilige Rechte (Szentjobb) bekannt und gilt als eine zu verehrende Reliquie von christlicher wie nationaler Bedeutung. Jährlich am 20. August, dem Fest des Heiligen Stephan, kommen Tausende von Gläubigen zur Stephansbasilika, um an der Prozession teilzunehmen, die die Reliquie begleitet.
  • Regnum Marianum, dies ist ein alter katholischer Name für Ungarn, der mit dem Hl. Stephan in Verbindung gebracht wird. Nach der Emmerich-Legende habe der König nach dem Tode seines Sohnes, der während einer Jagd von einem wilden Eber getötet wurde, sich und sein Land der Mutter Gottes übereignet. Ein entsprechendes Gemälde des berühmten ungarischen Malers Gyula Benczúr befindet sich in der Stephansbasilika in Budapest;
  • der Turul-Vogel, ein Greifvogel (Zwitter zwischen einem Adler und einem Falken), ein Sagenwesen aus dem altungarischen Mythenkreis. In der Herkunftssage der Arpaden, im Traum von Emese, spielt er eine zentrale Rolle. Er gilt als etwas ureigen Ungarisches. Davon zeugen folklorisierte Abbildungen des Vogels im Straßenbild ungarischer Städte oder auf Filzwesten. Auch in der politischen Folklore erhielt er eine wichtige Funktion.

Schließlich widmen wir uns

c) der altungarischen Kerbschrift, die in Siebenbürgen vom 9.–12. Jh. im Gebrauch war. Der Pflege und Verbreitung der ungarischen Runenschrift widmet sich gegenwärtig ein Runenschrift-Kreis, der sich nach Sándor Forrai, einem Schrifthistoriker und Anhänger der turanischen Abstammung der Ungarn, benannt hat. Es werden Lehrgänge angeboten und Lehrbücher herausgegeben. Die Anhängerschaft der Runenschrift ist groß; sie sorgt dafür, dass auch manche der Ortsschilder mit dieser Schrift ausgestattet werden.

Autor/innen-Biografie

Gabriella Schubert

Wissenschaftlicher Werdegang

  • 1971-77 Studium der Slawistik und Balkanologie, FU Berlin; 1977 M.A.;
  • 1977-82 wissenschaftliche Assistentin, Abteilung Balkanologie des Osteuropa-Instituts der FU Berlin;
  • 1981 Promotion ebd. (Dissertation: Die ungarischen Lehnwörter im Serbokroatischen unter besonderer Berücksichtigung der Rückentlehnun­gen. Erschienen als Band 7 der „Balkanologischen Veröffentlichungen“, Berlin 1982);
  • 1982 Dissertations-Preis der Südosteuropagesellschaft;
  • 1991 Habilitation ebd. (Habilitationsschrift: Kleidung als Zeichen. Kopfbedeckungen im Donau-Balkan-Raum, erschienen als Band 20 der „Balkanologischen Veröf­fentlichungen“, Berlin 1993);
  • venia legendi und Lehrbefugnis für das Fach Balkanologie;
  • 1986-95 Akademische Rätin an der Abteilung Balkanologie,
  • ab 1993 kommissarische Leitung der Abteilung;
  • 1992 Gastprofessur an der Fakultät für Volkskunde der Eötvös-Universität Budapest;
  • Juli 1995 Ruf an die FSU Jena auf die Professur für Südslawistik;
  • neben Südslawistik Aufbau und seit WS 1997/98 Durchführung des interdis­zipli­nären Studiengangs „Südosteuropastudien“ sowie seit Oktober 2006 des von der DFG geförderten, insgesamt auf 9 Jahre konzipierten Graduiertenkol­legs „Kultu­relle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“ an der FSU Jena.
  • Seit 2009 im Ruhestand, jedoch weitere Mitarbeit am obengenannten Graduiertenkolleg.
  • Über 200 Forschungsbeiträge zur Balkanologie, Südslawistik, Hungarologie und Kulturwissenschaft.

Mitgliedschaften, Auszeichnungen:

  • Auswärtiges Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften Belgrad; Auswärtiges Mitglied der Ungarischen Aka­demie der Wissenschaften Budapest;
  • Trägerin der Kon­stantin-Jireček-Medaille der Belgrader Universität;
  • Mitglied des Präsidiums der Südosteuropa-Gesellschaft;
  • Schriftführende Herausgeberin der „Zeitschrift für Balkanologie“ (Harrassowitz Verlag, Wies­baden);
  • Herausgeberin der Schriftenreihe Forschungen zu Südosteuropa. Sprache . Kultur . Lite­ratur. Harrassowitz Verlag Wiesbaden;
  • Mitherausgeberin der Publikationsreihe „Balkanologie – Sprachen und Kulturen“ (Wien)

Forschungsschwerpunkte:

  • Ethnologie und Folkloristik der Ethnien Südosteuropas;
  • Kultursemiotik; Identität und Abgrenzung im Donau-Balkan-Raum;
  • Das Eigene und das Fremde im Spiegel der Literatur;
  • Südslawische Erzähler der Gegenwart;
  • interethnische Kommunikation in Südosteuropa;
  • Kontaktlinguistik;
  • Sprache und Identität;
  • Deutsch-südslawische Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen;
  • Hungarologie;
  • Kulturgeschichte der Ungarn

Veröffentlicht

2014-01-30

Zitationsvorschlag

Schubert, G. (2014). Nationale Symbole der Ungarn und deren Narrative. Zeitschrift für Balkanologie, 49(2). Abgerufen von https://www.zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/362

Lizenz

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Was bedeuten die Farben in der ungarischen Flagge?

Die ungarische Trikolore ist horizontal in rot, weiß und grün geteilt. Die Symbolik wird erklärt mit rot für das in den Freiheitskämpfen vergossene Blut, weiß mit der Reinheit des Landes und grün mit der Farbe der Revolution im 19. Jahrhundert.

Welche Farbe hat Ungarn?

Die Nationalflagge Ungarns ist eine horizontale Trikolore in Rot, Weiß und Grün.

Für was steht die ungarische Flagge?

Rot symbolisierte die Kraft, Weiß die Treue und Grün die Hoffnung. Die Flagge Ungarns leitet sich vom "neuen" Wappen ab, das ein silbernes Patriarchenkreuz auf einem grünen Hügel mit rotem Hintergrund zeigt. Davon leiten sich die Farben der Flagge ab.

Welches Land ist blau weiß Rot?

Die rot-weiß-blaue Trikolore ist die Nationalflagge der Niederlande.