Was kommt zuerst Alzheimer oder Demenz?

Montag, 28. Januar 2019 – Autor:

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Eine Demenz kann unterschiedliche Ursachen haben. Die häufigsten Formen sind Alzheimer und die vaskuläre Demenz. Die anfänglichen Symptome sind ähnlich, jedoch nicht der Krankheitsverlauf.

Anders als die vaskuläre Demenz nimmt Alzheimer immer einen schwereren Verlauf

Bei vielen älteren Menschen lässt das Kurzzeitgedächtnis nach. Bis zu einem gewissen Grad ist das eine normale Altersvergesslichkeit. Erinnerungslücken können jedoch auch ein Anzeichen für eine beginnende Demenz sein. Demenz ist der Oberbegriff für kognitive Beeinträchtigungen, die sich durch Störungen im Denken, Erinnern und der Orientierung auszeichnen. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium sind Demenzkranke nicht mehr in der Lage, ihr Leben eigenständig zu führen.

Alzheimer häufigste Demenzerkrankung

In Deutschland leben derzeit etwa 1,4 Millionen Menschen mit einer Demenz. Mit einem Anteil von 60 Prozent ist Alzheimer die häufigste Demenzerkrankung. Daneben ist die vaskuläre Demenz mit rund 15 Prozent weit verbreitet. Bei weiteren 15 Prozent besteht eine Mischform aus Alzheimer und vaskulärer Demenz. Bei den restlichen 10 Prozent handelt es sich um seltenere Demenzformen wie die Parkinson-Demenz, frontotemporale Demenz oder die Lewy-Körperchen-Demenz. Daneben können auch Alkoholsucht, ein Schädel-Hirntrauma oder bestimmte Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten wie die Creutz-Feld-Jakob-Krankheit zu Demenz führen.

Alzheimer und vaskuläre Demenz treten am häufigsten im höheren Lebensalter auf. Während weniger als zwei Prozent der 65- bis 69-Jährigen von Demenz betroffen sind, leiden über 30 Prozent der über 90-jährigen an Demenz. Zwei Drittel davon sind Frauen.

Die Symptome wie Vergesslichkeit, Erinnerungslücken, Wortfindungsstörungen, Orientierungsverlust sind zwar immer ähnlich. Jedoch gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen einer vaskulären Demenz und der Alzheimer-Krankheit.

Eiweißablagerungen charakteristisch für Alzheimer

Bei Alzheimer sterben Nervenzellen im Gehirn ab und das Gehirn schrumpft schließlich um 20 Prozent. Der Hirnvolumenverlust lässt sich im mittleren und fortgeschrittenen Krankheitsstadium durch eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) darstellen. Durch den Untergang der Nervenzellen werden auch die der Informationsweiterleitung und -verarbeitung dienenden Übertragungsstellen zwischen den Nervenzellen zerstört. Eiweiß-Ablagerungen so genannte Plaques zwischen den Nervenzellen sind charakteristisch für die Alzheimer-Erkrankung. Außerdem geht das Absterben von Nervenzellen mit der Bildung von abnorm veränderten Eiweißbruchstücken einher, die sich in Form von Fäserchen im Gehirn ablagern. Alois Alzheimer hat diese Neurofibrillenbündel als Erster beschrieben. Studien zeigen, dass Eiweißablagerungen schon mit ungefähr 50 Jahren beginnen, die Krankheit bricht oft aber erst Jahre bis Jahrzehnte später aus.

Verkalkungen der Blutgefäße

Bei der vaskulären Demenz sind dagegen Verkalkungen die Ursache für Vergesslichkeit und Gedächtnisstörungen. Am häufigsten liegt eine Wandverdickung der kleinen Blutgefäße vor, wodurch tiefe Strukturen des Gehirns nicht mehr ausreichend durchblutet werden. In der Folge sterben ebenfalls Nervenzellen im Gehirn ab. Die Gefäßerkrankung kann außerdem zu kleinen Infarkten führen, die die Nervenfasern schädigen. Je nachdem welche Hirnregionen betroffen sind, kommt es zu Gedächtnisausfällen, die auch Teile des Langzeitgedächtnisses betreffen. Bestimmte Erinnerungen an Personen, Namen und Ereignisse sind dann weg.

Symptome

Alzheimer und vaskuläre Demenz sind im Anfangsstadium schwer auseinanderzuhalten: Vergesslichkeit, Beeinträchtigung des Denkvermögens, Schwierigkeiten bei alltäglichen Verrichtungen, Sprachprobleme, Orientierungsprobleme, Stimmungsschwankungen, Änderung des Verhaltens und der Persönlichkeit sind bei beiden Demenzformen mehr oder weniger ausgeprägt. Jedoch schreitet die Alzheimer-Erkrankung unaufhörlich fort und führt zu einem totalen geistigen Abbau bis hin zum Verlust der Sprache und der Fähigkeit, Blase und Darm zu kontrollieren. Im Gegensatz dazu bleibt der Zustand von Personen mit vaskulärer Demenz in der Regel relativ stabil. Da es auch Mischformen gibt, lässt sich der Krankheitsverlauf oft nur schwer vorhersagen. 

