Glaubt da noch irgendjemand dran? Außer verzagten Eltern, die meinen, ihr Töchterchen warnen zu müssen? Dass sie nur einen Mann fürs Leben findet, wenn sie nicht gleich mit jedem ins Bett geht? Klingt wie eine Beziehungsstrategie aus dem 19. Jahrhundert für gefährdete Jungfrauen. Für Männer wurde diese "Regel" ja wohl nicht erfunden. Die stehen eher unter dem Generalverdacht, dass "sich selten machen" ihr zweiter Vorname ist, weil sie ständig aufs Surfbrett und an die Spielkonsole verschwinden. Jetzt mal ausführlich:Dass diese vermeintliche Lebensweisheit auch heute noch in manchen Köpfen rumspukt, liegt an der Steinzeit-Hypothese, derzufolge jeder Mann ein Jäger ist. Aber weil die Mammuts ja ausgestorben sind, der Mann jetzt zur Arbeit eine Krawatte tragen muss und seinen Speer nicht unter den Schreibtisch legen darf, ist es mit dem Jagen schwer geworden. Die kluge Frau erkenne das und tut ihm den Gefallen, sich selbst zur Beute zu machen. Und da die Jagd endet, wenn die Frau erlegt, also erobert ist, muss sie eine scheue Antilope sein, die sich nur manchmal blicken lässt, und kein Kaninchen, das ihm ständig vor der Flinte herumhoppelt. Kein Problem, da ja angeblich auch in ihr ein Steinzeitgen sein Unwesen treiben soll und sie demnach ohnehin auf der Flucht vor Männern ist, um bloß nicht schwanger zu werden. Sie macht sich solange zum unerreichbaren Objekt seiner Begierde, bis sie sich in seinen testosterontrüben Augen in eine begehrenswerte Prinzessin verwandelt hat, der er ewig treu sein wird. Und mit diesem Denken beenden wir uns im Fred-Feuerstein-Land der Geschlechterverhältnisse und somit in der geistigen Steinzeit. So, als hätten Frauen kein eigenes Lustempfinden und wären von Natur aus die gejagte Beute notgeiler Penisträger. Wie #MeToo gerade verrät, ist das sicher noch die Haltung viel zu vieler Männer. Aber wir sollten männliches Gewalt- und Dominanzverhalten nicht noch durch unsinnige und nicht durchdachte "Ratschläge" zur Natur verklären und dadurch unterstützen. Denn in der naiven Fred-Feuerstein-Steinzeit hat nie jemand gelebt. Oder glaubt irgendjemand, Steinzeitfrauen wären nie zum Steinzeit-Rendezvous erschienen und mussten deshalb vom Steinzeitmann erst mit einem gezielten Keulenschlag erlegt werden? Sich rar machen - auf den Punkt gebrachtJa: Es gibt Untersuchungen, dass wir besonders wohlwollend auf jemand anderen reagieren, wenn wir uns von ihm zuerst ignoriert oder abgelehnt fühlen, bevor er sich uns zuwendet. Wofür wir uns mehr anstrengen müssen, das erscheint uns als wertvoller. Damit kann man beim Flirten sicher ein wenig spielen. Aber wer sich zu selten macht, um Mr. Richtig zu finden, der wird leicht bei Mr. Bindungsscheu landen. Bindungsunsichere Menschen weichen zurück, wenn es zu nah und verbindlich wird. Diese Menschen würden ein "Sich-selten-machen" als angenehm empfinden und sich darauf einlassen können. Nur: Sie würden sich dann eben auch zurückziehen, wenn wir selbst gar keine Lust mehr haben, uns selten zu machen. Und so gilt hier das, was für alle Beziehungsregeln und -ratschläge gilt: Wenn wir uns dafür verbiegen müssen - wer sind wir dann für den anderen? Und wollen wir wirklich als jemand geliebt werden, der wir gar nicht sind? Oskar Holzberg,64, berät seit mehr als 20 Jahren in seiner Hamburger Praxis Paare und bekommt immer wieder Beziehungsfragen gestellt. Sein aktuelles Buch heißt: "Neue Schlüsselsätze der Liebe". (20 