Was ist der unterschied zwischen bereinigt und unbereinigt

Gender Pay Gap ist ein Begriff, der in politischen wie in gesellschaftlich relevanten Diskussionen immer wieder fällt. Und das vorrangig dann, wenn es um das Thema Gleichberechtigung mit all ihren Facetten geht. Doch was genau verbirgt sich eigentlich dahinter? STYLEBOOK erklärt es.

Der Begriff Gender Pay Gap (kurz GPG) bedeutet soviel wie die Lücke (Gap) in der Bezahlung (Pay) der Geschlechter (Gender). Will sagen: Mann und Frauen verdienen im Schnitt unterschiedlich viel, beziehungsweise Mann mehr als Frau. Die Differenz des Durchschnitt-Bruttolohns der Geschlechter pro Stunde im Vergleich zu dem der Männer ist der Gender Pay Gap.

Der ist nicht nur ein Top-Thema in der Politik, sondern findet sich auch in vielen hitzigen Debatten innerhalb der Gesellschaft wieder. Bei der Darstellung wird zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender Pay Gap unterschieden, wobei ganz unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen.

Bereinigter vs. unbereinigter Gender Pay Gap – was ist der Unterschied?

Laut dem Statistischen Bundesamt zeigt der unbereinigte Gender Pay Gap den Unterschied zwischen dem Durchschnittsverdienst der Geschlechter. Hier werden Vollzeit-Arbeitnehmer genauso mit eingerechnet wie Teilzeit-Arbeitende, Mini-Jobber und Menschen in der Ausbildung – es geht schlicht um den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen.

Der bereinigte Gender Pay Gap ist differenzierter, hier werden vergleichbare Bruttostunden-Löhne der Geschlechter gegenübergestellt. Das bedeutet, dass Verdienstunterschiede, die bestehen, weil strukturelle Unterschiede vorliegen, ausgeklammert werden. Mit strukturellen Unterschieden sind unter anderem Faktoren wie die Wahl des Berufs, der Arbeitsumfang, die Qualifikation, der Bildungsstand und die Arbeitserfahrung gemeint. Entsprechend ist der bereinigte Gender Pay Gap um einiges kleiner als der unbereinigte und gibt einen (prozentualen) Hinweis darauf, wie stark Frauen bei der Bezahlung vom Arbeitgeber benachteiligt werden.

Wo steht Deutschland in der finanziellen Gleichberechtigung?

In Deutschland liegt der unbereinigte Gender Pay Gap laut Statistischem Bundesamt aktuell bei 20 Prozent: Frauen verdienen im Schnitt 17,72 Euro pro Stunde (brutto), Männer 22,16 Euro – die Differenz liegt also bei 4,44 Euro. Vergleicht man West und Ost, fällt auf, dass es deutliche Unterscheide gibt: In Westdeutschland liegt der Gender Pay Gap bei 21 Prozent, im ehemaligen Osten bei nur 7 Prozent.

Drei Viertel dieser 20-Prozent-Lücke werden mit strukturbedingten Faktoren erklärt. So arbeitet laut Statistischem Bundesamt knapp die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen zwischen 20 und 64 Jahren in Teilzeit, bei den Männern sind es lediglich 9 Prozent. Viele der Teilzeit-arbeitenden Frauen tun das, weil sie sich den Rest der Zeit um Kinder oder Pflegebedürftige kümmern (31 Prozent) oder andere „familiäre oder persönliche Verpflichtungen” haben (17 Prozent). Der bereinigte Gender Pay Gap, bei dem diese Faktoren ausgeklammert werden, liegt hingegen in Deutschland aktuell bei 6 Prozent.

Im EU-Vergleich liegt Deutschland extrem weit hinten, nur in Estland und Tschechien ist die Differenz der Gehälter von Frauen und Männern noch größer. Auf den ersten beiden Plätzen rangieren Rumänien und Italien mit 5 Prozent Gender Pay Gap, gefolgt von Luxemburg und Belgien mit 6 Prozent.

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Warum verdienen Frauen weniger als Männer?

Dass wir im EU-Vergleich in Sachen Gender Pay Gap so schlecht abschneiden, ist insofern verwunderlich, als dass Deutschland ganz klar zu den Wohlstandsländern in der Union zählt. Erklären lassen sich die 20 Prozent vor allem am Gesellschaftskonstrukt: Frauen etwa arbeiten öfter in typischen „Frauenberufen” wie Kinderbetreuung, Krankenpflege, Friseur und Kosmetik sowie im Einzelhandel – und damit in schlechter bezahlten Branchen. In Branchen, die von Männern dominiert werden, ist der Gender Pay Gap tendenziell geringer, wobei Führungspositionen insgesamt nach wie vor meist in Männerhand sind.

