Das Gleichnis vom Schatz im Acker für Kinder

Schon an den letzten beiden Sonntagen haben wir jeweils Abschnitte der Rede Jesu über das Himmelreich, Reich der Himmel bzw. Reich Gottes gehört. Er verwendet dabei Bilder: vom Sämann, der den Samen auf unterschiedlichen Boden sät; vom Unkraut, das mitwächst. Die ersten Gleichnisse richten sich an eine Menschenmenge. Dann zieht er sich zurück uns spricht im engsten Kreis mit den Jüngerinnen und Jüngern. Was er ihnen sagt, haben wir heute als Evangelium gehört.

Bei Matthäus beginnt Jesus zehn Mal mit der Redewendung: Mit dem Himmelreich ist es wie … Dann kommen Gleichnisse bzw. oft Bilder aus der Natur, mit denen er eine Lebensrealität zu beschrieben versucht, die sich nur schwer ins Wort bringen lässt.

Himmelreich oder Reich der Himmel kann als die Umschreibung von Lebensglück und Lebensfreude gedeutet werden. Es ist jene Welt, in der die Menschen Gott „Herr“ sein lassen und sich nicht selbst als Götter aufspielen oder sich von dunklen Mächten bestimmen lassen. Wenn du die Lebensfreude finden willst, dann beachte. Jesus versucht es mit Gleichnissen zu beschreiben:

Zunächst kauft ein Mann mit Freude einen Acker, in dem der Schatz verborgen ist. Der Schatz ist im Acker. Vielleicht eine erste Erkenntnis: Es gibt das Glück, die Freude nicht rein. Wer das Glück oder die Freude rein haben will, wird anderen das Leben vergällen. Wenn ich das Glück erst dann gelten lasse, wenn alle Mängel, Defizite, Mängel rundum behoben sind, finde ich es nicht. Oder: Wenn ich mich erst freuen kann, wenn alle etwas mitmachen, wird sich keine Freude einstellen.

Der Schatz liegt im Acker des Lebens. Die Freude, das Glück wird es nie rein geben. Vielleicht ist das gerade im religiösen Bereich ein wichtiges und beachtenswertes Faktum für jene, die Gott verkünden oder sich von Gott finden lassen.

Es geht viel Unheil von solchen aus, die nur die reine Lehre gelten lassen wollen oder denen als Gesellschaftsmodell ein Gottesstaat vorschwebt. Dieses Gleichnis vom Schatz im Acker wendet sich gegen jeglichen Fanatismus und Fundamentalismus auch religiösen.

Ja, es lohnt sich für Gott – für Gottes Reich – alles zu geben, aber es gleicht einem Schatz im Acker. Die Erfahrung ist eingebettet in das Menschliche, oft allzu Menschliche. Und zugleich bleibe dir bewusst: Im Acker des Lebens liegt der Schatz d.h. in den unterschiedlichsten Erfahrungen des Lebens kann dich Gott überraschen und – vielleicht trotz allem – reich beschenken: sei es in der Alltagsarbeit, in Konflikten, in einer Krankheit, im Leid, … Manchmal werden erst tiefe Erfahrungen möglich, die im Zusammenhang mit Leid, Krankheit oder auch Tod erlebt werden.

Das Gleichnis stellt uns vor die herausfordernde Frage: Traue ich es Gott zu, dass er mir in den unterschiedlichen Erfahrungen begegnen will? Auch in Leiderfahrungen? Suche ich ihn, wenn allein für mich der Acker sichtbar ist? Gott als Schatz im Acker meines Lebens? Ja, wer ihn entdeckt – vielleicht besser – sich finden lässt – ahnt Glück und Lebensfreude.

Jesus nimmt ein zweites Bild zur Erklärung: ein Mann, der alles verkaufte, um die besonders wertvolle Perle zu kaufen. Was dem Glück und der Lebensfreude entgegensteht sind Halbherzigkeiten. Er verkaufte alles, er gab alles. Ein bisschen Gott, ein bisschen Glaube, ein wenig religiös sein, ein wenig Nachfolge, … das wird es nicht sein. Oder ein wenig Liebe, ein wenig Treue, ein bisschen Hoffnung, das ist es auch nicht. Lebensfreude setzt Entscheidung und Wagnis voraus. Er verkaufte alles, um eine besonders wertvolle Perle zu kaufen.

Und schließlich hat Jesus ein drittes Gleichnis beigefügt: mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Netz, das man ins Meer wirft um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer. Sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber werfen sie weg. So wird es am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt.

