Was tun wenn man nasenspray süchtig ist

Keine Frage: Bei einer Erkältung ist Nasenspray eine riesige Erleichterung. Ein Stoß – und die verstopfte Nase ist wieder frei. Manche Menschen sind allerdings süchtig nach Nasenspray. Eine Sucht entwickelt sich schnell, da die Schleimhäute sich schon nach kurzer Zeit an den abschwellenden Effekt des Sprays gewöhnen.

Man sollte Nasenspray deshalb nicht länger als eine Woche anwenden. „Das gilt allerdings nur für Spray mit abschwellender Wirkung“, sagt Dr. Murat Dağdelen, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Gründer und Ärztlicher Direktor von Diamond Aesthetics. Sprays, die lediglich eine Salzlösung enthalten, sind dagegen zum Beispiel gar kein Problem und machen nicht süchtig. (Lesen Sie auch: Krämpfe nach dem Sex? Das steckt bei Männern dahinter)

Immer mehr Spray und immer häufiger

In abschwellenden Nasensprays und Nasentropfen ist meist der Wirkstoff Xylometazolin enthalten. „Dieser ist grundsätzlich nicht gefährlich“, sagt der Experte. „Man sollte Nasensprays mit diesem Wirkstoff nur nicht über einen längeren Zeitraum anwenden, da die Schleimhaut sich zu sehr daran gewöhnt.“

Betroffene haben dann das Gefühl, eine immer höhere Dosierung zu benötigen oder immer häufiger sprühen zu müssen, damit die Schleimhäute wieder abschwellen. Auch wenn jemand ohne seinen Sprühstoß nicht mehr einschlafen kann oder immer ein Spray dabei hat, kann das ein Zeichen dafür sein, dass er süchtig nach Nasenspray ist.  (Auch interessant: Experte empfiehlt: Auf diese Diäten sollten Sie unbedingt verzichten)

Die Nase leidet unter der Daueranwendung

Die Schleimhäute in der Nase stellen sich schon nach kurzer Zeit auf die regelmäßige Dosis ein. „Das hat ein sogenanntes Rebound-Phänomen zur Folge“, erklärt Dağdelen. „Sobald die Wirkung des Nasensprays nachlässt, schwellen die Schleimhäute übermäßig an.“ Das verleitet Betroffene dazu, erneut zum Nasenspray zu greifen – und so entsteht schnell ein Teufelskreis. 

Wie viele Menschen in Deutschland abhängig von Nasenspray sind, ist nicht bekannt. Die Krankenkasse AOK hat vor einigen Jahren eine Schätzung veröffentlicht, die von 100.000 bis 120.000 Personen ausgeht. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher sein, da abschwellendes Nasenspray rezeptfrei in der Apotheke und über das Internet erhältlich ist. (Auch lesenswert: 6 Wege, wie Sie laut Experten im Schlaf schlauer werden)

Wird abschwellendes Nasenspray über einen längeren Zeitraum eingesetzt, schadet das der Nase: Die Schleimhäute werden trocken und können bluten. Außerdem kann die Nase Bakterien und Viren nicht mehr so effektiv abwehren, sodass Betroffene häufiger erkältet sind.

In der Nase können sich Bakterien ausbreiten

Darüber hinaus drohen noch deutlich unangenehmere Folgen: Wenn man jahrelang abschwellendes Nasenspray benutzt, kann sich eine sogenannte Stinknase entwickeln. Sie wird auch als Ozäna bezeichnet. Dabei bildet sich die Schleimhaut in der Nase immer weiter zurück und die Nase kann dadurch Bakterien nicht mehr gut abwehren. (Lesen Sie auch: Fitness-Hacks: Die beste Alternative, um Kalorien zu verbrennen, wenn man keine Lust auf Sport hat (laut Harvard))

In der Nase breiten sich in der Folge insbesondere die Bakterien aus, die das Nasensekret zersetzen. Dadurch entwickelt sich ein fauliger Geruch. Betroffene selbst nehmen diesen oft gar nicht wahr, weil mit dem Abbau der Nasenschleimhaut auch der Geruchssinn nachlässt. Nicht immer ist Nasenspray allerdings die Ursache für dieses Phänomen – es gibt beispielsweise auch genetische Veranlagungen, die dazu führen können, dass sich die Nasenschleimhaut zurückbildet.

