Baby 6 Monate lässt sich nur von Mama ins Bett bringen

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Warum Kinder oft nur auf Mamas Arm wollen


Gar nicht so selten kommt es vor, dass Babys anfangen zu weinen und zu schreien, wenn sie auf dem väterlichen statt dem mütterlichen Arm sind. Sehr oft ist es so, dass Kleinkinder wie um ihr Leben brüllen, wenn sie von ihrem Papa ins Bett gebracht werden und sie geben nicht eher Ruhe, bis die Mama erscheint. So ein Verhalten ist natürlich extrem verletzend für den abgelehnten elterlichen Part - dieser fühlt sich ungeliebt und zurückgewiesen. Manchmal geht das so weit, dass sich das entsprechende Elternteil - größtenteils ist es der Vater - vom Baby oder Kleinkind seinerseits zurückzieht. Das geschieht meist nicht aus Ärger, sondern eher aus Unsicherheit. Denn wenn das Baby einen so vehement ablehnt, sollte man sich ihm weiterhin aufdrängen? 

Warum lehnt mein Baby mich ab? - Die Bindungshierarchie 

Bindung nach der Geburt 


Wie ich in unserem Artikel über die Bindung ausführlich erklärt habe, baut sich diese zwischen den Eltern und dem Baby hauptsächlich innerhalb des ersten Lebensjahres auf. Kommt ein Baby frisch auf die Welt, ist es noch an niemanden gebunden. Es sendet unbewusste Signale aus (Schmatzen, Gähnen, Räkeln etc.) und hofft, dass diese von seinen Bezugspersonen richtig verstanden und beantwortet werden. Die Person, die seine Signale am feinfühligsten erkennt und ihm gibt, was es braucht, wird nach und nach zur Bindungsperson Nummer 1.

Dabei ist es dem Kind egal, ob dies seine Mutter, sein Vater, seine Oma oder sein Opa, sein Geschwisterkind, seine Co-Mama, sein Adoptiv-Papa oder sein Kindermädchen ist. Blutsverwandschaft bringt keine Vorteile, wichtig ist einzig und allein die Tatsache wie gut und schnell sich derjenige kümmert und alle Bedürfnisse des Neugeborenen erkennt. In vielen Fällen ist das einfach die Mutter. Sie ist die allermeiste Zeit mit dem Baby zusammen und wenn sie es auch noch stillt, dann kann sie ihm ein exklusives, wohlig-warmes Kuschelerlebnis bieten, mit dem keine andere Bezugsperson aufwarten kann. 

Die Bindungshierachie 


Der Bindungsforscher John Bowlby hat herausgefunden, dass es eine sogenannte Bindungshierarchie gibt, die im Prinzip wie eine Pyramide aufgebaut ist. An oberster Spitze steht die Bindungsperson Nummer 1 - normalerweise die Mutter (es kann aber auch jede andere Bezugsperson sein). Darunter kommt Bindungsperson Nummer 2 (häufig der Vater oder eins der Geschwister), darunter kommen 3, 4, 5 usw.. Diese Nummer 2 wird von dem Baby oder Kleinkind ebenfalls sehr geliebt, aber - und hier kommt der springende Punkt - eben nicht so abgöttisch, wie Nummer 1.


Das bedeutet, dass das Kind in Situationen, die für es stressig sind oder ihm Schmerzen verursachen, immer die Nummer 1 bevorzugen wird, denn bei ihr reagiert sein Körper am schnellsten mit der Ausschüttung des Glückshormons Oxytocin und die Beruhigung setzt sofort ein. Bei allen anderen Bindungspersonen dauert das Trösten weit aus länger. Es würde letzten Endes auch funktionieren, aber eben erst nach deutlich längerer Zeit. Dabei dauert es bei Nummer 2 nicht ganz so lange, wie bei 3, 4 oder 5.  Bei Personen, an die das Kind noch nicht gebunden ist, scheitert in einem solchen Moment der Tröstversuch meist, es sei denn, diese Person ist besonders feinfühlig und das Kind fasst sofort instinktiv Vertrauen.

