Was passiert bei Delisting von Alibaba

Regulatorische Änderungen sind kein Grund für Panikverkäufe. Trotzdem sollten China-Anleger sich mit den Risiken potenzieller US-Delistings befassen und einen Plan B entwickeln. Aktuelle Entwicklungen, mögliche Szenarien und Wege der Risikominimierung.

Auf dem G7-Gipfel im Juni sprach US-Präsident Joe Biden vom „Wettstreit mit Autokraten“. Er wirbt unter Amerikas Verbündeten um eine gemeinsame Linie im Umgang mit Chinas kommunistischer Partei. Bereits in den Trump-Jahren begann eine neue Ära in der US-amerikanischen Außenpolitik, die das von Richard Nixon 1972 begründete freundliche Verhältnis zu China beendete.

Vor diesem Hintergrund sorgen sich Anleger um ein mögliches Delisting chinesischer Aktien von US-Börsen. Der im letzten Jahr vom US-Kongress verabschiedete „Holding Foreign Companies Accountable Act“ zwingt ausländischen Firmen Offenlegungspflichten auf, wenn sie ihre Aktien an US-Börsen listen wollen. Dadurch würden US-Behörden Zugang zu Prüfungsunterlagen lokaler Wirtschaftsprüfer in China erhalten. Das verstößt allerdings gegen chinesische Vorschriften, die den Versand von Prüfungsunterlagen ins Ausland ausschließen. Chinesische Emittenten stecken deshalb in einer Zwickmühle. Noch ist unklar, wie strikt US-Regulatoren die neuen Regelungen in der Praxis umsetzen werden.


Risiken für Privatanleger

Derzeit sind circa 250 chinesische Unternehmen in der Form von American Depository Receipts (ADRs) an US-Börsen gelistet, mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt über zwei Billionen US-Dollar. Sollte ein ADR das US-Listing verlieren, würden Privatanleger und Fonds die betroffenen Aktien abstoßen. Die Eigentümer könnten die verbleibenden Anleger dann günstig aus dem Unternehmen herauskaufen, das Unternehmen privatisieren und anschließend an einer Börse in Asien einen neuen Börsengang durchführen.

Wie ein Delisting abläuft, konnten Anleger bereits Anfang des Jahres beobachten: Aufgrund einer Executive Order von Donald Trump wurden die Aktien von China Mobile von der New York Stock Exchange genommen. Während institutionelle Investoren ihre US-ADRs in Hongkong-gelistete Aktien konvertieren konnten, wurde US-Privatanlegern diese Möglichkeit nicht geboten. Sie konnten ihre Aktien zwar behalten, aber praktisch nur noch schwer verkaufen. In manchen Fällen, zum Beispiel, wenn die betroffenen Firmen mit dem chinesischen Militär in Verbindung stehen, dürfen US-Anleger die Aktien weder im außerbörslichen Markt noch auf ausländischen Börsen handeln. Diese Handelsverbote gelten allerdings nur für US-Bürger, deutsche Anleger könnten gegen eine Umtauschgebühr ihre Aktien auf einen anderen Börsenplatz übertragen – sofern sie Zugang zu diesen Börsen haben und die Aktien dort überhaupt gelistet sind.


Risikofaktor VIE-Regulierung

In der Praxis halten internationale Anleger oft nicht direkt chinesische Aktien. Die chinesische Regierung untersagt ausländische Investitionen in bestimmte Branchen wie zum Beispiel Internetfirmen. Deshalb betreiben Unternehmen wie JD.com Offshore-Vehikel, sogenannte Variable Interest Entities (VIE). Diese VIEs sind außerhalb Chinas registriert, befinden sich im Privatbesitz chinesischer Staatsbürger und dürfen somit Anteile an chinesischen Firmen halten. Ausländische Investoren können wiederum Anteile der VIEs halten und investieren somit indirekt in die zugrundeliegenden chinesischen Aktien.

