Was ist der Grund christlicher Hoffnung

Mit Glaube und Liebe gehört die Hoffnung zu den drei christlichen Tugenden – also Haltungen bzw. Einstellungen, die eng mit Gott in Verbindung stehen. Blicken wir, wenn wir die christliche Hoffnung beleuchten, zunächst auf einen außergewöhnlichen Gottesdienst, die Feier der Osternacht 2020 im Petersdom in Rom. Aufgrund der Pandemie war der Petersdom fast leer – ein trostloses Bild – und das beim Höhepunkt des Kirchenjahres! Umso mehr beeindruckten die Worte von Papst Franziskus. Er beklagte nicht die Situation, sondern sprach von der „Hoffnung in der Dunkelheit“.

Österliche Hoffnung

Die christliche Hoffnung ist zutiefst mit dem Osterfest verbunden. Im ersten Petrusbrief steht: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1 Petr 1,3). Jesus siegt, er ist auferstanden, das Licht ist stärker als die Finsternis, das Leben stärker als der Tod; das ist die lebendige Hoffnung in der Dunkelheit. Diese Hoffnung lässt uns anders leben und schlägt einen Bogen in das ewige Leben. Wir haben eine Hoffnung über dieses Leben hinaus, eine Hoffnung, die alles übersteigt.

Am Anfang einer Osternacht betet man mit zuversichtlicher Hoffnung: Einst dürfen wir am Sieg Christi über den Tod und an seinem Leben in Gott teilnehmen. In diesem Sinne ruft uns die Bibel zu: „Wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen“ (1 Thess 4,13-14).

Wir hoffen, dass uns als Getaufte in dieser Welt das österliche Licht Gottes begleitet und wir am Ende unseres Weges bei ihm im Licht sein werden.

Sichere Hoffnung

Gott beobachtet uns also nicht aus der Ferne. Er liebt uns! Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist für uns in die Dunkelheit des Todes gegangen und auferstanden. Wir dürfen daher von einer sicheren Hoffnung sprechen. Im Neuen Testament lesen wir: Jesus Christus selbst aber, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns liebt, schenkt uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung (vgl. 2 Thess 2,16).

Diese sichere Hoffnung trägt uns in Licht und Finsternis. Gott verlässt uns sicher nicht. Wir können ihm vertrauen und uns auf ihn verlassen. Er kann alles verändern und letztlich zum Guten führen. So unterstrich Papst Franziskus an Ostern 2020: „Die Hoffnung Jesu ist anders. Sie legt die Gewissheit ins Herz, dass Gott alles zum Guten zu wenden vermag. Geben wir daher nicht der Resignation nach, legen wir nicht einen Stein über die Hoffnung. Auch wenn du im Herzen die Hoffnung begraben hast, gib nicht auf – Gott ist größer“.

Geschenkte Hoffnung

Dennoch können wir finstere Momente bzw. Zeiten der Hoffnungslosigkeit, die wir alle kennen, nicht einfach wegwischen. Der Petersdom war damals fast menschenleer. Es gibt genügend Gründe, hoffnungslos auf viele Orte oder Menschen zu blicken. Denken wir an die Kriege bzw. Krisen dieser Welt oder persönliche Nöte.

Vor diesem Hintergrund müssen wir uns vor Augen führen, dass wir Hoffnung nicht selbst machen oder herstellen können. Sie wird von Gott geschenkt, sie ist Gnade. Papst Franziskus sagte: „Es ist eine neue, lebendige Hoffnung, die von Gott kommt. Sie ist nicht bloßer Optimismus, sie ist nicht ein Schulterklopfen oder eine freundliche Ermutigung, mit einem flüchtigen Lächeln. Nein. Sie ist eine Gabe des Himmels, die wir uns nicht selbst besorgen konnten.“

Erbetene Hoffnung

Im Gebet dürfen wir Gott immer wieder um das Geschenk der österlichen Hoffnung bitten. Hoffnung und Gebet sind verwandt. So beten wir am Anfang eines Rosenkranzes: Jesus, stärke unsere Hoffnung!

