Petition erziehe dein kind wie einen hund

Inhaltsverzeichnis

1. Allgemeiner Teil
1.1. Was ist die Hund-Kind-Methode?
1.2. Ziele der Methode

2. Hauptteil
2.1. Train your Baby like a Dog
2.2. Vorteile und Nachteile der Methode
2.3. Alternative Lösungsvorschläge

3. Schluss
3.1. Zusammenfassung
3.2. Beantwortung der Themenfrage

Literaturverzeichnis

Einleitende Worte

Es war ein ganz normaler Tag, an dem ich, wie immer, durch Instagram scrollte. Ich stieß auf einen Beitrag der Bild- Zeitung über eine neue RTL Serie; “Erziehe dein Kind, wie einen Hund”. Ich lachte und tat diese Information ab, da ich solch ein fragwürdiges Experiment im Jahre 2021 für unmöglich hielt. Ein paar Tage später stieß ich erneut auf eine Beitrag über diese kuriose Serie. Diesmal ging es um erste Reaktionen von Zuschauer*Innen auf diese Serie. Ich googelte also und fand schnell heraus, dass es diese Serie wirklich gibt. In dieser Serie soll die “Hund-Kind-Methode” angewendet werden. Neugierig und gleichzeitig misstrauisch schaute ich mir also die erste Folge dieser Serie an. Ich habe mir die Kommentare der Zuschauer*Innen bewusst vorher nicht durchgelesen, um halbwegs neutral an die Sache heran zu gehen. Diese Neutralität verflog schnell, als die Hundetrainerin einen sogenannten Clicker aus ihrer Bauchtasche holte. Dieser Clicker dient zur Konditionierung von Verhalten von Hunden. Eigentlich, denn in dieser Serie wird er für die Erziehung von Kindern eingesetzt. Trotz meines Misstrauens gegenüber dieser Methodik in der Kindererziehung, stellte ich mir immer wieder die Frage, ob das nicht eventuell doch funktionieren könnte. Konditionierung ist schließlich ein gut erforschtes Gebiet und großer Bestandteil unseres Lebens. Es betrifft uns jeden Tag und hat einige Verhaltensweisen von Menschen geprägt. Sei es das Stehenbleiben vor einer roten Ampel oder das entspannende Gefühl auf der Couch zu sitzen. All das ist klassische Konditionierung. Warum empfinde ich diese Serie, wo dieses Prinzip zur Anwendung kommt, als unangebracht? Kann man die Hund-Kind-Methode guten Gewissens in der Erziehung von Kindern anwenden? Diese Frage möchte ich in dieser Hausarbeit untersuchen. Dazu kläre ich als erstes über diese Methode auf und erläutere anschließend dessen Ziele. Danach werde ich die Serie “Train your Baby like a Dog” vorstellen und analysieren. Anschließend werde ich auf die Vorteile und Nachteile dieser Methodik zu sprechen kommen. Nach diesem Teil werde ich Alternativen aufzeigen, die gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen. Es folgt eine Zusammenfassung und die Beantwortung der Themenfrage; “Die Hund-Kind-Methode- Kann man Kinder wie Hunde erziehen?”

1. Allgemeiner Teil

1.1. Was ist die Hund-Kind-Methode?

Die Hund-Kind-Methode ist eine neuartige pädagogische Methode, bei der Tricks aus der modernen Hundeerziehung bei der Erziehung von Kindern angewendet werden (vgl. Deine Tierwelt, 2020). Eine Besonderheit hierbei ist das sogenannte Clickertraining. Diese beschreibt den Einsatz von einem Clicker, um ein erwünschtes Verhalten positiv zu verstärken. Zeigt der Hund oder das Kind also ein erwünschtes Verhalten, ertönt ein Klick und der Hund oder das Kind bekommt eine Belohnung. Diese Belohnung kann Essen, Spielzeug oder auch Aufmerksamkeit der Eltern sein (vgl. Kofler, 2014). Das Prinzip, dass sich dahinter verbirgt, ist klassische Konditionierung und positive Verstärkung.

Klassische Konditionierung geht auf den Russen Iwan P. Pawlow zurück (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2004). Ihm war es gelungen zum ersten Mal in der Geschichte objektivierbare und messbare Ergebnisse in der Lernforschung vorzulegen (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2004). Iwan P. Pawlow wurde durch Hunde Experimente und deren Ergebnisse berühmt. Er stellte fest, dass der Hund bei dem reinen Anblick von Fleisch anfing zu sabbern. Der Speichelfluss ist dabei eine natürliche Reaktion. Iwan Pawlow klingelte nun jedes Mal, wenn der Hund Fleisch bekam, mit einer Glocke. Bald darauf fing der Hund allein bei dem Ertönen der Glocke an zu sabbern. Dieses Phänomen nennt man klassische Konditionierung (vgl. Gudjons, 2008).

