Wort zum Tage, 08.02.2016 Show von Pfarrer Christoph Seidl aus Regensburg „Ich heb’ ab, nichts hält mich am Boden, alles blass und grau Ich hab' Zeit und Raum verloren, hier oben, wie ein Astronaut“ [1] Das Lied „Astronaut“ von Sido und Andreas Bourani passt für mich gut zum heutigen Rosenmontag: abheben, ausgelassen sein, weit weg vom grauen Alltag. Aber das Lied hat noch einen anderen Hintergrund: Von oben sieht man vieles nicht, was hier unten das Leben bedrückt: das Schicksal der Flüchtlinge, die Kriege, die Gewalt, der grobe Umgang mit Umwelt und Tieren. Manches ist zum Davonlaufen! Vielleicht aber wäre es gut, alles einmal aus einer gewissen Distanz anzuschauen und neu die eigene Verantwortung dafür zu erkennen. Ich denke an einen französischen Schriftsteller, dessen Geburtstag heute im Kalender steht: Jules Verne, er lebte von 1828 bis1905. Bekannt wurde er vor allem durch seine Reise- und Abenteuer-Romane, wie die „Reise um die Erde in 80 Tagen“ (1872) oder „Von der Erde zum Mond“ (1865). Vielleicht gab es im 19. Jahrhundert nicht nur durch die Technikbegeisterung, sondern auch durch viele schwere Alltagserfahrungen eine ähnliche Sehnsucht danach, sich davon zu machen und abzuheben. Von Jules Verne stammt das Wort: „Wenn ein Mensch zu anderen Himmelskörpern fliegt und dort feststellt, wie schön es doch auf unserer Erde ist, hat die Weltraumfahrt einen ihrer wichtigsten Zwecke erfüllt.“[2] Das deckt sich mit einem weiteren Vers aus dem Lied „Astronaut“: „Und beim Anblick dieser Schönheit, fällt mir alles wieder ein / Sind wir nicht eigentlich am Leben, um zu lieben und zu sein?“[3] Abheben ist wohl zwischendurch wirklich notwendig, um für die vielfältigen Herausforderungen des tatsächlichen Lebens wieder einen neuen Blick zu gewinnen. Natürlich fällt mir dabei ein, was alles zu tun und noch immer nicht erledigt ist. Aber ich nehme auch wieder einmal wahr, dass das Leben an sich etwas Wunderschönes ist – „zu lieben und zu sein.“ Dieser Gedanke steckt auch in der biblischen Szene der Bergpredigt. Da sind Menschen auch gerade abgehoben – hinaufgestiegen auf einen Berg, dem biblischen Ort der Gottesbegegnung. Abgehoben vom Alltag mutet Jesus seinen Zuhörern damals etwas Unglaubliches zu: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.“ (Mt 5,48). Abheben und überlegen, wozu wir Menschen eigentlich da sind: zu lieben und zu sein. [1] http://www.magistrix.de/lyrics/sido-feat-andreas-bourani/Astronaut-1231320.html (19.1.2016 – 3 Zeilen) [2] http://gutezitate.com/zitat/115296 [3] http://www.magistrix.de/lyrics/sido-feat-andreas-bourani/Astronaut-1231320.html (19.1.2016 – 2 Zeilen) « zurück zur Übersichtnach oben ↑
« zurück zur ÜbersichtDieser Beitrag wurde am 08.02.2016 gesendet. Über den Autor Pfarrer Christoph Seidl