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Neben den Frauenberufen gilt auch die (unbezahlte) Familienarbeit als Frauendomäne – auch im Jahr 2020 zeichnen sich vorrangig Frauen für die Kindererziehung oder für die Pflege von Eltern, Großeltern und Co. verantwortlich. Damit hängt häufig auch das Teilzeitmodell zusammen, das viele Mütter anstreben.

Ungleicher Lohn für gleichwertige Tätigkeit – der Gender Pay Gap ist noch immer allgegenwärtig. Woher die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen kommt und wie sie europaweit berechnet wird, zeigen wir Euch in diesem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis: 

Was ist der unterschied zwischen bereinigt und unbereinigt

Ursachen für den Gender Pay Gap

Last but not least – welche Ursachen führen überhaupt zum GPG? Anfangen können Gehaltsunterschiede schon bei geschlechtsspezifischer Wahl von Branche und Beruf. Auch psychologische Aspekte und Rollenbilder sorgen immer wieder für Nachteile bei Verhandlungen oder gar beim Erklimmen der Karriereleiter.  Spätestens aber, wenn sich eine Frau für Kinder entscheidet, kommt es zu Erwerbsunterbrechung und nicht selten auch auf lange Sicht zu Teilzeitbeschäftigungen.

Berufswahl

Frauen arbeiten häufiger in sozialen und personennahen Berufen, die geringer entlohnt werden. Die Berufs- und Branchenwahl ist somit ein großer Aspekt, der den Gender Pay Gap fördert.

Familie

Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit als Männer. Diese Reduzierung der Erwerbstätigkeit ist nicht selten familienbedingt. Wer sich als Frau für die Familienplanung entscheidet, geht auch eine Unterbrechung des Arbeitslebens ein und einen späteren Wiedereinstieg in Teilzeit. Darüber hinaus entscheiden sich Frauen häufiger dazu Angehörige zu pflegen. Die Folge sind Einbußen bei Lohn- und Einkommensentwicklung bis in die Rentenphase.

Karrierechancen

Frauen in Führungspositionen sind noch immer unterrepräsentiert. Zum einen liegt das daran, dass Frauen bei Beförderungen häufiger übergangen werden oder ihnen eine Position nicht zugetraut wird. Auch hier wird die Vereinbarkeit von Familie und Führung in Relation gestellt. Obwohl Frauen (statistisch gesehen) heute besser ausgebildet sind als Männer, erklimmen sie dennoch seltener die Karriereleiter.

Rollenbilder und deren Einfluss

Gesellschaftliche Rollenbilder beeinflussen Menschen in ihrem Handeln und Denken. Oft wird dadurch auch die Arbeitsleistung und Einstellung geschlechtsspezifisch unterschiedlich bewertet und anerkannt. Die Vermittlung von Geschlechterrollen beginnt dabei schon – bewusst und unbewusst – in der Kita, in der Schule, bei der Berufswahl, in der Ausbildung und auch im Arbeitsleben.

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    Was ist die bereinigte Lohnlücke?

    Der bereinigte Gender Pay Gap ist daher als Obergrenze für Verdienstdiskriminierung zu verstehen. Methodische Hinweise: Unbereinigter und bereinigter Gender Pay Gap: Der Gender Pay Gap beschreibt die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Frauen und dem von Männern.

    Wie berechnet man den bereinigten Gender Pay Gap?

    Zur Berechnung der bereinigten Lohnlücke werden strukturelle Faktoren abgezogen, etwa die Unterschiede bei Berufen, Beschäftigungsumfang, Bildungsstand und die Tatsache, dass Frauen seltener Führungspositionen innehaben als Männer. Erwerbsunterbrechungen werden bei der bereinigten Lohnlücke jedoch nicht berücksichtigt.

    Warum Unbereinigter Gender Pay Gap?

    Unbereinigter Gender Pay Gap Hier wird der Durchschnittsverdienst von Männern und Frauen über alle Branchen und alle Positionen analysiert. Der unbereinigte Gender Pay Gap dient als Kernindikator fortbestehender gesellschaftlicher Ungleichbehandlungen von Frauen im Erwerbsleben.

    Wie hoch ist der bereinigte Gender Pay Gap in Deutschland?

    Basis der aktuellen Studie "Equal Pay 2021" sind 143.975 Gehaltsdatensätze aus der eigenen Datenbank. Demnach beträgt die unbereinigte Entgeltlücke in Deutschland derzeit 22,2 Prozent (Vorjahr: 23,5) und die bereinigte 5,1 Prozent (Vorjahr: 7,5).