Für den Fall, dass Sie Haustiere besitzen, könnte Ihnen dieses Verhalten bekannt vorkommen. Fängt Ihr Tier an zu sabbern, zu quietschen oder zu miauen, alleine schon, wenn es raschelt oder Sie bestimmte Geräusche machen? Das könnte daran liegen, dass Sie ihr Haustier, eventuell auch unbewusst, konditioniert haben. Ihr Tier weiß also, wenn es raschelt oder Sie dieses eine gewisse Geräusch machen, gibt es etwas zu Essen. In meinem Falle sind es Meerschweinchen. Jedes Mal, wenn ich diese gefüttert habe, habe ich leichte Schnalzgeräusche gemacht. Wenn ich jetzt diese Geräusche mache, stehen die Schweinchen vorne am Käfig und warten auf Essen. Ich habe sie also darauf konditioniert. Klassische Konditionierung ist also “ein Phänomen, bei dem ein Reiz, der eine emotionale Reaktion hervorruft, begleitet wird von einem neutralen Reiz, der keine emotionalen Reaktionen hervorruft, bis der neutrale Reiz die emotionalen Eigenschaften des ersten Reizes annimmt” (Aronson,Wilson,Akert, S. 232, 2008.). Doch was genau heißt das für das Clickertraining?

In diesem Falle ist der Clicker der neutrale Reiz, der keine Emotionen hervorruft. Dieser wird nun gekoppelt, mit Etwas, was Emotionen hervorruft (z. B. Essen oder Aufmerksamkeit). Wiederholt man diesen Vorgang über einen längeren Zeitraum, dann wird das Kind oder der Hund mit dem Clicker etwas Positives verbinden. Der anfänglich neutrale Reiz wird so mit Emotionen verbunden. Setzt man dieses Clickertraining nun in Situationen ein, wo das Kind oder der Hund erwünschtes Verhalten zeigt, dann wird das Kind oder der Hund dieses erwünschte Verhalten öfter zeigen, da es damit eine Belohnung verbindet.

Bei der Hund-Kind-Methode kommt neben der klassischen Konditionierung auch die operante Konditionierung zum Einsatz. Bei dem operanten Konditionieren wird “das Verhalten, über das der Mensch selbst entscheidet, in seiner Häufigkeit durch negative oder positive Verstärkung beeinflusst” (Aronson, Wilson, Akert, S. 233, 2008). Bei der Hund-Kind-Methode wird ausschließlich mit der positiven Verstärkung gearbeitet. Das bedeutet, wenn das Kind erwünschtes Verhalten zeigt, wird es darin bestärkt durch z. B. Essen. Daraus lernt das Kind, welches Verhalten erwünscht ist.

Welche Ziele kann man also mit Konditionierung von Verhalten erreichen und was sind die genauen Ziele der Hund-Kind-Methode?

1.2. Ziele der Hund-Kind-Methode

Das Ziel von Konditionierung und positiver Verstärkung ist immer die Übertragung des erwünschten Verhaltens und die Vernichtung des unerwünschten Verhaltens. Konkret heißt das, dass man erwünschtes Verhalten antrainieren und Unerwünschtes abtrainieren möchte (vgl. Focus, 2020). Das Ziel der Hund-Kind-Methode ist es, Familien bei alltäglichen Erziehungsproblemen zu helfen. Das Kind soll dabei auf die Worte der Eltern hören (vgl. Welt, 2020). Das Ziel ist, dass das Kind lernt, was erwünschtes Verhalten ist und das auf dieses eine Belohnung folgt.

Doch kann man diese Ziele durch die reine Konditionierung von Verhalten erreichen?

2. Hauptteil

2.1. Train your Baby like a Dog

Die Namen der nachfolgenden Familien sind, aus datenrechtlichen Gründen, durch mich geändert worden. Alle Beschreibungen und Einschätzungen beruhen auf meinem subjektiven Empfinden, als ich die Serie zum zweiten Mal sah.

Dieser Frage wird in der Dokuserie “Train your Baby like a Dog” nachgegangen. Die Vorlage dabei stammt aus Großbritannien. Dort wurde die Serie 2019 ausgestrahlt. RTL adaptierte diese Serie ins Deutsche. Die Erstausstrahlung fand am 3. Januar 2021 statt. Bislang ist eine Folge erschienen, die man auf TV Now sehen kann. Die Serie ist sowohl in Großbritannien, alsauch in Deutschland sehr umstritten. Um den Start der Serie in Deutschland zu verhindern wurde eine Online Petition gestartet, welche rund 35.000 Menschen unterzeichneten (vgl. Kupsa, 2021). Trotz dieser Petition wurde die Serie ausgestrahlt. Dies hatte zur Folge, dass 113 Beschwerden bei der niedersächsischen Landesmedienanstalt eingingen und aktuell noch bearbeitet werden. Doch worum genau geht es in der Serie eigentlich?

