Wer ist am meistens mit hiv betroffenen

Die Transplantation von Stammzellen zur Behandlung von Blutkrebs gilt als bislang einzige medizinische Intervention, die bei immerhin drei HIV-positiven Patient:innen dazu geführt hat, dass diese virenfrei geworden sind. Unklar ist noch, warum dieses Verfahren weitere HIV-infizierte Patient:innen nicht erfolgreich heilen konnte.

Ein Beispiel ist ein HIV-positiver Mann aus Großbritannien, der 2012 an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. Für die Therapie dieser Erkrankung transplantierten ihm die Ärzte Knochenmark von einem passenden Spender. Der ausgewählte Spender trug eine seltene Veränderung in seinen Genen: Ein Rezeptor auf der Oberfläche von Immunzellen, der CCR5-Rezeptor, war bei ihm fehlerhaft und somit funktionslos gebildet. Diese genetische Mutation macht ihn resistent gegen HIV-Stämme. Diese nutzen den CCR5-Rezeptor, um in die Immunzellen des Körpers einzudringen. Bei dem Spender war dieser Weg in die Zelle also versperrt.

Durch die Transplantation wurde diese genetische Veränderung mit den Stammzellen vom Spender auf den Empfänger übertragen. Der Patient wurde danach noch 16 Monate mit einer speziellen HIV-Medikation behandelt.

Virenfrei ist nicht gleich Heilung

Seit anderthalb Jahren (Stand: 5.03.2019) bekommt der britische Patient überhaupt keine HIV-Medikation mehr. Trotzdem möchten die Mediziner:innen nicht voreilig von Heilung sprechen. Als geheilt gilt man erst, wenn nach Absetzen der Medikamente und Therapien langfristig kein Wiederauftreten des Virus beobachtet wird.

Den Fall einer kompletten und langfristigen Befreiung von HI-Viren gab es bislang erst in einem Fall, dem sogenannten „Berliner Patienten“, der 2008 an der Berliner Charité behandelt wurde.

Der Fall war damals eine Sensation, aber noch einzigartig. Bisher ist unklar, ob es bei diesem Patienten ganz besondere Voraussetzungen gab, die für die Heilung verantwortlich waren. Einige Versuche mit diesem Therapieansatz scheiterten später bei anderen Betroffenen, da diese schon vorzeitig ihren Tumorerkrankungen erlagen. Andere Patient:innen befinden sich noch in der medikamentösen Behandlungsphase. Der Fall aus London zeigt nun, dass das gleiche Behandlungsprinzip auch bei anderen Patient:innen anschlägt und somit wiederholbar ist.

Stammzellentransplantation ist eine risikoreiche Therapieform

Die Stammzellentherapie ist eine aggressive Methode, die Ärzte und Ärztinnen ausschließlich bei Patient:innen anwenden, die an einem Tumor erkrankt sind und nicht anders behandelt werden können. Die Risiken für starke Nebenwirkungen oder sogar die Todesfolge sind für die Empfänger:innen der Behandlung hoch. Durch Medikamente oder eine Bestrahlung wird die körpereigene Immunabwehr komplett zerstört. In dieser Phase können Viren, wie Herpesviren, die schon im Körper vorhanden sind, ausbrechen und müssen behandelt werden. Die Stammzellen können erst transplantiert werden, wenn alle Immunzellen abgetötet wurden. Das Transplantat selbst kann sich jedoch auch gegen den Körper der Erkrankten richten und dadurch beispielsweise Gewebeschäden verursachen.

Eine weitere Schwierigkeit: das Finden eines passenden Spenders. Dieser muss genau die Genmutation in sich tragen, die das CCR5-Gen verändert. Lediglich ein Prozent der Bevölkerung ist Träger des veränderten Gens. Im Vergleich zum Berliner Patienten im Jahr 2008 ist die Suche nach einem passenden Spender heute aber einfacher. Früher wurden die potentiellen Spender:innen alle einzeln getestet. Seit fünf Jahren registriert die Deutsche Knochenmarkspenderdatei die CCR5-Mutation bei allen automatisch. Die Wahrscheinlichkeit, eine passende Person zu finden, liegt deshalb heute bei immerhin 20 Prozent.

Es ist zwar eine Sensation in der Wissenschaft, aber kein Durchbruch in der Behandlung

Im Hinblick auf den Berliner und den Londoner Patienten geben Mediziner:innen eine allgemeine Beschreibung des Prinzips und des Ergebnisses ab. Da die beiden Patienten nicht exakt gleich behandelt wurden, weiß man jetzt schon deutlich mehr über den Therapieweg. Es kann jedoch noch nicht genau nachvollzogen werden, welche Mechanismen die Symptomfreiheit der Patienten genau ausgelöst haben.

