Wie schnell wachsen polypen in der gallenblase

Es existiert eine altbekannte Regel, die besagt, dass Gallenblasenpolypen ab einem Durchmesser von 10 mm eine Indikation zur Cholezystektomie darstellen. Jetzt machte sich eine radiologische Arbeitsgruppe daran, die Evidenz dieser Empfehlung zu hinterfragen. Daraus entstand ein neuer Therapiealgorithmus, bei dem die OP-Indikation von mehr Faktoren als nur dem Polypendurchmesser abhängt.

Typischerweise werden Gallenblasenpolypen bei einer Sonographie aus anderem Anlass oder bei der histologischen Untersuchung nach Cholezystektomie festgestellt. In zweiterer Situation ist die weitere Therapie ja bereits erfolgt und es besteht bei fehlendem Malignitätshinweis keine weitere Behandlungsnotwendigkeit. In ersterem Fall allerdings stellt sich die Frage, ob und wann eine Cholezystektomie indiziert ist. Die Prävalenz von GB-Polypen liegt je nach Studie zwischen 0,3 und 9,5%. Man muss allerdings unterscheiden zwischen Pseudopolypen, die typischerweise Cholesterinpolypen (manchmal mit adenomatösen Bestandteilen und Entzündung) sind, und echten GB-Polypen. Pseudopolypen haben an sich kein malignes Potenzial, während echte benigne oder maligne sein können. Während beim kolorektalen Karzinom die Adenom-Karzinom- Sequenz gut verstanden wird, ist dies bei BG-Polypen nicht der Fall. Einige Karzinome entstehen wohl aus adenomatösen Vorstufen, aber eben nicht alle, zumal eben nicht nur Adenokarzinome, sondern auch mesenchymale Tumoren, Lymphome und Metastasen in der Gallenblase vorkommen. Die in zahlreichen Studien gefundene Malignitätswahrscheinlichkeit von GB-Polypen liegt dem im Folgenden dargestellten Therapiealgorithmus zugrunde. Ist der in der Sonographie dargestellte Polyp sicher kein Pseudopolyp und 10 mm oder größer im Durchmesser, dann ist das Malignitätsrisiko so hoch, dass eine Cholezystektomie gerechtfertigt ist (wenn der Patient ausreichend fit für eine OP ist). Ist der Polyp kleiner 10 mm stellt sich die Frage, ob es Symptome gibt, die der Gallenblase zugeschrieben werden können. Ist dies der Fall, empfiehlt man ebenfalls eine Cholezystektomie, wenn man keine andere Ursache für die Symptomatik als die Polypen annimmt. Hintergrund ist, dass polypoide Läsionen ein Zeichen einer anderen Pathologie wie Cholezystolithiasis oder Inflammation sein können. Liegen keine Gallenblasensymptome vor, sucht man nach weiteren Risikofaktoren für Malignität. Diese sind: Alter >50 Jahre, primär sklerosierende Cholangitis, indische Herkunft, sessiler Polyp (einschließlich fokale Wandverdickung >4 mm). Liegt mindestens einer dieser Risikofaktoren vor, so empfehlen die Autoren folgendes Schema: Polyp <6 mm: Kontrollsonographie nach sechs Monaten und dann jährlich für fünf Jahre; Polyp 6 bis 9 mm: Cholezystektomie. Fehlen die zuvor genannten Risikofaktoren bei einem symptomfreien Patienten, und ist der Polyp kleiner 6 mm, so kontrolliert man den Befund nach ein, drei und fünf Jahren. Wächst der Polyp dabei um mehr als 2 mm oder erreicht 10 mm Durchmesser, empfiehlt sich die OP. Polypen zwischen 6 und 9 mm kontrolliert man nach sechs Monaten und dann jährlich für fünf Jahre. Wenn während des Follow-up der Polyp nicht mehr darstellbar ist, dann handelte es sich wahrscheinlich um einen Pseudopolypen und eine weitere Nachuntersuchung ist nicht notwendig. Generell sollte die Abdomensonographie das Diagnostikum der Wahl sein; andere bildgebende Verfahren werden nicht empfohlen, wenn auch in schwierigen Fällen eine kontrastverstärkte Sonographie, CT oder MRT zum Einsatz kommen können. CB

Quelle:

Wiles R et al.: Management and follow-up of gallbladder polyps. Eur Radiol 2017; doi: 10.1007/ s00330-017-4742-y

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Wir sind gen Süden gefahren und machen eine Pause. Deswegen steht das Flexikon vom 13. bis 26. Juni 2022 nur im Lesemodus zur Verfügung. Ab dem 27. Juni könnt ihr wieder mit voller Kraft losschreiben.

Unser Tipp: Genießt die Sonne! Wir freuen uns auf jeden Fall, wenn ihr frisch erholt wiederkommt!

Bis bald
Euer Flexikon-Team

1 Definition

Gallenblasenpolypen sind Vorwölbungen der Schleimhaut in der Gallenblase. Sie werden häufig als Zufallsbefund in der Sonografie detektiert. Bei symptomatischen Patienten oder einer Größe von >1 cm sollte eine Cholezystektomie erfolgen.