In diesem Fall ist also die chinesische Firma nicht direkt an einer US-Börse gelistet, sondern lediglich die VIE. Somit müssten die chinesischen Unternehmen ihre Bücher nicht offenlegen, sondern lediglich das Offshore-Vehikel. Da das nicht im Sinne des US-Gesetzgebers ist, ist unklar, wie Regulatoren in der Praxis mit VIEs umgehen werden. Außerdem sind VIEs auch nicht im Sinne der chinesischen Kapitalkontrollen, weshalb sich vonseiten Pekings zunehmend regulatorische Bedenken gegen diese Vehikel abzeichnen.


Emittenten und Anleger positionieren sich

Aufgrund der regulatorischen Risiken bemühen sich chinesische Firmen nun um Zweitlistings in Asien. Institutionelle Investoren, die über die Börse in Hongkong oder auf dem chinesischen Festland Aktien kaufen können, konvertieren ihre Anteile. Die Handelsvolumen chinesischer Aktien werden sich deshalb zunehmend von New York nach Asien bewegen. Deshalb ist auch der iShares MSCI China A-Shares, der in China-gelistete Aktien investiert, in den letzten drei Monaten um sieben Prozent gestiegen. Der Invesco Golden Dragon China ETF, der US-ADRs hält, ist hingegen um 13 Prozent gefallen.

Es bleibt allerdings fraglich, wie wahrscheinlich Delistings trotz politischer Drohgebärden wirklich sind, denn ein US-Exodus chinesischer Firmen würde vor allem US-amerikanischen Interessen schaden. So sind zum Beispiel BlackRock und Vanguard unter den Top-Anteilseignern an Alibaba und Baidu. Alphabet und Walmart halten jeweils beträchtliche Anteile an JD.com und die New York Stock Exchange verdient kräftig am Handelsvolumen chinesischer Papiere. Dass die US-Regierung kompromissbereit ist, zeigt sich auch an der drei-Jahresfrist, die den Emittenten gesetzt wurde. Damit haben sie bis zum Jahr 2025 Zeit, um die Regeln umzusetzen.

Trotzdem sollten Anleger die regulatorischen Entwicklungen unbedingt im Auge behalten, um böse Überraschungen zu vermeiden. Eine Möglichkeit, Delistings zu umgehen, ist China-Aktien oder -ETFs an US-Börsen ganz zu vermeiden und sie stattdessen an Börsen außerhalb der USA zu kaufen. In vielen Schwellenländer-Indizes sind US-ADRs enthalten; Anleger sollten ihre Produkte daraufhin überprüfen. Auch aktiv verwaltete Produkte bieten einen Ausweg, denn sie haben oft einen Fokus auf China-gelistete Aktien. Fest steht: China bleibt weiterhin ein attraktiver Wachstumsmarkt, aber die regulatorischen Risiken steigen. Damit werden China-Anleger in Zukunft leben müssen.

Was passiert mit meinen Aktien nach einem Delisting?

Die Zulassung zum Börsenhandel wird demnach widerrufen. Das Delisting ist ein Vorgang im Rahmen des Verwaltungsrechts. Der Börsenrückzug hat zurFolge, dass der Handel dieser Wertpapiere nicht mehr an der Börse stattfindet, sodass es keine Börsennotierung bzw. Börsennotiz mehr gibt.

Wie wahrscheinlich ist ein Delisting von Alibaba?

Am Freitag veröffentlichte die SEC eine Liste mit chinesischen Aktien, denen ein Delisting von den US-Aktienmärkten drohen könnte. ... Behandelte Werte..

Wird sich Alibaba Aktie wieder erholen?

So legte der Kurs vergangene Woche innerhalb eines Tages 37 Prozent zu. Am Dienstag nun kündigt der chinesische Internetkonzern weitere Aktienrückkäufe an. Demnach soll das bis März 2024 laufende Rückkaufprogramm nach bislang 15 Milliarden auf 25 Milliarden US-Dollar (22,8 Milliarden Euro) aufgestockt werden.

Wird Alibaba Delisted?

NEW YORK (IT-Times) - Chinesische Behörden wollen mit den USA enger zusammenarbeiten, um ihren Technologiekonzernen weiterhin Zugang zu den US-Börsen zu gewähren, doch die SEC setzt nun Alibaba auf die Delisting-Liste. Die Alibaba Group Holding Ltd.