Euro, Dumont) "Sich rar machen" wurde dabei schon früh auf den Menschen bezogen. So schreibt 1788 Adolph Freiherr von Knigge: "Es gibt eine feine, bescheidne Art sich rar zu machen, zu veranlassen, daß man sich nach uns sehne; diese soll man studieren" QQuellenhinweis: Siehe auch "Willst du gelten, mach dich selten" Dann kannst du dein Testament machen! In externen Wörterbüchern suchen (neuer Tab): DD: LEO: PONS: dict.cc: linguee.de: Abrufstatistik (neuer Tab) ÄFür diesen Eintrag einen Änderungsvorschlag machen (neuer Tab)ÜFür diesen Eintrag ein Synonym, Antonym oder eine Übersetzung eintragen (Mitglieder, neuer Tab) Nur möglich nur für angemeldete Mitglieder. In externen Wörterbüchern suchen (neuer Tab): DD: LEO: PONS: dict.cc: linguee.de: Abrufstatistik (neuer Tab) ÄFür diesen Eintrag einen Änderungsvorschlag machen (neuer Tab)ÜFür diesen Eintrag ein Synonym, Antonym oder eine Übersetzung eintragen (Mitglieder, neuer Tab) Nur möglich nur für angemeldete Mitglieder. In externen Wörterbüchern suchen (neuer Tab): DD: LEO: PONS: dict.cc: linguee.de: Abrufstatistik (neuer Tab)Visualisierung eingehender und ausgehender Links (2 Ebenen, neuer Tab) 6Häufigkeit: 1 = sehr selten ... 7 = sehr häufig 8 = regional begrenzt 9 = veraltet ÄFür diesen Eintrag einen Änderungsvorschlag machen (neuer Tab)ÜFür diesen Eintrag ein Synonym, Antonym oder eine Übersetzung eintragen (Mitglieder, neuer Tab) Nur möglich nur für angemeldete Mitglieder. In Wendungen, in denen "machen" alleine vorkommt, wird es häufig in verhüllender Absicht gebraucht ("groß machen", "klein machen", "es miteinander machen"). Das liegt daran, dass "machen" die Art der Tätigkeit nicht konkretisiert und somit viele Deutungen zulässt (vergleiche auch "um jemanden ist es geschehen"). Eine wichtige Bedeutungskomponente von machen ist die Wirkung ("etwas aus sich machen", "sich gut machen", "Kleider machen Leute"). Beliebt ist machen auch in Gesprächsfloskeln, beispielsweise als Erwiderung auf eine Entschuldigung: "Entschuldigung!" "Das macht nichts. Ich bin versichert!" Aber wie konnte das Verb "machen" diesen weiten Bedeutungsspielraum entfalten? Dies erklärt sich aus seiner Etymologie. Sie verweist auf einen germanischen Wortstamm makon (kneten, streichen), der auch in Masse (Teigmasse) erhalten ist. Das alte Wort entfaltete sich dann sowohl im Bereich des Herstellens von Töpferwaren (der ja selbst wieder sehr vielfältig ist) als auch im Bereich der Lehmbereitung für den Hausbau, aus dem auch unser Wort Wand (gewundenes Geflecht) seine Bedeutung bezieht Du kannst dich auf etwas gefasst machen! In externen Wörterbüchern suchen (neuer Tab): DD: LEO: PONS: dict.cc: linguee.de: Abrufstatistik (neuer Tab)Visualisierung eingehender und ausgehender Links (2 Ebenen, neuer Tab) 3Häufigkeit: 1 = sehr selten ... 7 = sehr häufig 8 = regional begrenzt 9 = veraltet ÄFür diesen Eintrag einen Änderungsvorschlag machen (neuer Tab)ÜFür diesen Eintrag ein Synonym, Antonym oder eine Übersetzung eintragen (Mitglieder, neuer Tab) Nur möglich nur für angemeldete Mitglieder. "Gefasst sein" bedeutet "innerlich gesammelt und vorbereitet, trotz Gefahr oder Not beherrscht", bezieht sich also meist auf etwas Unangenehmes. Insofern ist das letzte Beispiel als Ironie zu werten. Siehe auch "sich auf etwas gefasst machen"; zu "fassen" siehe auch "sich kurzfassen", "etwas ins Auge fassen", "(festen) Fuß fassen" tun / machen können, was man will |