Vor diesem Hintergrund ist es durchaus verständlich, warum ein Kind vehement nach der Bindungsperson Nummer 1 schreit, wenn es in Not ist (und Not bedeutet aus Kindersicht auch, ins Bett gebracht zu werden): Haben wir Erwachsene Kopfschmerzen, greifen wir ja auch lieber zu dem Schmerzmittel, das sofort wirkt und nicht erst in einer halben Stunde, wenn wir die Wahl haben. Ist aber nur das Schmerzmittel da, welches in einer halben Stunde wirkt, dann sind wir dankbar, dieses nehmen zu können. Genauso ist es mit Nummer 1 und Nummer 2. Ist Bindungsperson Nummer 1 da, wird sie immer bevorzugt. Ist jedoch nur Nummer 2 da, weil Nummer 1 beispielsweise arbeitet, dann klappt das Trösten und ins Bett bringen auch. Es mag ein bisschen länger dauern und nicht ganz so reibungslos verlaufen, aber es funktioniert. 

Warum trifft es mich so, wenn mein Baby mich ablehnt? 


Ich weiß, wie schwer es ist, nicht sauer zu werden, wenn das eigene Kind nicht zu dir will:  Ich bin bei einer meiner Töchter, Fräulein Ordnung, nur Nummer 2. Es tut verdammt weh und es kränkt das Ego mächtig, scheinbar nicht geliebt zu werden. Mein Impuls war, mich beleidigt zurückzuziehen und "das Kind in Ruhe zu lassen, weil es das ja offensichtlich will". Ihre Ablehnung machte mich richtiggehend sauer und es kostete mich einiges an Kraft, mich darauf zu besinnen, dass das, was ich an Verletzung im Inneren spüre, zwar von ihr ausgelöst wurde, aber nicht von ihr verursacht war.

Baby 6 Monate lässt sich nur von Mama ins Bett bringen

Dieses Gefühl der Kränkung wurde von anderen viel, viel früher in mich gepflanzt; in meiner eigenen Kindheit: Wenn Eltern ihre Kinder nicht bedingungslos lieben, dann verbiegen Babys und Kinder ihr originales Ich, um möglichst nah an das von den Eltern gewünschte Ich heranzukommen. Die Teile des Kindes, die bei den Eltern nicht auf positive Resonanz stoßen, werden im Inneren weggeschlossen und nicht ausgelebt, so dass nicht mehr das originale Ich weiterwächst, sondern ein verbogenes, an die (unbewussten) Wünsche der Eltern angepasstes Ich. Das macht das Kind natürlich nicht absichtlich - es ist eine Überlebensstrategie der eigenen Psyche. Wir sind so hilflos die ersten Jahre nach der Geburt, dass wir alles dafür tun müssen, um von unseren Bindungspersonen geliebt zu werden.

Das Problem an dieser Strategie ist jedoch, dass mit den nicht ausgelebten Teilen unserer Persönlichkeit gleichzeitig eine starke narzisstische Kränkung einhergeht, die ebenfalls in unserem Inneren gespeichert wird. Ebenso wenig, wie wir normalerweise von den nicht ausgelebten Teilen unserer Persönlichkeit wissen, wissen wir, dass da eine tiefe Kränkung in uns schlummert. Werden wir jedoch in späteren Jahren von jemandem - wenn auch nur scheinbar - abgelehnt, dann kratzt das an dieser frühen Kränkung durch unsere Eltern und wir reagieren besonders heftig. Da wir diesen Schmerz nicht (noch einmal) durchleben wollen, ziehen wir uns zurück von demjenigen, der uns offenbar nicht mag. Das ist verständlich und im Falle von Kollegen oder anderen erwachsenen Personen auch nicht weiter problematisch. Schlimm ist diese Rückzugstaktik jedoch dann, wenn es sich um das eigene Kind handelt. Denn je mehr wir uns zurückziehen, desto weiter werden wir uns von unseren Kindern Kind emotional entfernen und unsere Kinder sich von uns!