2 Epidemiologie

Die Prävalenz von Gallenblasenpolypen liegt generell bei 1-7 %, in Deutschland beträgt sie bis zu 6 %. Die Adenom-Prävalenz beträgt dabei unter 5 %.

3 Arten

Der häufigste Gallenblasenpolyp ist der multipel auftretende nicht-neoplastische Cholesterolpolyp, der durch Fetteinlagerung in die Tunica propria der Gallenblasenwand entsteht. Er ist mit einer Hypercholesterinämie vergesellschaftet. Meist bleiben diese Polypen kleiner als 5 mm und sind asymptomatisch.

Seltener handelt es sich um polypöse Adenome der Gallenblase. Diese treten meist solitär auf. Korrelierend mit der Größe eines solchen Polypen besteht die Gefahr der malignen Entartung.

4 Klinik

Die meisten Gallenblasenpolypen verursachen keine Symptome und werden häufig erst als Zufallsbefund im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung oder nach Cholezystektomie detektiert. Gegebenenfalls kann ein Gallenblasenpolyp jedoch auch eine biliäre Symptomatik hervorrufen.

5 Diagnostik

Diagnostisch können Gallenblasenpolypen mittels konventioneller Abdomensonografie detektiert werden. Durch Umlagern des Patienten sind diese von Gallenblasensteinen zu differenzieren (Steine sind bei Umlagerung beweglich).

Noch präziser als mit der transkutanen Sonografie können Gallenblasenpolypen mittels Endosonografie erfasst werden. Diese kann auch in der diagnostischen Abgrenzung zum Gallenblasenkarzinom hilfreich sein.

Ist mehr als ein Polyp vorhanden, spricht dies gegen ein Adenom und eher für das Vorliegen von Cholesterolpolypen.

6 Risiko

Solitäre Polypen mit ≥ 1 cm Durchmesser haben ein deutlich erhöhtes Entartungsrisiko. Bei Polypen < 1 cm Durchmesser hingegen ist das Karzinomrisiko wesentlich geringer. Bei einer Polypengröße von ≤ 4,15 mm kann eine Malignität fast nahezu ausgeschlossen werden.

7 Therapie

Patienten mit Cholezystolithiasis und Gallenblasenpolypen ≥ 1 cm sollten unabhängig von der Symptomatik cholezystektomiert werden.

Auch bei Polypen < 1 cm Durchmesser in Kombination mit biliärer Symptomatik oder dem Vorhandensein anderer Risikofaktoren für eine Adenomentwicklung (z.B. Alter über 50 Jahre, Größenzunahme des Polypen, Gallensteine, fokale Gallenblasenwandverdickung) kann eine Cholezystektomie indiziert sein.

Beträgt das Polypendurchmesser mehr als 18 bis 20 mm, sollte wegen des signifikanten Malignitätsrisikos primär eine offene Cholezystektomie geplant werden, in spezialisierten Zentren ist jedoch ebenfalls ein laparoskopisches Vorgehen möglich.

Bei Polypen < 1 cm, die nicht operiert werden, sollte zunächst nach 6 Monaten, dann jährlich eine sonografische Verlaufskontrollen erfolgen. Wenn sich keine Größenzunahme des Polypen zeigt, kann die nächste Verlaufskontrolle nach 5 Jahre geplant werden. Ist der Polyp im Follow-up nicht mehr nachweisbar, handelte es sich dabei sehr wahrscheinlich um einen Pseudopolypen. Weitere Kontrollen sind in einem solchen Fall nicht indiziert.

8 Literatur

  • S3-Leitline der DGVS und DGAV: Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen [1] letzter Zugriff am 2.12.2020

Diese Seite wurde zuletzt am 16. Dezember 2020 um 17:46 Uhr bearbeitet.

Ist ein Gallenpolyp gefährlich?

Wenn Gallensteine oder Gallenpolypen festgestellt werden, muss meist operiert werden. Die Polypen können sogar bösartig sein.

Was tun gegen Polypen in der Gallenblase?

Die Behandlung der Gallenblasenpolypen besteht aus ihrer chirurgischen Entfernung, die bei symptomatischen Polypträgern unabhängig von der Größe der Polypen durchgeführt wird. Bei asymptomatischen Patienten macht man die Operation in der Regel von der Größe der Polypen und ihrem Wachstum abhängig.

Wann wird Gallenblasenpolyp operieren?

Gallenblasenpolypen von mindestens 10 mm Größe sind eine Indikation zur Cholezystektomie. Patienten mit Gallenblasenpolypen und simultanen Konkrementen sowie Patienten mit Gallenblasenpolypen und auf die Gallenblase zu beziehenden Beschwerden sollten operiert werden.

Kann ein Polyp in der Gallenblase Schmerzen verursachen?

Die meisten Polypen der Gallenblase verursachen keine Symptome.