Am Osterfest wird in die dunkle Kirche die Osterkerze getragen. Das Licht breitet sich aus und erzählt von der sicheren Hoffnung in der Dunkelheit. Das diesjährige Osterfest mag uns bestärken, mit Gottes Gnade Worte aus Psalm 39 vertrauensvoll zu beten: „Herr, meine Hoffnung, sie gilt dir!“

Geteilte Hoffnung

Die sichere österliche Hoffnung ist so großartig und befreiend! Man kann sie nicht für sich behalten. Wir sind aufgerufen, in der Finsternis dieser Welt lichtvolle Baumeister der Hoffnung zu sein. Mit Gottes Gnade sollen wir österliche Hoffnungszeugen sein. Wenn wir uns in unserem Leben umsehen, finden wir Menschen, die auf ein Wort bzw. Zeichen der Hoffnung, die diese Welt übersteigt, warten. Christen sind Boten des Ostermorgens.

In einer Zeit, in der man oft nur schwer Gründe für die Hoffnung findet, kommt es bei Menschen, die auf den Gott der Bibel vertrauen, mehr denn je darauf an, „jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt" (1 Petrus 3.5). Wer aus der christlichen Hoffnung leben will, sollte erkennen, was diese auszeichnet.

Die Hoffnung weist grundsätzlich in die Zukunft; für die Bibel wurzelt sie sich aber in das Heute Gottes ein. Im Brief 2003 erinnert Frère Roger daran: „Die Quelle der Hoffnung liegt in Gott, der nur lieben kann und uns unermüdlich sucht."

In den hebräischen Schriften gibt sich die geheimnisvolle Lebensquelle, die wir Gott nennen, darin zu erkennen, das er die Menschen in eine Beziehung zu ihm beruft: Er schließt einen Bund mit ihnen. Die Bibel bezeichnet die Züge des Gottes, der den Bund eingeht, mit den hebräischen Wörtern „hesed" und „emet" (z. B. Exodus 34,6; Psalmen 25,10; 40,11-12; 85,11). Sie werden im Allgemeinen mit Liebe und Treue übersetzt. Sie sagen aus, daß Gott Güte, wohlwollende Zuwendung zu den Seinen ist und daß er nie die Menschen verläßt, die er in seine Gemeinschaft ruft.

Darin liegt die Quelle biblischer Hoffnung. Gott ist unveränderlich gut und verläßt nie einen Menschen in Schwierigkeiten. Die Welt, in der wir leben, ist weit von Gerechtigkeit, Frieden, Solidarität, Barmherzigkeit und Erbamen entfernt, aber dies ist für die Glaubenden nur vorübergehend so. Aus ihrem Glauben an Gott schöpfen sie Hoffnung auf eine Welt nach dem Willen Gottes, in der seine Liebe alles bestimmt.

In der Bibel kleidet sich diese Hoffnung oft in den Begriff Verheißung. Wenn Gott mit den Menschen in Beziehung tritt, verheißt er ihnen meistens ein erfüllteres Leben. Dies beginnt bereits in der Geschichte Abrahams. „Ich werde dich segnen", sagt Gott zu Abraham. „Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen" (Genesis 12,2-3).

Eine Verheißung eröffnet neue Möglichkeiten im Leben. Sie schaut in die Zukunft, ist aber in eine Beziehung zu Gott eingewurzelt, der hier und jetzt zu mir spricht, der mich aufruft, konkrete Lebensentscheidungen zu treffen. Die Saat der Zukunft liegt in der gegenwärtigen Verbindung mit Gott.

Dieses Verwurzeltsein in der Gegenwart wird mit dem Kommen Jesus Christi noch stärker. In ihm, schreibt Paulus, sind alle Verheißungen Gottes bereits erfüllt (2 Korinther 1,20). Dies gilt nicht nur einem Menschen, der vor 2000 Jahren in Palästina gelebt hat. Für die Christen ist Jesus der Auferstandene, der auch im Heute bei ihnen ist. „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Zeiten" ( Matthäus 28,20). Ein anderer Paulustext wird noch deutlicher: „Die Hoffnung läßt nicht zugrundegehen, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist" (Römer 5,5). Die christliche Hoffnung ist nicht ein einfacher Wunsch für die Zukunft, dessen Verwirklichung in Frage steht, sondern die Gegenwart göttlicher Liebe in einer Person, dem Heiligen Geist , dem Lebensatem, der uns in eine Gemeinschaft der Fülle führt.

Wie kann man in der christlichen Hoffnung leben?