Ich selbst habe mir immer wieder, wenn meine Tochter weinte, weil ich sie z. B. ins Bett brachte, bewusst gemacht, dass sie mich nicht verletzen will und ihr auch gar nicht klar ist, dass sie mich mit ihrem Verhalten verletzt. Meine Tochter folgte nur ihrem Instinkt, die für ihr Überleben am besten geeignete Person auszusuchen. Sie handelte aus ihrem Bauchgefühl heraus ohne Hintergedanken. Würde ich sie deshalb mit Nichtbeachtung strafen, wäre das nicht nur absolut unfair von mir, ich würde mir auch ins eigene Fleisch schneiden. Denn je stärker ich mich in solchen Momenten von ihr zurückziehe, desto dünner wird das Eis unserer Beziehung. Schaffe ich es nicht, meine eigene Kränkung zu überwinden, dann sende ich ihr immer wieder die Signale: "Ich liebe dich nur, wenn du mich liebst. Ich liebe dich also nicht bedingungslos." Gibt es aber eine oder mehrere andere Personen in ihrem Leben, die sie eben doch bedingungslos (oder zumindest annähernd) lieben, werden diese meinen Platz in der Bindungshierarchie einnehmen. Dann bin ich nicht mehr nur Nummer 2, sondern vielleicht nur Nummer 3 oder 4.... Ich selbst habe es also in der Hand, wie nah ich emotional meinen Kindern komme - und du bei deinen Kindern auch. 

Was kann ich tun, wenn mein Baby mich ablehnt? 


Es ist keine Schande, wenn dein Baby dich scheinbar nicht leiden kann - es bedeutet einfach, dass eine andere Person, die das Baby betreut, ein winziges bisschen feinfühliger war, als du. Oder aus dieser anderen Person fließt warme, süße Milch - damit kannst du leider nicht mithalten. Um nicht den Kontakt zu deinem Kind gänzlich zu verlieren, ist es wichtig, dass du dich auf keinen Fall gekränkt zurück ziehst, wenn dein Baby dich vehement wegschiebt oder dich anbrüllt. Es liebt dich trotzdem. Es liebt dich nur nicht ganz so exklusiv wie Nummer 1.


Es ist daher wirklich immanent, am Ball zu bleiben und sich um das Kind zu bemühen, auch, wenn man scheinbar abgelehnt wird. Gerade dann solltest dich deinem Baby/Kind zuwenden und geduldig herausfinden, was genau es gerade braucht. Wie du weißt, baut sich Bindung über verschiedene Wege auf und da liegt deine Chance: 

Blickkontakt mit dem Baby aufnehmen 


Baby 6 Monate lässt sich nur von Mama ins Bett bringen
Echter, direkter Blickkontakt fördert die Bindung zwischen zwei Menschen stark. Ganz automatisch nehmen wir ein Baby in die En-face-Position, um mit ihm zu kommunizieren. Auch bei älteren Kindern ist es wichtig, sich ihm beim Sprechen zuzuwenden und ihm in die Augen zu schauen. Jede Kommunikation, bei der du abgelenkt bist (z. B. durch Handy, Fernseher, PC, Playstation oder auch Zeitung) ist eine schallende Ohrfeige im Gesicht deines Kindes. Denn es wird sich bei ihm das Gefühl einschleichen, dass es nicht wert ist, dass du dein Handy weglegst und die "wichtigen" Mails von der Arbeit erst später beantwortest. Wenn du mit deinem Kind zusammen bist, sei 100% da. Leg das Handy weg und schau dein Kind an. 

Körperliche Signale des Babys verstehen 


Es ist gar nicht so leicht, an einem Baby oder Kleinkind "abzulesen", was es denn nun eigentlich will. Den früheren Generationen gelang das besser, weil sie in einer Großfamilie auf engstem Raum aufwuchsen und so beim eigenen Heranwachsen mit anderen Kindern in Kontakt kamen und nebenbei lernen konnten, wie die Bezugspersonen auf bestimmte körperliche Signale reagieren.


Schon Babys zeigen ganz genau, ob sie gerade neugierig sind und spielen wollen oder ob ihnen alles zu viel ist und sie Ruhe brauchen. Im ersten Fall schauen sie dich direkt an und gurren und quietschen, um dich zum Spiel aufzufordern. Dann kannst du sie vorsichtig kitzeln, oder eine Rassel (langsam!) vor ihrem Gesicht schütteln. Dreht dein Baby sein Gesicht zur Seite und es bricht den Augenkontakt zu dir ab, hat es erst einmal genug. Bei zu viel Input starrt es eine Weile still Löcher in die Luft (bis zu 45 Sekunden lang) - das Gehirn nimmt sich eine Auszeit, um nicht in die Krise zu geraten.