Die Behandlung mithilfe einer Stammzellentransplantation ist ohnehin so risikoreich, dass sie nicht für die Therapie von HIV-Patient:innen infrage kommt. Wer sich heute mit dem Virus infiziert, kann zwar nicht geheilt werden. Die Behandlung mit Medikamenten und einer engmaschigen, ärztlichen Betreuung ist aber so gut, dass sich die Prognose erheblich verbessert. Menschen mit HIV haben unter diesen Bedingungen inzwischen eine ähnliche Lebenserwartung wie Nichtinfizierte.

Zuletzt aktualisiert am 11. Dezember 2020

Weltweit leben 35 Millionen Menschen mit HIV/AIDS. Viele Menschen wissen immer noch nicht ausreichend über die Erkrankung Bescheid.

Trotz Bemühungen von Hilfsorganisationen bekommen HIV-positive Menschen nicht überall die benötigte Therapie. In Zentraleuropa und Nordamerika sind 51 % der Betroffenen in Behandlung, in Nordafrika aber nur 11 %. Mit einer adäquaten HIV-Therapie können Erkrankte gesunde Kinder haben, einer Arbeit ihrer Wahl nachgehen und sich auf eine hohe Lebenserwartung freuen. Durch Fehlinformationen und Vorurteilen kommt es jedoch leider nach wie vor zu der Ausgrenzung Betroffener. Diese 10 Fakten geben Einblick in die Situation zu HIV / AIDS weltweit und in Österreich.

Weltweit sinkt die Zahl der Neuinfektionen mit HIV jährlich. Die Lebenserwartung Betroffener kann glücklicherweise dank guten medizinischen Therapien gesteigert werden. Doch nicht überall sind die Neuinfektionen rückläufig. In Osteuropa und Zentralasien hat sich die Zahl der Menschen mit HIV / AIDS in den letzten Jahren um ein Vielfaches erhöht.

Für einen HIV-Schnelltest reicht schon ein einziger Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen oder der Fingerkuppe aus. Nach 15 - 30 Minuten liegt ein Befund vor. Da es zu "falsch positiven" Ergebnissen kommen kann, sollte das Ergebnis des Schnelltests durch einen Test im Labor abgesichert werden. Ein Schnelltest kostet 26 Euro. Die Aids Hilfe Wien führt Tests durch. Sie berät und betreut Betroffene bei einem positiven Testergebnis.

Durch effektive Medikamente ist HIV / AIDS heute, wenn auch nicht heilbar, doch zumindest gut behandelbar. Je früher die Therapie beginnt, desto besser ist später die Lebensqualität. So ist die Lebenserwartung unter guten Behandlungsvoraussetzungen ähnlich hoch wie bei einem nicht infizierten Menschen. HIV / AIDS ist jedoch nicht heilbar und bereitet vielen Erkrankten medizinische, soziale und psychologische Probleme – deshalb ist eine gute Vorbeugung sehr wichtig.

Trotz laufender Aufklärungsarbeit werden viele Menschen mit HIV / AIDS immer noch sozial ausgeschlossen und beruflich benachteiligt. In einem Bewerbungsverfahren dürfen Arbeitgeber in den meisten Berufen keine HIV-Tests verlangen (Ausnahmen: Piloten, Chirurgen). Leider erhalten viele Menschen mit HIV / AIDS aufgrund ihrer Krankheit eine Arbeitsstelle nicht, oder werden in ihrem bestehenden Arbeitsverhältnis diskriminiert bis hin zur Kündigung. Das ist laut Arbeiterkammer illegal und sollte gemeldet werden, auf Wunsch auch anonym. Die Aids Hilfe Wien bietet hier eine gute Anlaufstelle. Werden Kollegen aufgrund ihrer Erkrankung benachteiligt, hilft es aber auch, sich offen solidarisch zu zeigen.

In Österreich lebt die Hälfte der HIV-Betroffenen in Wien. Zwei Drittel der HIV-Erkrankten sind Männer. Bei ungeschütztem heterosexuellen Geschlechtsverkehr ist jedoch die Übertragung von Mann auf Frau doppelt so wahrscheinlich wie umgekehrt.

In Österreich erhalten täglich 1 - 2 Menschen die Diagnose, HIV positiv zu sein. Die Zahl der Neudiagnosen sinkt leicht. Unter 10 % der Neudiagnosen entstehen in Österreich durch Drogengebrauch mit geteiltem Spritzenbesteck. Die restlichen Übertragungen sind auf ungeschützten Geschlechtsverkehr (Vaginal-, Anal- und Oralverkehr) zurückzuführen.