Es sind zwei beachtenswerte Gedanken: Wir dürfen einer Zukunft entgegengehen, da wird es kein Böses mehr geben. Und ebenso ist wie am letzten Sonntag beim Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen mitgesagt: Das Beseitigen des Bösen ist und bleibt Aufgabe der Engel, d.h. das ist nicht eure/unsere Aufgabe. Jesus spricht zu den Jüngern. ER gibt ihnen nicht den Auftrag, die schlechten Fische auszusortieren. Es ist Aufgabe der Engel. Wie sie diese Aufgabe einmal machen werden, das muss und soll nicht ihre und auch nicht unsere Sorge sein.

Mit diesen Gleichnissen macht Jesus deutlich, wie Himmelreich wird. Es wird und wächst in der Realität des Lebens, nicht außerhalb. Mit den Gleichnissen versucht er den Zugang zu schaffen, auch für uns.

Diese beiden Gleichnisse gehören zu den einfachsten und kürzesten, die Jesus erzählte (Mt 13,44–46). Sie enthalten aber eine inhaltliche Tiefe, die ihren äußeren Umfang weit übertrifft. Warum sind sie so einprägsam? Sie regen unsere gottgegebene Vorstellungskraft an. Wir brauchen keinen Abschluss in Theologie, um zu verstehen, was hier passiert – im Gegenteil. Wenn du schon mal etwas gesucht hast – vielleicht im Garten die Pforte nach Narnia, in der vergessenen Ecke auf dem Dachboden verlorene Antiquitäten oder einen besseren Weg, etwas Bestimmtes zu tun –, dann bist du gut dafür gerüstet, Jesus Worte zu verstehen. Jesus möchte, dass wir uns fragen: „Was würde ich tun, wenn ich das Unmögliche finde?“ Dann erinnert er uns daran, dass wir es bereits gefunden haben: Das Reich der Himmel.

Diese Gleichnisse sind so fesselnd, weil wir alle wissen, was es heißt, auf der Suche zu sein. Vielleicht suchen wir nach einem verlorenen Erbstück, nach einer Möglichkeit, das Studium zu finanzieren, oder nach der perfekten Tasse Kaffee – wir wissen, was Suchen bedeutet. Die universelle menschliche Erfahrung des Suchens und Entdeckens bildet den Hintergrund und den metaphorischen Startpunkt für diese beiden Gleichnisse. Stellen wir uns vor, dass unsere Suche zu einer herrlichen Entdeckung führt, die alles verändert. Glücklicherweise erzählen diese Gleichnisse nicht von einer Welt, in der unsere Suche ergebnislos ist. Ganz im Gegenteil – unsere Entdeckung ist unerwartet herrlich. Jesus möchte, dass wir uns diese Situation vorstellen und uns überlegen: Was würden wir tun, wenn unsere Suche zu einer wirklich bedeutsamen Entdeckung führt?

„Die Schönheit und Herrlichkeit des Königreichs sind so groß, dass derjenige, der es findet und erkennt, instinktiv alles für das Unmögliche opfert und es nicht als Verlust erachtet.“

 

Diese Frage bringt uns zum Kern dieser Gleichnisse. Obgleich die Suche und die überraschende Entdeckung den metaphorischen Rahmen für die Gleichnisse bildet, liegt die eigentliche Betonung auf den Kosten. Denken wir an das Gleichnis vom Schatz im Acker. Die Wahrscheinlichkeit, in einem Acker einen vergrabenen Schatz zu finden, mag nicht sehr hoch gewesen sein, war aber in der antiken Welt nicht abwegig. Da es keine Banktresore und Alarmanlagen gab, mochte der sicherste Ort für Wertgegenstände durchaus unter der Matratze gewesen sein. Jesus interessiert sich aber nicht so sehr für diese Details. Ihm geht es um den Preis, den unser Schatzsucher zu zahlen bereit ist. Jesu Absicht mit diesem Gleichnis ist bemerkenswert und unkompliziert. Es kostet den Mann alles, an diesen Schatz zu kommen, und er nimmt sich noch nicht einmal die Zeit, die Rechnung zu überschlagen. Er handelt impulsiv, angetrieben von der Macht seiner Freude (Mt 13,44). Die Schönheit und Herrlichkeit des Königreichs sind so groß, dass derjenige, der es findet und erkennt, instinktiv mit Freude reagiert, alles für das Unmögliche opfert und es nicht als Verlust erachtet.