Lass dein Kind in diesem Moment unbedingt in Ruhe. Nach der Auszeit wird es sich dir wieder zuwenden und dich anlächeln. Jeglicher Versuch, es aus dem Starren herauszuholen durch Ansprache, schütteln oder mit den Fingern vorm Gesicht schnipsen ist absolut kontraproduktiv, weil es die Ruhepause des Gehirns unterbricht. Ignorierst du (unwissentlich) die körperlichen Signale deines Kindes, wird es anfangen zu weinen. Spätestens dann solltest du verstanden haben, dass dein Kind gerade nicht möchte. 

Mit dem Baby sprechen 


Mit dem Kind sprechen ist ebenfalls sehr wichtig, um eine gute Bindung aufzubauen. Aber wie beim Augenkontakt ist es notwendig, dass auch das Sprechen genau auf das Kind abgestimmt ist. Ein Vor-sich-hin-Reden, ohne das Baby anzusehen, bringt rein gar nichts und zu lautes Reden verschreckt das Kind. Wichtig ist, schon ein Baby "ausreden" zu lassen, also mit seinem Brabbeln in Dialog zu treten. Tu einfach so, als würdest du es gut verstehen und antworte ihm:

Baby: "Gurgel, Gurgel, bla?"
Du: "Echt, du meinst Hertha wird diese Saison nicht absteigen? Na du bist ja optimistisch."
Baby:  "Örrö! Blff Pffffff."
Du: "Du wärst glücklich, wenn sie es schaffen? Ja, ich auch. Vielleicht nehme ich dich am Wochenende mal mit ins Stadion."
Baby: "Kräh! Gurgel, Gurgel."
Du: "Natürlich denke ich dann an deine Ohrenschützer, was denkst du denn?!"

Weint dein Kind, ist es wichtig, sein Geschrei in Worte zu fassen. Du könntest es auf den Arm nehmen und beruhigend brummen: "Jaaaa, das doofe Windeln wechseln, das gefällt dir wirklich gar nicht. Da bist du jetzt ganz empört, dass ich das machen musste. Du sagt: 'Ich mag das nicht, Papa!' Es tut mir leid. Du magst das überhaupt nicht. Leider muss es manchmal sein, nicht?" 

Mit dem Baby spielen 


Beim Spielen kommen alle oben genannten Punkte zusammen. Es ist wichtig, auch dabei nicht abgelenkt zu sein, also leg auch hier das Handy weg oder mach den Fernseher aus. Guck dein Kind an - was möchte es gerade spielen? Geh dabei immer nach den Wünschen deines Kindes. Setz dich einfach daneben und beobachte es. Gib ihm nichts vor. Hilf nicht, oder zumindest nicht zu viel. Es ist gut, wenn dein Kleinkind geduldig zehn Mal hintereinander versucht, einen runden Stein in eine eckige Form zu pressen. Es wird allein herausfinden, dass das nicht geht und dabei lernt es mehr, als wenn du ihm voreilig vormachst, wie es geht.

Am allerbesten klappt das Spielen, wenn du einfach neben deinem Kind ebenfalls spielst, am besten mit den gleichen Sachen. Du kannst ruhig ins Spiel versinken, es ist überhaupt nicht wichtig, dass du dabei "pädagogisch wertvoll" agierst. Bau einen Turm oder lass kleine Autos eine Rampe runterfahren, mach einfach das, was dir dem Spielzeug deines Kindes einfällt. Dein Kind wird dich genau beobachten, davon inspiriert werden und es nachmachen.