Dank moderner medizinischer Maßnahmen können Menschen mit HIV / AIDS trotz ihrer Erkrankung eigene, nicht-infizierte Kinder bekommen. Idealerweise sollte spezialisiertes medizinisches bereits vor einer geplanten Schwangerschaft aufgesucht werden, um die Therapie dementsprechend anpassen zu können. So wird eine Übertragung des Virus auf das Baby vermieden. Ist die Mutter HIV-positiv, darf sie allerdings nicht stillen, da die Muttermilch Viren enthält.

Es gibt zwei unterschiedliche HI-Viren. HIV-1 wurde als erstes im Jahr 1986 entdeckt und gilt als deutlich ansteckender. Die meisten Menschen weltweit sind an diesem Virus erkrankt. HI-Virus-2 ist hauptsächlich in Westafrika zu finden. Beide Viren lösen jedoch bei Ansteckung dieselbe Krankheit aus.

Einige wenige Menschen haben eine genetische Mutation namens "Delta32", die sie gegen eine HIV-Infektion praktisch immun macht. Diese genetische Veränderung hat sich in Nordeuropa entwickelt. Da aber weniger als 1 % aller Menschen Delta 32 besitzen, ist die Verwendung von Kondomen beim Sex die einzige Möglichkeit sich vor einer Übertragung zu schützen. Wissenschafter beschäftigen sich aber mit Delta 32 und hoffen, künftig daraus einen Impfstoff gegen HIV entwickeln zu können.

Ob jung oder alt, Mann oder Frau, heterosexuell oder homosexuell: HIV kann alle treffen. Eine Ansteckung kann über Blut, Muttermilch, Sperma oder Scheidensekret erfolgen. Schweiß, Speichel, Tränen, Harn, Stuhl, Bronchial- und Nasensekret sind nicht infektiös. Im alltäglichen Umgang mit HIV-positiven oder an AIDS erkrankten Menschen ist also keine Ansteckung zu befürchten!

Autor:in: Medizinisches Review: Zuletzt aktualisiert:

11. Dezember 2020

Erstellt am:

1. Dezember 2014

Stand der medizinischen Information:

11. Dezember 2020


Quellen:

Statistik zu HIV/AIDS in Österreich, Aids Hilfe Wien (11.12.2020)

Interview mit Philipp Dirnberger, Geschäftsführer der Aids Hilfe Wien am 01.12.2014

Wie viele Menschen sind mit HIV infiziert?

Die Verbreitung von HIV hat sich seit Anfang der 1980er Jahre zu einer Pandemie entwickelt, die nach Schätzungen des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) bisher etwa 39 Millionen Leben gefordert hat. Ende 2014 waren geschätzt 36,9 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert,...

Wie viele Menschen lebten mit HIV?

1 Ende 2019 lebten weltweit 38 Millionen Menschen mit HIV. 2 81 % wussten von ihrer HIV-Infektion. 7,1 Millionen lebten unwissentlich mit HIV. 3 26 Millionen hatten Ende Juni 2020 Zugang zu HIV-Medikamenten. 4 1,7 Millionen Menschen infizierten sich 2019 weltweit neu mit HIV. 5 690.000 Menschen starben im Zusammenhang mit ihrer HIV-Infektion.

Warum ist HIV so gefährlich?

Dank großer medizinischer Fortschritte können Menschen mit HIV heute ein gutes und langes Leben führen. Doch ein Problem macht ihnen weit mehr zu schaffen als ihre Diagnose: Die Diskriminierung durch die Gesellschaft.

Wie kann man mit HIV leben?

„Menschen mit HIV können heute leben, lieben und arbeiten wie alle anderen. Schwerer als die gesundheitlichen Folgen der HIV-Infektion wiegen für viele die sozialen Folgen. Ein Großteil der Befragten unserer Studie ist im Alltag weiterhin mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert.

Wer hat am häufigsten HIV?

Insbesondere ist in den vergangenen Jahren bei der wichtigsten Betroffenengruppe – Männer, die Sex mit Männern haben – die Zahl der Neuinfektionen deutlich gesunken. Die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland ist bis Ende 2019 auf 90.700 gestiegen.

Wer ist von HIV besonders betroffen?

An HIV erkranken vorwiegend Menschen, die sich besonderen Risiken aussetzen. Dazu zählt in erster Linie ungeschützter Sex (ohne Kondom) mit wechselnden Partnern. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese hetero-, homo- oder bisexuell sind.

Wer steckt sich eher mit HIV an?

Für die Frau besteht ein höheres Risiko als für den Mann, da die HIV-Konzentration im Sperma von unbehandelten Männern erheblich höher ist als im Vaginalsekret bei unbehandelten Frauen. Auch Analverkehr ist für beide Partner infektiös.