Was passiert bei einer inflation mit meinem kredit

Des einen Leid, des anderen Freud? Sparer stöhnen über die Wirtschaftskrise und die Inflation: Steigen Zinsen nicht im selben Maße wie die Inflationsrate, lohnt es sich kaum noch, Geld anzulegen. Für Schuldner können die niedrigen Zinssätze dagegen ein Vorteil sein. Viele Schuldner fragen sich „Was passiert mit meinen Schulden bei einer Inflation?“ Welche Vorteile und Nachteile eine Hyperinflation für Schuldner hat, zeigt schulden-bremse.de.

Die Hyperinflation

Eine Hyperinflation ist ein sprunghafter Anstieg des Preisniveaus und eine daraus folgende praktische Entwertung des Geldes. In der Geschichte gab es eine Hyperinflation zum Beispiel in den Jahren 1922/1923. Bei der Beantwortung der Frage „Was passiert mit meinen Schulden bei einer Inflation“ hilft daher ein Blick in die Vergangenheit. Bereits damals gab es durch die Inflation Gewinner und Verlierer. Zu den Verlierern gehörten alle, die fixe, nicht schnell zu ändernde Geldeinkünfte erhielten, sowie Kreditgeber, die ihre Zinsen nicht an die Inflationsrate anpassen konnten. Zu den Gewinnern gehörten diejenigen, die einen günstigen Kredit aufnehmen und dafür dauerhafte Sachwerte wie Immobilien oder Edelmetalle kauften.

Die damalige Situation lässt sich nicht vollständig auf die heutige Lage übertragen. Doch auch heute können Kreditnehmer gegebenenfalls von einer starken Inflation profitieren.

Inflation und Kredite – wie hängen sie zusammen?

Der Zusammenhang zwischen Krediten und Inflation gestaltet sich wie folgt: Kreditgeber wollen mit der Vergabe von Krediten Gewinne machen. Dazu erheben sie Zinsen auf das verliehene Geld, die mindestens so hoch wie die Inflationsrate ist. In der Regel sind die Kreditzinsen höher, um nicht nur die Inflationsrate auszugleichen. Kreditgeber beziehen daher die Inflationsrate in die Preisgestaltung ihrer Kreditprodukte mit ein.

Kommt es zu einer unerwartet starken Inflation, können die direkten Folgen für Kreditnehmer positiv sein: Bei der Preisbildung ist die hohe Inflationsrate meist nicht berücksichtigt worden. Kredite werden für Kreditnehmer daher in Zeiten starker Inflation billiger. Vor allem profitieren Verbraucher, die Kredite mit einer geringen Tilgungsrate wählen. Je geringer die Tilgung, umso höher der Anteil der Zinsen; und genau dieser Zinsanteil wird in Zeiten einer unerwartet starken Inflation billiger.

Für Verbraucher, die Kredite mit fester Zinsrate gewählt haben, hat eine unerwartet hohe Inflation Vorteile. Eine starke Inflation kann im Extremfall sogar zu einer negativen Realverzinsung führen. Verbraucher mit Krediten mit variablen Zinssätzen profitieren weniger, da die Kreditinstitute die Zinssätze an die Inflation anpassen können. Dadurch wird der Kredit eher teurer als billiger.

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Keine Entschuldung durch Inflation

Eine unerwartet hohe Inflationsrate kann für Kreditnehmer und andere Schuldner also vorteilhaft sein – da sie weniger Zinsen bezahlen müssen. Lautet die Antwort auf die Frage „Was passiert mit meinen Schulden bei einer Inflation?“ also: Sie werden geringer? Schön wäre es, dem ist allerdings nicht unbedingt so.

Inflation bedeutet auch, dass die Lebenshaltungskosten steigen. Lebensmittel, Energie, Produkte des täglichen Bedarfs werden teurer. Gleichzeitig müssen auch Unternehmen mehr für Rohstoffe bezahlen. In Zeiten starker Inflation kann es daher zur Reduzierung von Arbeitszeiten oder sogar Entlassungen kommen – wodurch Verbraucher noch weniger Geld in der Tasche haben. Die Tilgung von Schulden wird in diesen Fällen schwieriger, selbst wenn die Zinssätze geringer werden. Nachteile entstehen vor allem für Schuldner, die eine hohe Tilgungsrate begleichen müssen.