Bei etwas größeren Kindern, so etwa ab 2 Jahren, wirst du stärker in Interaktion gehen. Dann kannst du Kaufmannsladen spielen und hunderte Male hintereinander Wurst Käse und Milch einkaufen. Du kannst neue Spielanregungen geben, wenn es dir zu langweilig wird, aber achte darauf, ob dein Kind diese auch annimmt. Wenn nicht, bleib bei dem, was das Kind spielen will. Der wichtigste Punkt beim Spielen ist, wirklich da zu sein, also nicht nur körperlich anwesend, sondern auch geistig. Bitte denk nicht an deine Arbeit oder was du einkaufen solltest. Der zweitwichtigste Punkt ist, nicht einzugreifen bzw. dem Kind etwas "beibringen" zu wollen. 

Trösten 


Darüber, wie unglaublich förderlich das Trösten ist, haben wir vor Kurzem schon ausführlich geschrieben. Ich möchte hier aber noch einmal ausdrücklich darauf eingehen,  dass  wir, die wir an Bindungsstelle Nummer 2 stehen, dem Kind Gelegenheit geben sollten, darüber zu trauern, dass Nummer 1 gerade nicht da ist. Wir sollten es in diesem Prozess aktiv durch Trösten unterstützen. 

Baby 6 Monate lässt sich nur von Mama ins Bett bringen


Ein kleines Beispiel: Meine Tochter, Fräulein Ordnung, wacht jeden Morgen auf und ist wirklich untröstlich, dass ihre Nummer 1 nicht mehr da ist. Nummer 1 muss einfach zur Arbeit und verlässt um 6.00 Uhr das Haus. Seit Jahren. Fräulein Ordnung ist beim Aufwachen nicht allein - ich bin da, ihre Schwester und ihr Bruder sind da. Sie liebt uns alle - und doch muss sie weinen. Jeden. Verdammten. Morgen. Das hat mich in der Vergangenheit so wütend gemacht! Warum nimmt sie uns denn nicht an? Warum muss sie weinen, wenn doch der Rest ihrer Familie da ist?

Zunächst versuchte ich, es ihr zu erklären. Dass Nummer 1 eben arbeiten muss, damit wir genügend Geld haben, um hier zu wohnen und das Essen und die Kleidung zu bezahlen. Das half nicht, sie weinte weiter. Irgendwann versuchte ich, zu argumentieren, dass Nummer 1 sie doch dafür am Nachmittag vom Kindergarten abholen würde. War ihr egal. Sie weinte weiter. Ich wurde wütender und sagte: "Aber ich bin doch da! Ich habe dich doch lieb!" Das half wirklich überhaupt nicht. Sie weinte weiter.

Ich kam zu dem Schluss, dass es vielleicht besser wäre, ihr Weinen zu ignorieren. Das machte es eher noch schlimmer. Sie weinte und weinte. Das alles probierte ich aus über einen Zeitraum von Wochen und Monaten. Nichts half. Bis ich (endlich!) auf die Idee kam, sie in ihrer Trauer zu unterstützen und zu verbalisieren, was sie gerade fühlte. Ich mache das ja regelmäßig, wenn meine Kinder wütend sind, aber bei diesem Nummer-1-Herzschmerz war ich selbst zu emotional betroffen (also eifersüchtig) und kam deshalb lange nicht, auf die Idee, es auch hier zu tun.

Ich fing also an, die Tränen von Fräulein Ordnung nicht persönlich zu nehmen. Ich begann, nicht mehr gegen ihre Trauer über Nummer 1 zu kämpfen, sondern diese anzunehmen und zu begleiten. Ich saß also neben ihr und übersetzte ihr weinen mit mitfühlender Stimme: "Du bist so traurig. Du wünschst dir, Nummer 1 wäre jetzt hier und könnte dich in den Arm nehmen. Du willst Nummer 1! Nummer 1 soll bei dir sein und nicht zur Arbeit gehen. Du wünscht dir, dass Wochenende ist und Nummer 1 bei uns sein kann...." - Das half nicht sofort, aber immerhin wurde sie nach einer Weile ruhiger und ich musste sie nicht verheult im Kindergarten abgeben.