Die biblische und christliche Hoffnung führt nicht zu einem bequemen Leben in den Wolken, zum Traum einer besseren Welt. Sie spiegelt nicht lediglich wider, was wir gerne wären oder gerne täten Sie läßt uns Saaten jener neuen Welt sehen, die bereits heute aus Gott keimt, aus Christus, der auf der Erde gelebt hat, gestorben und auferstanden ist.

Aus dieser Hoffnung schöpfen wir Kraft, anders zu leben und nicht den Werten einer Gesellschaft zu erliegen, die sich nur aus Besitz und in Wettbewerb aufbauen will.

In der Bibel verwirklicht sich die Verheißung nicht wie magisch, so daß man sie nur aussitzen und abwarten muß, was kommt. Bevor Gott Abraham ein Leben in Fülle verheißt, sagt er zu ihm: „Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde" (Genesis 12,1). Mit der Verheißung wird Abraham gerufen, sich als Pilger auf den Weg zu machen, einen Neubeginn zu wagen.

Auch die Gute Nachricht der Auferstehung ist ein Aufruf aufzubrechen und nicht die Aufgaben auf der Erde zu vernachlässigen. „Ihr Männer aus Galiläa, warum steht ihr hier und schaut zum Himmel? (...) Geht in die ganze Welt hinaus und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen (...) Ihr werdet meine Zeugen sein (...) bis an die Enden der Erde" (Apostelgeschichte 1,11; Markus 16,15: Apostelgeschichte 1,8).

Gestärkt durch den Geist Christi leben die Glaubenden in tiefer Solidarität mit einer Menschheit, deren Wurzeln zu Gott abgeschnitten sind. Im Römerbrief kommt Paulus auf die Leiden der Schöpfung zu sprechen, die in der Erwartung lebt, und vergleicht sie mit Geburtswehen. Er fügt hinzu: „Auch wir, die als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unseren Herzen" ( Römer 8,18-23).

Der Glaube gibt uns kein Vorrecht, führt uns nicht aus der Welt hinaus. Wir „seufzen" zusammen mit der Welt, teilen ihre Schmerzen, aber wir leben in der Hoffnung, im Wissen, daß in Christus „die Dunkelheit vergeht und schon das wahre Licht leuchtet" (1 Johannes 2,8).

Hoffen heißt also zunächst, tief in unserem Heute ein Leben entdecken, das weiter geht und niemand aufhalten kann, und dieses Leben mit einem Ja aus ganzem Herzen empfangen. Wenn wir uns auf dieses Leben einlassen, können wir hier und jetzt mitten in den Zufälligkeiten des gesellschaftlichen Lebens Zeichen einer anderen Hoffnung aufrichten, Saaten einer erneuerten Welt aussäen, die zur gegebenen Zeit Frucht bringen.

Das deutlichste Zeichen für die neue Welt war für die ersten Christen, daß Gemeinden aus Menschen verschiedener Herkunft und Sprache entstanden. Um Christi willen wurden überall im Mittelmeerraum kleine Gemeinschaften ins Leben gerufen. Die Männer und Frauen gingen über jegliche Spaltungen hinaus und lebten als Brüder und Schwestern, als Familie Gottes zusammen. Sie beteten gemeinsam und teilten ihren Besitz nach den Bedürfnissen des einzelnen (vgl. Apostelgeschichte 2,42-47). Sie bemühten sich, „einer Liebe, einer Seele eines Herzens" (Philipper 2,2) zu sein. So leuchteten sie in der Welt als Quellen des Lichts (vgl. Philipper 2.15). Die christliche Hoffnung entzündete von Anfang an ein Feuer auf der Erde.

Was ist die christliche Hoffnung?

Gläubige Christen hoffen auf Vergebung, Erlösung und das ewige Leben. Die Hoffnung war bereits im Neuen Testament ein Kernwort. Die Heilige Schrift ist Quelle der Hoffnung: „... durch den Trost der Schrift Hoffnung haben“ (Römer 15,4).

Warum gibt es Hoffnung?

Hoffnung entsteht, wenn wir denken, dass alles gut wird, es wird gelingen, es wird eine Lösung geben. Hoffnung richtet sich auf die Zukunft. Wenn wir auf einen guten Ausgang hoffen bzw.