Die Frage „Was passiert mit meinen Schulden bei einer Inflation“ lässt sich also nicht so leicht beantworten. Eine unerwartet starke Inflationsrate kann zur Entschuldung führen, wenn die Zinsen nicht im gleichen Maße ansteigen. Dafür sind allerdings plötzliche Inflationsraten von 15 Prozent und mehr notwendig. Die allgemeine, schleichende Inflation ist für Schuldner kaum zu spüren. Darüber hinaus steht zu erwarten, dass bei einem plötzlichen Wirtschaftscrash und folgender Hyperinflation auch der Staat eingreifen wird.

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Verbraucher spüren es derzeit in ihrem Geldbeutel: Lebensmittel, Treibstoff und Energie sind deutlich teurer geworden. Das Bundesamt für Statistik beziffert die Inflationsrate für Juli 2022 auf 7,5 Prozent. Die Energiekosten sind im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 35,7 Prozent gestiegen, die Preise für Lebensmittel sind um 14,8 Prozent.

Wie wirkt sich eine derartige Inflation auf private Schulden aus?

Inflation: Ursachen und Bedeutung

Als Inflation bezeichnet man einen Prozess, bei dem das Preisniveau innerhalb einer Volkswirtschaft steigt und sich die Kaufkraft des Geldes verringert. In Folge können sich Verbraucher für ihr Geld weniger leisten.

Die Ursachen für eine Inflation sind vielfältig. Bereits die Corona-Pandemie hat zu einem knapperen Angebot an Rohstoffen geführt. Geopolitische Spannungen wie der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben nun zur Folge, dass Russland weniger Gas nach Europa liefert und die Energiekosten in die Höhe schnellen.

Hyperinflation in der Historie

Ein Blick in die Geschichte zeigt, welche schwerwiegenden Folgen eine immer weiter steigende Inflationsrate haben kann. Die Weimarer Republik gibt ein Beispiel für die sogenannte Hyperinflation. Im Ersten Weltkrieg verloren die Deutschen ihr Vermögen. Um die Kaufkraft aufrecht zu erhalten und die geforderten Reparationszahlungen leisten zu können, druckte die Zentralbank immer mehr Geld nach. Da das Angebot an Produkten jedoch unverändert gering blieb, explodierten die Preise. Am 23. Dezember 1923 kostete ein Liter Milch so ganze 360 Milliarden Mark.

Politische Misswirtschaft und der Einbruch des Ölpreises führten Venezuela in eine Hyperinflation, die bis heute anhält. 2020 ließ der Staat sogar eine Eine-Million-Banknote drucken, bevor die Regierung den Bolivar schließlich um sechs Nullen abwertete.

Kreditnehmer können profitieren

Wie wirkt sich die Inflation nun auf private Schulden aus? Verbraucher mit bestehenden Ratenkrediten können von einer steigenden Inflationsrate durchaus profitieren. Damit Banken ihre Kosten ausgleichen können und an der Kreditvergabe verdienen, liegen Kreditzinsen in der Regel über der Inflationsrate. Eine unerwartet hohe Preisbildung wird bei der Berechnung der Kreditzinsen jedoch meist nicht berücksichtigt.

Im Extremfall kann eine starke Inflation sogar zu einer negativen Realzinsentwicklung führen. Vorteilhaft ist eine hohe Inflationsrate daher vor allem für Verbraucher, die sich für einen Ratenkredit mit fester Zinsrate und geringer Tilgung entschieden haben. Ihre Kredite werden rein rechnerisch billiger.

Preisanstiege belasten den Niedriglohnsektor

Mit der Entwertung des Geldes verlieren auch Schulden an Wert. Dennoch können sich nur die wenigsten Schuldner über eine hohe Inflationsrate freuen. Die Einkommen steigen meist nicht im selben Maße wie die Lebenshaltungskosten. Um ihre höheren Ausgaben zu decken, reduzieren viele Unternehmen zudem die Arbeitszeiten oder entlassen Mitarbeiter. Zugleich verliert angespartes Vermögen an Kaufkraft.

Hart trifft die Inflation insbesondere den Niedriglohnsektor. Geringverdiener können kaum mit steigenden Löhnen rechnen. Eventuell kann bereits die nächste Nebenkostenabrechnung nicht mehr aus eigener Tasche bezahlt werden. Das Risiko einer Überschuldung steigt.

