Woher kommt zu hoher Nitrit im Aquarium?

Der „Nitritpeak" ist ein recht bekannter und oftmals auch gefürchteter Begriff aus der Aquaristik. Besonders Einsteiger in das schöne Hobby sind häufig verunsichert, wenn davon gesprochen wird. Im Internet sind diverse Ratschläge zu finden, die teilweise auch widersprüchlich sind. Was steckt hinter dem Nitritpeak, wann tritt der Nitritpeak auf und was kann dagegen unternommen werden? Mit diesem Artikel möchten wir Aufklärung leisten.

1. Was ist ein Nitritpeak?

Der Begriff Nitritpeak ist zusammengesetzt aus dem deutschen Wort „Nitrit“ und dem englischen Wort „peak“ für „Höhepunkt“ oder „Spitze“. Unter einem Nitritpeak versteht man einen schnellen Anstieg des Nitritgehalts im Wasser, der in einem besonders hohen Wert gipfelt. Danach sinkt die Nitritkonzentration wieder. Nitrit ist für Fische giftig und kann in größeren Mengen sogar tödlich sein. Aus diesem Grund sollten die Wasserwerte im Aquarium regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden. Bereits ab einer Konzentration von 0,5 mg/l Nitrit besteht Handlungsbedarf für Aquarianer, denn spätestens ab 1,0 mg/l ist Nitrit schädlich für die Aquarienbewohner.

NO2Beurteilung0,0 mg/lgut, unbedenklich> 0–0,5 mg/lHandlungsbedarf0,5 mg/lbedenklich1,0 mg/lschädlich2,0 mg/lgefährlich5,0 mg/lgiftig

2. Wie entsteht ein Nitritpeak?

Um zu verstehen, wie ein Nitritpeak zustande kommt, ist es wichtig, das Grundprinzip des Stickstoffkreislaufs zu kennen. Ein funktionierender Stickstoffkreislauf ist die Basis für ein gut laufendes Aquarium.

Durch Pflanzen- und Futterreste, Ausscheidungen von Fischen und andere organische Substanzen entsteht im Aquarium die anorganische Stickstoffverbindung Ammonium (NH4). Dieser Stoff ist an sich keine Gefahr für die Aquarienbewohner. Liegt der pH-Wert im Wasser jedoch knapp unter oder über 7, bildet sich auch das giftige Ammoniak (NH3). In einem gut eingefahrenen Aquarium sorgen u. a. die sogenannten Nitrosomonas-Bakterien dafür, dass sowohl Ammonium als auch Ammoniak zu Nitrit (NO2) umgewandelt wird. Diese Bakterien bilden sich in einem neu eingerichteten Aquarium recht schnell, weshalb der Ammonium-/Ammoniak-Abbau auch in einem neuen Aquarium sehr gut funktioniert. Im nächsten Schritt wird das entstandene Nitrit u. a. durch Nitrobacter-Bakterien zu Nitrat (NO3) abgebaut und dient anschließend als Pflanzennährstoff. Die nitritabbauenden Bakterien benötigen recht lange, um sich in einem neuen Aquarium zu bilden. Aus diesem Grund kann es zu diesem Zeitpunkt zu einem Nitritpeak kommen: es sind zu wenig Filterbakterien entstanden bzw. vorhanden, die das anfallende Nitrit in Nitrat umwandeln und somit unschädlich machen können. Der Stoff reichert sich an und ist schädlich für die im Aquarium gehaltenen Tiere. Erst nach einiger Zeit haben sich so viele nitritabbauende Filterbakterien gebildet, dass das Nitrit von nun an sofort zu Nitrat umgewandelt werden kann. Der Nitritpeak ist somit vorüber und der Nitritgehalt reduziert sich, sodass der Stickstoffkreislauf fortan wieder regulär ablaufen kann.

Im Aquarium entsteht Nitrit als Zwischenstufe bei verschiedenen Prozessen im Stickstoffkreislauf, bei der Oxidation durch aerobe Bakterien (Nitrifikation) von Ammonium/Ammoniak über Nitrit zu Nitrat sowie durch fakultative anaerobe Bakterien beim Abbau von Nitrat (Denitrifikation). Hierbei finden diese Prozesse gleichzeitig in Biofilmen statt. Es ist hierfür kein tiefes Sandbett oder tiefporöses Material nötig. Dieser Prozess findet bereits im Biofilm statt. Je nach verfügbarer Nährstoffmenge variieren die beteiligten Bakterienstämme hierbei.

Was ist das:

Nitrit ist eine Zwischenstufe im Stickstoffhaushalt und sollte in stabilen funktionierenden Systemen nicht nachweisbar sein

Probleme:

Zwar ist Nitrit im Meerwasser nicht direkt giftig, allerdings führt ein gestörter Stickstoffkreislauf zu weiterführenden Problemen und unerwünschtem Algenwuchs im Aquarium

Maßnahmen:

Bei zu hohen Werten ist die Gabe von Bakterien/Bacto Reef Blend angebracht. Zugleich sollte die Versorgung des Systems überprüft werden. Ein Mangel an enzymrelevanten Metallen wie Zink sollte unbedingt vermieden werden.