In der Serie geht es um die 38-Jährige Hundetrainerin Aurea Verebes. Sie beschreibt sich selbst in der Serie als “Verhaltensexpertin, Buchautorin und Mutter von drei Kindern, die über positive Verstärkung für Mensch und Hund arbeitet” (Aurea Verebes, 2021). In der Serie besucht sie Familien, die Probleme mit der Erziehung ihrer Kinder haben. Das Ziel dabei ist es, diese Probleme durch die Hund-Kind-Methode zu lösen. Dabei wird das Clickertraining eingesetzt. Dieses ist laut Verebes:

“effizient, weil der Clicker eine Erwartungshaltung gibt, dass gleich etwas tolles passiert. Indem Moment, wenn ich mit dem Clicker arbeite, kann ich Kindern einen Weg weisen, der über Erfolg führt.”

In der ersten Folge geht es um zwei Familien. Bei der vierköpfigen Familie A. liegen gleich zwei Probleme vor; Ihre Tochter B. ist zwei Jahre alt und verweigert seit rund zwei Wochen das Zähneputzen. Außerdem hat sie massive Probleme beim Einschlafen. Dabei verweigert B. das eigene Gitterbett und schläft nur neben der Mama ein. Diese schläft daher seit der Geburt mit ihrer Tochter und ihrem Sohn in einem Bett. Der Vater dagegen schläft unten auf der Couch. Um derartige Probleme zu lösen, wird auf klassische Konditionierung gesetzt. Dazu bekommt Tochter B. als erstes eine neue Decke. Auf dieser Decke sollen “nur positive Sachen passieren” (Aurea Verebes, 2021). Das ist das Prinzip der klassischen Konditionierung. Dabei ist die Decke der neutrale Reiz. Dieser soll nun mit positiven Dingen verknüpft werden, sodass der anfangs neutrale Reiz (die Decke) mit positiven Emotionen verknüpft wird. Das Ziel ist, dass die Tochter, durch die positiv verknüpfte Decke, im Gitterbett alleine schlafen kann. Das zweite Problem, dass die Tochter das Zähneputzen verweigert, wird ähnlich versucht zu lösen. Dazu zeigt Hundetrainerin Verebes der Tochter drei neue Zahnbürsten. Diese darf sich eine davon aussuchen. Anschließend wird ein Papier geholt. Nun darf die Tochter auf diesem mit ihrer Zahnbürste und Zahnpasta malen. Das soll dazu führen, dass sie mit der Zahnbürste etwas Positives verknüpft und die Angst vor dem Putzen verliert. Verebes sagt, dass die Eltern ihre Tochter spielerisch an das Zähneputzen heranführen sollen und immer, wennsie die BürsteindenMund nimmt oder putzt, sollen die Eltern dieses Verhalten verstärken. Dieses “Experiment” (Verebes, 2021) soll nun über einen Monat andauern und das erwünschte Verhalten zur Folge haben.

Im weiteren Verlauf der Folge wird die zweite Familie vorgestellt. Familie C. hat ebenfalls zwei Kinder. Das Problem in dieser Familie ist die vierjährige Tochter D. Sie schreit immer wieder unkontrolliert los, beißt, kratzt ihre Schwester und ihre Eltern und leidet an Wutausbrüchen. Da die Eltern sichnicht mehr zu helfen wissen, rufen sie Aurea Verebes zur Hilfe. In diesem Fall wird mit dem Clickertraining gearbeitet. Dazu wird ein Signalwort festgelegt.Wenn die Mutter dieses nennt, soll ihre Tochter ihr in die Augen schauen. Dann ertönt ein Klick und D. bekommt etwas zu Essen. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass Tochter D. an starkem Übergewicht leidet.

Durch dieses Clickertraining soll das Kind aus Situationen gezogen werden, herunterkommen und für dieses erwünschte Verhalten belohnt werden. So sollen die Wutausbrüche weniger werden und schließlich gänzlich verschwinden. Außerdem soll damit erreicht werden, dass D. auf ihre Mutter hört.

In beiden Fällen sollen also neue Verhaltensmuster initiiert werden. In dem ersten Fall durch klassische Konditionierung und im zweiten durch das Clickertraining und positive Verstärkung. Konnten die Ziele, durch die Hund-Kind-Methode, erreicht werden?

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