Im Gegensatz zu bestehenden Ratenkrediten sind neu aufgenommene Darlehen allerdings nicht mehr zu günstigen Zinssätzen zu bekommen. Die EZB hat zum ersten Mal seit 2016 den Leitzins erhöht. Kreditinstitute geben diese Kosten direkt an Verbraucher weiter.

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Hohe Inflationsraten bergen das Risiko gesellschaftlicher Verwerfungen

Eine starke Inflation birgt noch ein weiteres Risiko: Verliert Geld an Wert und Verbraucher müssen sich verschulden, während wenige Reiche profitieren, steigt die Unzufriedenheit mit der Politik. Einige Parteien machen sich dies zunutze, indem sie vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen. Eine hohe Inflationsrate kann daher zu einer Radikalisierung der Gesellschaft führen.

FAQ

Was passiert mit meinem Kredit bei einer Inflation?

Die vertraglich festgelegten Kreditkonditionen bleiben auch während einer Inflation bestehen. Kreditnehmer zahlen weiterhin die vereinbarte Rate zum festgelegten Zinssatz. Während andere Kosten steigen, bleiben die Kreditkosten gleich. Eine Ausnahme besteht lediglich bei Ratenkrediten mit flexiblen Zinssätzen. Diese können von der Bank an die steigende Inflationsrate angepasst werden.

Was passiert mit Schulden, wenn das Geld nichts mehr wert ist?

Während einer Inflation verlieren Schulden im selben Maße an Wert wie das Geld. Ist Geld tatsächlich nichts mehr wert, könnte es so zur Entschuldung kommen. In der Praxis sind dafür jedoch plötzliche Inflationsraten von 15 Prozent und mehr notwendig und die Zinssteigerung muss unterhalb der Inflationsrate liegen.

Werden Schulden bei einer Inflation weniger?

Rein rechnerisch ja. Wer sich heute 1.000 Euro leiht, hat auch dann noch genau 1.000 Euro Schulden, wenn Preise und Löhne steigen. Diese 1.000 Euro sind dann allerdings weniger wert.

Was passiert mit den Schulden bei einer Deflation?

Deflation bezeichnet das Gegenteil der Inflation, den Preisverfall. Die nominale Höhe der Schulden und geschuldeten Zinsen bleibt während einer Deflation gleich. Da Geld an Wert gewinnt, erhöht sich aber die reale Schuldenlast. Eine Deflation kann daher zur Insolvenz einiger Schuldner führen.

Ist es gut, bei einer Inflation Schulden zu haben?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Für Kreditnehmer kann eine Inflation vorteilhaft sein. Steigende Zinssätze und ausbleibende Lohnerhöhungen können jedoch dazu führen, dass Haushalte mit niedrigem Einkommen neue Schulden aufnehmen müssen und in die Überschuldung geraten.

Foto: Andrey Popov / stock.adobe.com

Was passiert bei einer inflation mit meinem kredit

Oliver Schulz

Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht

Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

Werden Kredite bei Inflation angepasst?

So beeinflusst eine Inflation bestehende Kredite Im Falle einer Inflation verliert das Geld an Wert, was dazu führt, dass auch die Kredite entwertet werden, wie das Presseportal erklärt. Das kann unter Umständen dazu führen, dass der Kreditnehmer von einer Inflation profitiert.

Sollte man in der Inflation Schulden machen?

Erst wenn die Inflation sprunghaft, unerwartet und besonders hoch (mehr als 15 Prozent) ausfällt, könnten Schuldner profitieren, jedoch nur, wenn sie nicht variabel verschuldet sind. Denn dann wird der Bau-Zinssatz von den Banken jährlich mehrmals angepasst.

Was passiert bei Inflation mit Kredit Zinsen?

Streng genommen gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen Inflation und Zinsen. Es ist eher umgekehrt, bei niedrigen Zinsen wird die Kreditaufnahme schmackhaft gemacht, was zu höheren Ausgaben von Firmen und privaten Haushalten führt. Das wiederum kurbelt die Inflation an.

Was macht die Inflation mit Schulden?

Schulden bleiben auch bei einer Inflation bestehen. Die Forderung des Gläubigers verliert lediglich an realem Wert. Der Gläubiger kann sich von dem Geld, das ihm der Schuldner zahlt, weniger kaufen und macht damit Verluste.