Es drohen Löcher in der Nasenscheidewand

Bei einer sehr langen Anwendung von Nasenspray droht noch eine weitere unangenehme Folge: Es können sich Löcher in der Nasenscheidewand bilden. Oft erkennen das Betroffene zunächst gar nicht, weil keine Symptome auftreten. (Auch interessant: Sport bei Heuschnupfen: Warum Sport bei einer Pollenallergie hilft – und was man beachten sollte)

Kleinere Löcher können schließlich dadurch auffallen, dass pfeifende Geräusche beim Atmen entstehen. Größere Löcher machen bei der Atmung keine Geräusche. „Sie verursachen Atembeschwerden, weil die Luft in der Nase umgelenkt wird und an der Stelle des Lochs wirbelt“, sagt der Experte. Außerdem ist die Nase dabei oft trocken und es können sich Borken bilden.

Die Nase kann regelrecht einfallen

Je nach Größe kann ein solches Loch auch dazu führen, dass die Nasenscheidewand instabil wird. Dadurch verbiegt sich der Knorpel und die Nasenscheidewand krümmt sich. Im Extremfall kann die Nase dabei sogar einfallen. Dann muss sie durch eine sogenannte Septumplastik wieder aufgebaut werden. (Auch lesenswert: Gesunde Ernährung im Büro – so geht’s!)

Auch Schäden an der Nasenscheidewand wie etwa Löcher lassen sich durch eine Operation beseitigen. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Schäden zu beheben“, sagt Dağdelen. Wichtig ist in jedem Fall, sich dafür an einen Facharzt zu wenden, der sich auf Nasenkorrekturen spezialisiert hat. 

Auf Nasenspray mit Meerwasser umsteigen

Besser ist es in jedem Fall natürlich, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen und abschwellendes Nasenspray nur für eine kurze Zeit einzusetzen. Manchmal bringt es auch Erleichterung, stattdessen oder zumindest immer im Wechsel bei einer Erkältung zu einem Nasenspray mit Meerwasser zu greifen, das die Nase befeuchtet. (Lesen Sie auch: Warum Einsamkeit uns schadet – und was wirklich hilft)

Ist jemand erst einmal süchtig nach Nasenspray geworden, hilft nur eine Entwöhnung. Die Entzugssymptome dauern meist etwa drei Wochen. Oft stellt sich aber schon nach wenigen harten Tagen eine deutliche Besserung ein. Ein abrupter Entzug bietet sich vor allem dann an, wenn jemand das Nasenspray noch nicht sehr lange benutzt hat.

Tipps für die Entwöhnung

Besteht die Sucht hingegen schon seit mehreren Monaten oder Jahren, ist es sinnvoller, die Nase langsam zu entwöhnen. Dabei können die folgenden Tipps helfen:

Wie lange dauert die Entwöhnung von Nasenspray?

Wer sich entschließt, die Nasenspray-Sucht zu bekämpfen, sollte den Ausstieg mit seinem HNO planen. Je nach Entwöhnungsmethode und Dauer der Abhängigkeit können Entzugserscheinungen 2- 3 Wochen anhalten, aber auch bereits nach wenigen Tagen abklingen.

Wie bekomme ich die Nase ohne Nasenspray frei?

Bei einer Nasendusche verwendet man meistens eine warme Kochsalzlösung. Zum Spülen lässt man die Lösung durch ein Nasenloch hineinlaufen, aus dem anderen Nasenloch läuft sie dann wieder heraus.

Wie merke ich dass ich Nasenspray süchtig bin?

Warnsignale für eine Nasenspray Abhängigkeit und ihre Folgen Sobald die Wirkung (in der Regel nach 6-8 Stunden) nachlässt, tritt anstelle der Symptomlinderung eine verstärkte Durchblutung und schließlich auch ein erneutes und stärker empfundenes Anschwellen der Nasenschleimhäute (Rebound-Effekt).

Was passiert bei Nasenspray Entzug?

Auch führt das Absetzen von Nasenspray nicht zu gefährlichen körperlichen Entzugssymptomen (vegetativen Symptomen, Zittern, Kreislaufproblemen), sondern nur zu einer verstopften Nase. Aber eine verstopfte Nase ist nicht schön. Und sie ist schnell beseitigt: Mit Nasenspray!