Was stand in den Thesen von Martin Luther?

Neben seiner Aufgabe als Professor für Theologie an der Wittenberger Universität ist Luther ab 1514 auch als Prediger an der Stadtkirche zu Wittenberg tätig. Dort erlebt er hautnah den Missbrauch des Ablasshandels: Statt Buße zu leisten und ehrlich zu bereuen, ziehen seine Beichtkinder lieber ins nahe Jüterbog, um sich dort bei Johann Tetzel von ihren Sünden loszukaufen: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt", verspricht der Dominikanermönch. Luther sieht jedoch allein in der Buße den Weg zum Seelenheil. Beim Studium des Römerbriefes (Röm 1,17) 1516 kam er zu der Auffassung, dass der Mensch allein auf Grund des Glaubens und der Gnade Gottes erlöst (gerechtfertigt) werde. Zusätzlicher Taten etwa zum Ablass-Erwerb bedürfe es folglich nicht.

Im Oktober 1517 wendet er sich mit seinen 95 Thesen an seine kirchlichen Vorgesetzten mit der Bitte, den Ablassmissbrauch abzustellen und gerät nun in einen offenen Konflikt mit der Kurie. An den Differenzen über die Ablasspraxis und die Frage der Rechtfertigung vor Gott zerbricht schließlich die Einheit der westlichen Kirche. Zugleich nimmt eine umfassende religiöse, geistige und gesellschaftliche Erneuerungsbewegung ihren Anfang.

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Martin Luther (1483 – 1546) war seit 1514 als Prediger an der Wittenberger Stadtkirche. Seine Gemeinde schätzte den beliebten und rhetorisch begabten Mann. Oft war er in seinem Arbeitszimmer in die Lektüre der Bibel versunken. Luther wollte aus der heiligen Schrift das Verhältnis Gottes zu den Menschen entschlüsseln. Ein Verhältnis, das für die römische Kirche längst geklärt war: Gott sprach zu den Menschen über den Papst in Rom und in Vertretung des heiligen Vaters durch die von diesem bestimmten Priester und Bischöfe. Damit konnte die Kirche in Rom das Definitionsmonopol der Bibel für sich beanspruchen und auch die Sanktionen festlegen, die im Falle eines Verstoßes gegen die biblischen Regeln zu erfolgen hatten.

95 Thesen gegen kirchliche Missstände

Das Neue Testament von Martin Luther

Martin Luther hingegen kam zu einer Neuinterpretation der Evangelien des Neuen Testaments und leitete daraus ein anderes christliches Paradigma ab. Für ihn gab es keine "apostolische Zwischenstation“ im Verhältnis zwischen Gott und den Menschen. Es zählte nur die Heilige Schrift ("Primat der Schrift"), Jesus Christus ("Primat Christi") und die Gnade Gottes ("Primat der Gnade und des Glaubens"). Auslöser für die "Reformation" war der Ablasshandel, mit dessen Erlös der Neubau des Petersdoms in Rom finanziert werden sollte. Zudem finanzierten die Ablassgelder auch das luxuriöse Leben von Papst Leo X. (1475 – 1521), der notorisch von der Pleite bedroht war.

Was stand in den Thesen von Martin Luther?

Die Schlosskirche in Wittenberg, Sachsen-Anhalt - Luther nagelte die Thesen nicht an die Türe

Als Martin Luther in der Arbeitstube seiner Wittenberger Priesterwohnung die berühmten 95 Thesen schrieb, ging es ihm lediglich darum, die Missstände (Verweltlichung, Umgehung des Zölibats) in der römischen Kirche abzustellen. Weder wollte er Streit mit dem Papst, noch wollte er eine eigene Kirche gründen. Deshalb hat er seine Thesen an jenem denkwürdigen 31. Oktober 1517 auch nicht an die Tür der Wittenberger Stadtkirche genagelt, sondern "zur Disputation" an Freunde geschickt. Er war an diesem Tag kein Revolutionär, sondern ein aufgeregter Mönch, der sich um das Seelenheil seiner Gemeindemitglieder Sorgen machte. Die Reaktion auf die sich rasch verbreitenden Thesen machte aus dem aufgeregten Mönch einen Revolutionär, der die mittelalterliche Welt nachhaltig durcheinander brachte und dessen Wirkung in der Geschichte ohne Beispiel ist.

Vogelfreier Reformator – Luther widerruft seine Thesen nicht

Was stand in den Thesen von Martin Luther?

In diesem Haus in Eisleben starb Luther am 18. Februar 1546

Papst Leo X. versuchte den Wittenberger Mönch mit Exkommunikation, Bannflüchen und im April 1521 mit einem Verfahren vor dem Reichstag in Worms zur Ordnung zu rufen – ohne Erfolg. Martin Luther widerrief in Worms seine Thesen nicht, wurde mit der Reichsacht belegt und war fortan "vogelfrei". Bei seiner anschließenden Flucht vor den Häschern der Inquisition konnte er nicht nur auf die Hilfe weiter Teile der Bevölkerung zählen, sondern vor allem auch auf die Hilfe des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. - "der Weise" - (1463 – 1525). Der Kurfürst versteckte ihn auf der Wartburg, wo er als "Junker Jörg" das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Seine Lehren verbreiteten sich einerseits schnell über den europäischen Kontinent. Andererseits wurde der Konflikt mit der "katholischen Kirche", wie sich römische Kirche des Papstes nun nannte, immer gewalttätiger. Beide Seiten bewaffneten sich. Dieser Religionskonflikt mündete schließlich im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), an dessen Ende die Religionsfreiheit in Deutschland und Europa vertraglich besiegelt wurde.

Was steht in den Thesen?

Zentral für die 95 Thesen ist der Bußbegriff, den Luther grundsätzlich anders versteht als die vorherrschende religiöse Meinung: Luther zufolge kann man seine Sünden nicht ungeschehen machen, indem man Gott durch einen Ablass gnädig stimmt, sondern man muss sein gesamtes Leben als nicht endende Buße verstehen.

Was sind die 95 Thesen kurz erklärt?

Die Thesen formulieren eine Kritik an den damals herrschenden Zuständen auf der Grundlage der Bibel. Den Ablasshandel erklärt Luther in den Thesen für Menschenwerk, weil die Bibel keine Grundlage für dieses römisch-katholische Konzept enthält.

Was ist die wichtigste These von Martin Luther?

Man muss die Christen lehren: Wer einem Armen gibt oder einem Bedürftigen leiht, handelt besser, als wenn er Ablässe kaufte. Denn durch ein Werk der Liebe wächst die Liebe, und der Mensch wird besser. Aber durch Ablässe wird er nicht besser, sondern nur freier von der Strafe.

Was genau wollte Luther mit seinen Thesen erreichen?

Als Martin Luther in der Arbeitstube seiner Wittenberger Priesterwohnung die berühmten 95 Thesen schrieb, ging es ihm lediglich darum, die Missstände (Verweltlichung, Umgehung des Zölibats) in der römischen Kirche abzustellen. Weder wollte er Streit mit dem Papst, noch wollte er eine eigene Kirche gründen.