Das Gleichnis der kostbaren Perle ist in dieser Hinsicht noch überraschender und herausfordernder. Oberflächlich betrachtet scheint hier nicht viel zu geschehen, was nicht schon im ersten Gleichnis deutlich wurde. In beiden Gleichnissen verkauft der Suchende all seinen Besitz, um den Preis zu erhalten. Im Gleichnis von der Perle gibt es aber ein wichtiges Detail. Der Händler handelt auf eine irrationale Weise, die einer Erklärung bedarf. Im Gegensatz zum ersten Gleichnis verkauft er nicht alles, um etwas zu erstehen, das noch größeren Wert hat. Im Gegenteil: Der Händler verkauft alles, wahrscheinlich auch die Perlen, die sich möglicherweise in seinem Besitz befinden, um diese eine Perle zu kaufen. Das ist kein gutes Geschäft. Sein Vorgehen zeigt, dass er nicht wegen des Geldes im Perlengeschäft ist, sondern wegen der Perlen – und nun hat er die Perle gefunden. Er erscheint nicht wirklich als Händler, sondern eher als Perlensammler, der allein danach strebt, diese eine Perle zu besitzen. Warum verkaufte er alles, um der (obdachlose) Besitzer einer einzigen Perle zu sein? Er liebte diese Perle und hatte Freude an ihr. Das ist das Besondere an diesem Gleichnis: Ironischerweise ist der Händler scheinbar weniger von Geld motiviert als der Feldarbeiter, denn der Händler opfert alles – nicht in der Hoffnung auf ein größeres Einkommen, sondern für die Freude, die Perle zu besitzen.

Diese Gleichnisse fordern uns heraus, uns über unsere Liebe für das Reich der Himmel Gedanken zu machen. Wenn Jesus über den Schatz im Acker spricht, will er, dass wir überdenken, was wir wirklich wertschätzen. Rechnen wir richtig, wenn es um die Dinge dieser und der nächsten Welt geht? Würden wir alle weltlichen Güter aufgeben, um etwas unendlich Besseres zu erhalten? Die kostbare Perle stellt uns vor eine noch schwierigere Frage: Entspringt unser Opfer wirklich der reinen Liebe für das Reich der Himmel? Das Gleichnis vom Schatz hinterfragt unsere Vision und unsere Werte: Verstehen wir, dass das Reich der Himmel mehr ist? Das Gleichnis von der Perle geht noch tiefer, weil es unser Herz und unseren Willen anspricht: Verstehen wir, dass das Reich der Himmel alles ist?

GleichnisseMatthäus 13,44–46

Das Gleichnis vom Schatz im Acker für Kinder

Thomas Keene ist Professor für Neues Testament und Studienleiter am Reformed Theological Seminary in Washington, D.C. Er war zudem Co-Pastor der Christ the King Presbyterian Church (PCA) in Conshohocken (Pennsylvania, USA). Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Virginia.

Was Bedeutung das Gleichnis vom Schatz und der Perle?

Eine Möglichkeit ist, die Perle als Sinnbild für Christus anzusehen. Des Weiteren wird die Perle aber auch als Heilszusage, als Gottesgeburt in der Seele, als Mahnung, das Himmelreich dem Irdischen voranzustellen, oder nach Augustinus mit der Liebe zum Bruder und zu Gott gleichgestellt.

Was will uns Jesus mit dem Gleichnis sagen?

Jesus: ein Bildergeschichtenerzähler Mit den Gleichnissen wollte er ihnen und anderen Menschen im Land etwas über Gott beibringen und auf das Reich Gottes aufmerksam machen. Die Menschen sollten dabei erfahren, wie Gott ist, was er ihnen schenken will und dass er dazu auch die Menschen braucht.

Was ist ein Gleichnis einfach erklärt?

Ein Gleichnis ist eine kurze Erzählung. Sie dient zur Veranschaulichung eines Sachverhalts nicht durch einen Begriff, sondern durch bildhafte Rede. Über die Veranschaulichung hinaus wird dem Gleichnis auch verändernde Funktion zugeschrieben.

Was ist die Botschaft der Gleichnisse?

Die Gleichnisse gehören zum Grundbestand der jesuanischen Botschaft. Sie erzählen vom Reich Gottes in einer Weise, die auch heutigen Schülerinnen und Schülern unmittelbar einleuchtet – trotz des oft fehlenden sozio-kulturellen Hintergrunds, der den Schülern oft neu vermittelt werden muss.