Das ermutigte mich, so weiterzumachen. Es wurde langsam besser. Mit jedem Morgen, an dem ich sie tröstete und zeigte, dass ich ihren Schmerz verstehen konnte und nicht beleidigt darüber war, dass ich ihr in diesem Moment nicht genug war, wurde es besser. Sie weinte kürzer. Dann nicht mehr jeden Morgen. Manchmal wacht sie nun sogar lachend auf. Nicht immer - nach Wochenenden oder Urlaub ist es wieder schlimmer. Aber ich habe verstanden. Sie liebt mich. An zweiter Stelle. Ich bin das Schmerzmittel, das nach einer halben Stunde erst wirkt. Aber hey - ich wirke. 

Welche Vorteile hat es, wenn ich nicht Bindungsperson Nummer 1 bin? 


Es ist dir vielleicht auch schon aufgefallen - du bist mit deinen Kindern zuhause und alle spielen harmonisch, fröhlich und ruhig. Sobald aber Nummer 1 nach Hause kommt, ändert sich urplötzlich die Stimmung. Die Kinder werden weinerlich, quengeln viel oder brechen sofort in einem Wutanfall zusammen. Nummer 1 hat kaum einen Schritt in euer Heim getan, schon wird sie von fordernden Kindern überfallen. Du zuckst mit den Schultern und sagst: "Echt, sie waren den ganzen Tag toll drauf. Ich weiß gar nicht, was jetzt los ist...."

Ganz klar - Nummer 1 zu sein hat nicht nur Vorteile. Denn dann bist du zwar der emotionale Hafen deines Kindes, aber du musst es eben auch aushalten, dass sie in deinem Beisein all ihre angestauten Gefühle rauslassen, wenn der innere Stress zu groß wird. Innerer Stress bildet sich auch dann, wenn es in der Zeit, in der Nummer 1 nicht da ist, von Nummer 2 oder 3 betreut wird. Das bedeutet nicht, dass das schlechter Stress ist (ist es nicht!). Es bedeutet, dass das Kind in dieser Zeit nicht völlig es selbst ist, sondern in gewisser Weise "funktioniert". Im Kindergarten zum Beispiel, wenn es dort die Regeln der Gruppe befolgt. Wird es dann am Ende eines Kindergartentages von Nummer 1 abgeholt, dann bricht aus dem Kind meist schon in der Garderobe alles heraus, was es bis dahin (unbewusst) unterdrückt hat. Das Herausbrechen ist gut und wichtig, aber es ist für Nummer 1 natürlich extrem anstrengend. Manche Mutter hat sich schon gefragt, ob ihr Kind sie nicht leiden kann, weil es in ihrem Beisein oft so unausstehlich und nörgelig ist...

Als Nummer 2 wird dir ein solch großer Zusammenbruch in den meisten Fällen erspart bleiben. Klar, auch bei dir kann es sein, dass dein Kind zickig wird oder einen Wutanfall bekommt. In der Regel jedoch ist das Abholen durch dich sehr viel entspannter. In unserem Fall war es so, dass Fräulein Ordnung sogar ihren Kindertanzkurs kündigen wollte, weil sie sich auf dem Weg dorthin nach der Kita mit Nummer 1 immer so furchtbar stritt. Nachdem wir herausgefunden hatte, dass sie zwar eigentlich weiterhin tanzen, aber nicht mehr streiten will, übernehme ich jetzt das Abholen und Hinbringen an diesem Tag. Das klappt wunderbar. Meine Tochter hüpft in der Kita auf meinen Arm, erzählt mir auf dem Weg kichernd von ihrem Tag und zieht sich fröhlich ihre Tanzsachen an. Es ist harmonisch. Wir haben exklusive Mutter-Tochter-Zeit, die unserer Bindung förderlich ist. Eine eindeutige Win-Win-Situation. Nummer 1 sieht sie dann nach dem Tanzkurs zuhause wieder. Meist hat sie den Stress vom Kitatag bis dahin weitestgehend abgebaut, so dass ihr Zusammenbrechen weitaus geringer ausfällt, als direkt in der Kita-Garderobe. Also auch ein Gewinn für Nummer 1! 

Mein Rat an dich - so von Nummer 2 zu Nummer 2 


Dass dein Baby deine/n Partner/in bevorzugt, ist keine bewusste Ablehnung, sondern eine von der Natur eingebaute Überlebensstrategie, für die das Kind nichts kann. Es folgt einzig und allein seinem Instinkt und möchte möglichst 24 Stunden nah bei der feinfühligsten Person seiner Umgebung sein. Damit sichert es seine Versorgung.