Mehr über Christoph Seidl »» Autoren-Suche | » Beitrags-Suche Ein Montag im August, wir befinden uns im Kommentarbereich von Sidos Facebook-Seite. Sido hat eine neue Single, »Astronaut« heißt sie und ist aus dem Stand auf Platz Eins der Charts gelandet. Es ist Sidos erster Nummer-Eins-Hit. Was man ja irgendwie kaum glaubt – der Mann ist seit elf Jahren im Geschäft und sitzt fast genauso lang in Popstar-Jurys, Talkshows und WM-Woks. Aber erst jetzt, zum ersten Mal, die große Eins. Frage: Warum jetzt? Frage zwei: Warum schimpfen die Fans? Die Antwort auf beide Fragen ist der Mann, der den Refrain singt: Andreas Bourani. Das ist der, der letzten Sommer vor und während und nach jeder WM-Übertragung der ARD »Ein Hoch auf uns« in die Wohnzimmer und Fanmeilen der Republik schmetterte. Bourani wurde über Nacht zum Hofbarden Deutschlands, was unter anderem daran liegt, dass seine Musik immer so klingt, als würde er sie auf einer Klippe in einem Gemälde von Caspar David Friedrich aufnehmen: feierlich, gerührt und seltsam staatstragend. doc-1c91u7i346 Externer Inhalt: DailymotionUm Ihre personenbezogenen Daten zu schützen, haben wir das automatische Laden der Inhalte von Dailymotion blockiert. Wenn Sie Inhalte dieses Anbieters künftig auf SZ-Magazin.de anzeigen möchten, stimmen Sie bitte den unten genannten Bedingungen zu. (Sie können an dieser Stelle jederzeit Ihre Zustimmung widerrufen.) Zustimmen und laden Ich bin einverstanden, dass ich diesen Inhalt angezeigt bekomme und dadurch meine personenbezogenen Daten an den Betreiber des Portals, von dem der Inhalt stammt, weitergegeben werden, so dass dieser mein Verhalten analysieren kann. Weitere Informationen finden Sie im Bereich Datenschutz. Sido - Astronaut (feat. Andreas Bourani) Was erst mal gut ist für Sido: Der muss nur noch ein paar sozialkritisch klingende Phrasen drumherum rappen (»Ertränken Sorgen und Probleme in ‘nem Becher voll Wein / Mit einem Lächeln aus Stein, uns fällt nichts Besseres ein«), schon wird ein Schuh draus, in den die meisten Deutschen sehr begeistert reinschlüpfen. Hurra, WM-Nostalgie feat. diffuse Krisenlyrik! Das Muster, dem Sido und Bourani hier folgen – handwarmer Rap kombiniert mit geschmeidigem Soul-Refrain – hat sich im Frühsommer schon bewährt: »See You Again« von Wiz Khalifa und Charlie Puth stand wochenlang auf der Eins. Diejenigen von Sidos Fans, die immer noch denken, er mache Straßenrap, finden das nun erwartbarerweise doof. Das bisschen Imageverlust nimmt Sido für Platz eins aber in Kauf. Für Bourani wiederum, der ja immer noch relativ neu im Geschäft ist, poliert die Zusammenarbeit das etwas biedere Image: die Fans auf seiner Facebook-Seite sind einhellig begeistert über die Kollaboration mit dem Rapper. Was Sidos wütende Fans offenbar vergessen: Er hat das gleiche schon bei seinem letzten Album probiert, der Song »Einer dieser Steine« war fast baugleich mit »Astronaut«. Reichte damals aber nicht für Platz Eins. Vielleicht, weil der damalige Refrainsänger Mark Forster zu unbekannt war. Der National-Bourani ist da natürlich der nächste logische Schritt - noch mehr auf Nummer sicher hätte Sido eigentlich nur gehen können, wenn er Helene Fischer engagiert hätte. Immerhin, das bleibt uns nun vermutlich erspart. Foto: Murat Aslan / Universal Music Erinnert an: letzten Sommer Foto: Murat Aslan / Universal Music Wie ist das Lied Astronaut entstanden?Die ersten beiden Strophen werden von Sido gerappt, der Refrain und die dritte Strophe von Bourani gesungen. Inhaltlich geht es darum, wie ein Mensch die Erde aus dem Weltraum betrachtet und sich der Sinnlosigkeit von Krieg, Not und Elend auf seinem Heimatplaneten bewusst wird.
Wann ist das Lied Astronaut rausgekommen?CD-Single. |