Indikator-Spezies:

Fische wirken nervös, haben eine erhöhte Atemfrequenz. Korallen wirken stumpf, sind nicht wie üblich aufgepumpt und die Polypen sind nicht vollständig geöffnet. Insgesamt wirkt das Becken matt.

Zu hoher Wert:

Überprüfung der Filterwirkung des Aquariums. Einsatz von Bacto Blend, Reduzierung der Fütterung bis die Nitrifikation stabil ist. Bei Beckenneustart normal und harmlos bis zu 2 mg/l.

Zu geringer Wert:

keine Dosierung vorgesehen.

SorteStickstoff, ZwischenproduktRichtwert0 µg/lSkill Level QuelleZwischenprodukt des StickstoffkreislaufesVerfügbarkeine DosierungWichtigkeit 1–63DetektionsqualitätsicherRelationswertkeine

Woher kommt zu hoher Nitrit im Aquarium?

Balling Light:

Im Balling-Light-System wird in der Grundversorgung kein Nährstoffeintrag durchgeführt. Die Kalkversorgung und Nährstoffeintrag sind bei uns strikt getrennt. Nitrit entsteht häufig bei einem Neustart oder Umzug. Wird Nitrit im Meerwasser nachgewiesen, ist der Stickstoffkreislauf gestört. Zusätzliche Dosierungen mit Bacto Blend Starterbakterien können notwendig sein.

Es gibt verschiedene Situationen, in denen es zu einem zeitlich begrenzten Anstieg der Nitritkonzentration kommen kann. Allerdings ist Nitrit im Meerwasser aufgrund des hohen Chloridanteils wesentlich harmloser als im Süßwasser. Trotzdem sollte der Wert beobachtet werden, weil er auf eine Störung im Stickstoffkreislauf hinweist.

Aquarien-Neueinrichtung

Je nach gewählter Dekoration und Bakterieneinsatz kommt es zwischen dem 3. und 14 Tag zu einem Anstieg des Nitritwerts. Danach sollte der Nitritwert wieder sinken.

Zu schnell oder zu hohe Besatzdichten

Kommt es in einem Aquarium zu einem zu schnelen Besatz oder Zusammenbruch von Algen und Biofilmen, entsteht Nitrit durch die schnellere Umsetzung des eingebrachten Ammoniaks zu Nitrit, als die Weiterverarbeitung zu Nitrat geschieht. Es kann ein paar Tage dauern, bis sich die Bakterien durch Vermehrung an die jeweilige Nährstoffsituation angepasst haben.

Zu starke Kohlenstoffzufuhr

Wird dem Becken einfacher Kohlenstoff zur Nährstoffreduktion zugeführt und dies überdosiert, kommt es ebenfalls zu einem Anstieg von NO2, da Nitrat hier entsprechend schnell reduziert wird.

Umzug

Bei einem Aquarienumzug wird der aktive Biofilm durch die nötigen Eingriffe stark gestört. Dies hat einen Einfluss auf den Stickstoffkreislauf. Bis sich die Biologie wieder stabilisiert hat kann der Nitritwert ebenfalls nachweisbar sein.

Spurenelementmangel

Hohe Nährstoffwerte oder eine Unterversorgung mit Spurenelementen und Vitaminen führt in vielen Becken auf Dauer zu einem Zusammenbruch des Biofilms. Bei unserem Balling-Light-System ist dieser Umstand berücksichtigt, und es wurde vor allem Wert auf die optimale Versorgung der Bakterienfilme gelegt. Stabile Systeme vermeiden Nährstoffschwankungen. Dies ist für einen langjährigen Aquarienerfolg und gesunde Korallen essenziell.

Auch wenn NO2 in Meerwasserbecken weniger giftig ist als im Süßwasser, hat erkennt man zu hohe Werte an der Verfassung von Fischen und Korallen. Werte oberhalb von 1,0 mg stören den Besatz, es kommt in der Folge häufiger zu fischtypischen Erkrankungen. Auch bei Korallen führen die zu hohen Werte auf Dauer zu Wachstumsproblemen und vermehrten Einlagerungen von Bohralgen.

Tipp:

Regelmäßige Teilwasserwechsel und der Austausch von Teilen des Bodengrunds gegen neues Material sowie eine ausreichende Versorgung des Aquariums sind in der Regel ausreichend, um hohe Nitritwerte zu vermeiden.

Wie kann ich den Nitritwert im Aquarium senken?

Die schnellste Maßnahme gegen erhöhte Nitritwerte sind mehrere große Wasserwechsel. Bei tödlich hohen Nitritwerten können mehrmals am Tag jeweils ca. 80 % Wasser gewechselt werden.

Wie gefährlich ist Nitrit im Aquarium?

Ab wann ist Nitrit für Fische gefährlich ? Der Nitritwert sollte dauerhaft unter 0,1 mg/l liegen. Kurzfristig (das heißt ein paar Tage) halten die Fische auch höhere Konzentrationen von 0,3 - 0,5 mg/l und mehr aus. Langfristig kann es jedoch zu Erkrankungen und sogar zum Tod der Fische kommen.