Ist First Dates Echt oder Fake?

Das erste Date ist nicht vergleichbar mit einem Abend Netflix und Pizza auf der Couch. Haare stylen, das Outfit soll sitzen, nach dem Zähneputzen am besten noch ein Kaugummi in den Mund. Jetzt stell’ Dir vor, alles, was Du tust, wird von TV-Kameras aufgezeichnet – und von aller Welt dann sogar mehr oder weniger freundlich kommentiert. Wie sich das anfühlt? Luis Voigt (25) kann es aus erster Hand erzählen. Er hat bei der Vox-Sendung „First Dates Hotel“ mitgemacht – zusammen mit seinem Vater Frank. Was bewegt Menschen, bei einer Reality-TV-Show mitzumachen? Das habe ich mich schon häufig gefragt. Jetzt frage ich Luis.

Für unser Gespräch haben wir uns per Videoanruf verabredet, Luis ist in seiner Mittagspause. Er sitzt mit Kopfhörern vor dem Laptop in der Agentur, in der er in Hannover arbeitet. Luis hat in Salzgitter studiert, jetzt ist er Social-Media-Manager.

Warum hat Luis bei der Show mitgemacht?

„Mein Vater hatte sich schon für die Show beworben und war schon drin“, erzählt Luis. Als die beiden im vergangenen Sommer zusammen im Urlaub waren, schickte Luis Vater ein Selfie von den beiden an die Casterin. Die fragte seinen Vater direkt, ob Luis auch mitmachen würde. Später beim Abendessen im Hotel fragte Luis’ Vater ihn dann, ob er sich vorstellen könnte, mit ihm zusammen in die Sendung zu gehen.

„Ich musste auf jeden Fall drüber nachdenken“, sagt Luis ernst. Er kannte die Show noch nicht und musste sich das Format erst anschauen. Nach drei Nächten, die Luis über die Sache geschlafen hatte, fällte er die Entscheidung: „Ich hab mich gefragt: Fällt Dir irgendein Grund ein, warum nicht? Ich dachte auch, das ist ein mega Abenteuer – einfach machen.“

Für die Dreharbeiten an „First Dates Hotel“ sind Luis und Papa Frank nach Kroatien geflogen

Also ging es im Spätsommer 2021 mit seinem Vater Frank nach Kroatien, in ein Hotel. „Klar, das war schon wie Urlaub.“ Nur die anderen Teilnehmer konnten sie nicht vor dem Dreh kennenlernen. Luis hat sein „Match“ Stefanie Müller, wie er erzählt, auch wirklich erst vor laufenden Kameras kennen gelernt. Luis’ 21-jährige Show-Datingpartnerin kommt aus einem kleinen Ort im Emsland, im Nordwesten Niedersachsens, studiert im Moment und war bislang noch nicht in einer Beziehung.

Zwei Dates hatten die beiden in der Show. Konnten sie sich auch abseits der Situation mit dem Kamerateam und Gastgeber Roland Trettl in Kroatien kennenlernen? Nein. Die Kameras waren immer dabei, berichtet Luis.

Kann man sich wirklich bei einer Dating-Show verlieben?

Bewusst geworden, wie ungewöhnlich so eine Kennenlern-Situation ist, sei ihm erst in dem Moment kurz vor der Aufzeichnung. „Ich bin niemand, der sich vorher einen krassen Kopf macht. Aber mir ist gerade in der Wartezeit zu meinem Date – und auch als es gedreht wurde – erstmal bewusst geworden, dass ich sehr aufgeregt bin – also sehr, sehr.“ Zur ganz normalen Aufregung vor einem ersten Date kam also noch die vor der Kamera hinzu. „Und dann hast Du noch irgendwelche Eindrücke parallel vom Gastgeber Roland, Dir werden Fragen gestellt. Da hab ich schon gemerkt, dass ich heftig aufgeregt war.“

Wenn es so aufregend ist, kann man sich dann überhaupt darauf konzentrieren, jemanden kennenzulernen? Oder sich sogar zu verlieben? „Natürlich sind zwei Tage an intensiven Dreharbeiten nicht das perfekte Umfeld, um sich so richtig kennenzulernen.“ Zwei Tage mit nur kurzen Begegnungen reichen nicht aus, um alles voneinander zu erfahren, findet Luis. Außerdem verhalte man sich vor einer laufenden Kamera dann auch noch etwas anders als rein privat, schätzt er. „Ich glaube, es kann funktionieren – aber es ist nicht einfach.“

Wie viel aus „First Dates Hotel“ ist echt? Was ist Fake?