Baby 6 Monate lässt sich nur von Mama ins Bett bringen
Das bedeutet aber nicht, dass Nummer 1 das Kind niemals aus den Händen geben sollte, denn es ist wichtig, dass sich auch Bindungen zu anderen feinfühligen Personen aufbauen. Ein wenig Prostest bei der Übergabe von Baby oder Kleinkind an Nummer 2 ist normal und sollte kein Grund sein, das Kind sofort wieder zurück an Nummer 1 zu geben. Das gilt ausdrücklich nicht, wenn das Baby aus Leibeskräften schreit. Dann sollte das Kind selbstverständlich bei Nummer 1 sein, wenn das gerade geht.

Ist das Baby oder Kleinkind aber gerade gut gelaunt, können Bindungspersonen Nummer 2 (3,4,5...) sich mit ihm beschäftigen. Gerade ritualisierte Abläufe helfen dabei. Du kannst zum Beispiel das Kind immer wickeln oder mit ihm das Abendprogramm (Waschen, Zähne putzen, Windel wechseln...) durchführen. Wenn du besonders gut spielen oder vorlesen kannst, dann mach das zu deiner (fast) exklusiven Aufgabe. So schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe: Du entlastest Nummer 1 (glaub mir, es schlaucht ungemein, immerzu ein Kind am Rockzipfel hängen zu haben) und du hast echte, bindungsfördernde Zeit mit deinem geliebten Nachwuchs. Je mehr zu dich einbringst und je älter dein Kind wird, desto wichtiger wird deine Rolle werden. Das klappt aber nur, wenn du dich nicht zickig zurückziehst, weil du denkst, das Baby mag dich nicht. Es liebt dich. Wirklich.

Fräulein Ordnung ist nun fast 5 Jahre alt und kann das ganz gut in Worte fassen, deshalb möchte ich sie hier zum Abschluss zu Wort kommen lassen: 

"Mama, ich habe dich sehr lieb. Aber Nummer 1 habe ich noch viiiiieeeeel lieber.

Auf diesen Artikel gab es sehr viel Resonanz. Wir haben daher unter dem Hashtag #LebenalsNummer2 alle Bloggerpapas und Bloggermamas zu einer Blogparade aufgerufen.


Hier findet ihr die Beiträge: 

Wie bringt man ein 6 Monate altes Baby ins Bett?

Geben Sie ihm die Möglichkeit, allein einzuschlafen Kuscheln Sie mit ihm, bis es schläfrig und müde ist. Legen Sie es hin, bevor es einschläft, und versuchen Sie, es in seinem Bettchen weiter zu beruhigen, indem Sie es noch ein wenig streicheln und leise ein Lied summen.

Warum lässt sich Baby nicht von Papa ins Bett bringen?

Es ist ganz normal, dass Ihr Baby phasenweise eher mal den Papa oder die Mama bevorzugt. Bleiben Sie gerade dann gelassen, kann sich das auch schnell wieder ändern. Sie sollten das also nicht als Wertung Ihrer gesamten Person einschätzen. Ihr Baby hasst Sie nicht.

Was tun wenn 6 Monate altes Baby nicht Schlafen will?

Füttere dein Baby vor dem Schlafengehen und beschäftige dich mit einigen ruhigen Aktivitäten, wie Schaukeln oder Kuscheln, um ihm zu helfen, sich vor dem Schlaf zu beruhigen. Erleichtere deinem Baby das Einschlafen im Bett. Wenn dein Baby Anzeichen von Schläfrigkeit zeigt, wie z.

Wann sollte ein Baby alleine einschlafen können?

Babys in einem Alter von vier bis sechs Monaten schlafen in der Regel schon sehr gut. Die Verdauung ist eingespielt, mögliche Anpassungsschwierigkeiten überwunden und die Kleinen können auch schon Arme und Beine gezielt bewegen. Das perfekte Alter, um den Kleinen das Alleine-Einschlafen anzugewöhnen.