Wie realitätsnah so ein Date aus der Sendung „First Dates Hotel“ ist, das beurteilt Luis ganz nüchtern: „Natürlich wird da geschnitten. Natürlich war die Erfahrung vor Ort viel intensiver. Und sie kam einem viel länger vor, als es dann im Fernsehen gezeigt wurde.“ Es werde aber nichts anders dargestellt, als es wirklich in der Realität war, sondern nur verkürzt. Ein Skript habe es – zumindest bei dieser Show – auch nicht gegeben. „Das war halt meine erste Reality-TV-Show, ich weiß nicht, ob das immer so ist.“

Im Februar und März liefen dann die Folgen mit Luis und seinem Vater im TV. „Als ich es dann im Fernsehen gesehen hab, ist mir auch das erste Mal bewusst geworden – bisschen zu spät wahrscheinlich – krass, da sehen Dich ja alle beim Daten. Deine Oma!“ Und es ist eine Situation, in der man sich nie selbst beobachten kann. „Das ist schon – ja, krass. Aber gehörte auch zu dem Abenteuer dazu.“ Seine Familie hat seinen Auftritt auch durchweg positiv aufgenommen.

Aber nicht nur die Oma sieht Luis beim Daten im Fernsehen zu. Auch etwa eine Million andere Menschen haben ihm und Steffi beim Kennenlernen zugesehen. Das geht auch an Social Media Kanälen nicht kommentarlos vorbei.

https://twitter.com/DonShlonzo/status/1495852480265084941?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1495852480265084941%7Ctwgr%5E%7Ctwcon%5Es1_c10&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.braunschweiger-zeitung.de%2Fpanorama%2Farticle234907355%2FKann-man-die-wahre-Liebe-in-einer-Dating-Show-finden.html

Luis’ Hemd war das Lieblingsthema der Twitter-User

Lieblingsaufreger bei den Zuschauern in Bezug auf Luis: Sein Hemd beim ersten Date. „Ich hab mal reingeschaut, bei Twitter. Als ich dann den achtzigsten Tweet über dieses angebliche Hawaii-Hemd gelesen hab, wurde es auch so ein bisschen langweilig.“ Wenn die Leute nur den Aufhänger mit seinem Hemd hätten, sagt er, „dann kann’s an meinem Charakter schon mal nicht liegen.“

Und zu seinem Hemd, sagt Luis, das war er selbst. „Ich weiß auch, dass ich da einfach ein einfarbiges, schlichtes Polohemd hätte anziehen können.“ Aber das sei erstens nicht er. Und Luis sieht nicht ein, sich für Leute im Internet zu verstellen. „Ich hab halt einfach das getragen, worauf ich Lust hatte.“

Aber besonders bei Twitter hat Luis eine Beobachtung gemacht: „Twitter ist scheinbar eine sehr toxische Plattform.“ Jeder Kandidat und jede Kandidatin werde dort von Internet-Nutzern angegriffen. Dass es alle trifft, helfe zu verstehen, dass es nicht an einem selbst liegt. „Da sind mein Vater und ich auch noch recht glimpflich davongekommen. Andere haben weitaus schlimmere Tweets abbekommen.“

Krasse Twitter-Kommentare – teilweise weit unter die Gürtellinie

Damit haben Luis und sein Vater einen eigenen Umgang gefunden: „Ich hab mir die witzigsten Tweets sogar mit meinem Vater hin und her geschickt. Wir fanden es sehr funny, wenn’s halt wirklich kreativ war.“ Plumpe Beleidigungen habe er sich nicht so sehr zu Herzen genommen: „Das haben die Leute dann am nächsten Tag wieder vergessen.“ Bei der zweiten Sendung hat Luis Twitter gar nicht mehr geöffnet, sagt er.

Die Reaktionen der verschiedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf schwierige Kommentare seien ganz unterschiedlich, berichtet Luis: „Es gab auch Leute unter den Teilnehmern, die dann an den Diskussionen teilgenommen haben, die sich da verteidigt haben bei Twitter.“ Diesen Stress hat er nicht mitgemacht. Auf der anderen Seite war Luis’ Eindruck, dass einige Teilnehmerinnen oder Teilnehmer unfaire Kommentare von Social-Media-Nutzenden in sich reingefressen haben.

Diese Art von Häme-Kultur auf Twitter sieht Luis als Problem der Plattform. Unabhängig, welche Menschen sich in Sendungen zeigten, griffen einige Twitter-User einfach jeden und jede in ihren Kommentaren an. Trotzdem hat er sich beim Lesen der Kommentare Gedanken gemacht, wie es den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern geht. „Steffi hat ja auch Sprüche abbekommen. Da habe ich sie schon gefragt, ob sie damit klarkommt und alles cool ist.“ Luis und Steffi sind noch in Kontakt. Ob sie sich wirklich verliebt haben, verrät Luis aber nicht.

Als die Show ausgestrahlt wurde, gab es für Luis auch eine Art Public Viewing mit seinen Arbeitskolleginnen und Kollegen. „Meine Kollegen fanden das sehr, sehr lustig. Die haben das alle sehr positiv aufgefasst. Wir haben uns das auch hier zusammen angeguckt, in der Agentur. Ich kann auch super über mich selber lachen und man hat gemerkt, meine Kollegen haben mit mir gelacht und nicht über mich.“

Die TV-Sendung „First Dates“ läuft täglich um 18 Uhr bei Vox. Die Folgen mit Luis und seinem Vater Frank gibt es online zu sehen auf RTL+.

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Was kostet Teilnahme First Dates Hotel?

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Hat bei First Dates schon jemand geheiratet?