Foto: pixabay

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Demenz-Definition: Was ist Demenz?

Demenz ist keine eigene Krankheit, sondern ein sogenanntes Syndrom. So nennen Ärzte eine Kombination bestimmter Symptome. Eine Demenz ist vor allem durch diese Symptome gekennzeichnet:

  • Verlust des Kurzzeitgedächtnisses
  • Einschränkung bei der Kommunikation und Sprache
  • Einschränkung des Denkvermögens
  • Auffälliges Verhalten oder psychische Instabilität
  • Veränderung von Wahrnehmung und Orientierung

Treten diese Symptome dauerhaft und länger als sechs Monate auf und werden im Verlauf stärker, handelt es sich vermutlich um ein „demenzielles Syndrom“, also umgangssprachlich eine „Demenz“. Die Symptome, und damit die Demenz, kann von ganz unterschiedlichen Krankheiten hervorgerufen werden. Man spricht dabei von „Demenzformen“. Also zum Beispiel Alzheimer-Demenz oder vaskuläre Demenz.

Info

Demenz ist keine normale Alterserscheinung

Demenz tritt zwar bei Personen im hohen Alter besonders häufig auf, aber sie ist keine normale Alterserscheinung.(2) Der Begriff „Altersdemenz“ lässt die Demenz als normale Begleiterscheinung des Älterwerdens erscheinen und verharmlost eher die enorme psychische und physische Belastung für die Betroffenen und ihre Angehörigen.

Demenzarten & Demenzformen

Grundlegend werden primäre und sekundäre Demenzen unterschieden. Bei primären Demenzen, der häufigeren Art, liegt die Ursache direkt an Veränderungen im Gehirn. Sekundäre Demenzen werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch (Korsakow Demenz) oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst. Die Behandlung von sekundären Demenzen ist sehr individuell, bietet aber oft gute Aussichten auf Heilung.(3)

Wie häufig sind primäre und sekundäre Demenzen

Innerhalb der primären Demenzen lassen sich Formen und Arten von Demenz nach dem Auslöser unterscheiden. Denn auch die Symptome, zumindest im Frühstadium, hängen stark von der Demenzform ab.

Primäre Demenzen werden so unterschieden:

  • Neurodegenerative Demenz: Ausgelöst durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn.
  • Vaskuläre Demenz: Ausgelöst durch Störungen der Durchblutung im Gehirn.

primäre demenzformen sekundäre demenzformen

Alzheimer betrifft mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankten und ist damit mit Abstand die häufigste Form von Demenz. Die zweithäufigste Ursache sind vaskuläre Demenzen.(4) Genaue Aussagen zur Häufigkeit der einzelnen Demenzformen lassen sich leider nicht begründen, weil verschiedene Quellen bei diesem Thema zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Sehr selten ist in jedem Fall die auch als Kinderdemenz bekannte NCL-Krankheit.

Zu den wichtigsten Formen von Demenz gehören:

  • Alzheimer-Demenz
  • Frontotemporale Demenz
  • Lewy-Körperchen-Demenz
  • Parkinson-Demenz
  • Vaskuläre Demenz

Info

Mischformen bei den meisten Patienten

In der Theorie lassen sich die Demenzformen klar trennen, in der Praxis ist das jedoch nur selten der Fall. Die meisten Demenz-Patienten haben nämlich Mischformen von Demenz. Oft zum Beispiel eine neurodegenerative Form von Demenz und gleichzeitig eine vaskuläre Demenz.

Alzheimer-Demenz

Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz. Aus bislang ungeklärten Gründen sterben bei Alzheimer nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was dann die Symptome der Demenz herbeiführt. Kennzeichnend für Alzheimer ist insbesondere der frühe Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Alzheimer tritt vor allem im zunehmenden Alter auf.

Frontotemporale Demenz

Die Frontotemporale Demenz / Morbus Pick ist, genau wie Alzheimer, auch eine neurodegenerative Krankheit. Das heißt, sie führt zu einem Rückgang von Nervenzellen im Gehirn. Besonders ist aber, dass die Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich zurückgehen. Das führt dazu, dass frontotemporale Demenz vor allem die Persönlichkeit und das soziale Verhalten der betroffenen Person verändert und weniger das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Frontotemporale Demenz tritt oft bei jüngeren Menschen zwischen 45 und 60 Jahren auf, in Einzelfällen sogar schon ab dem 20. Lebensjahr.(5)

Lewy-Körper-Demenz/ Lewy-Body-Demenz

Die Lewy-Körper-Demenz (auch Lewy-Body-Demenz) ist ebenfalls eine neurodegenerative Erkrankung. Ihren Namen hat sie von den sogenannten „Lewy-Körperchen“, welche für den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verantwortlich sind. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen, auch Halluzinationen genannt, sowie motorische Störungen. Auch ein rascher Wechsel von Wachheit zu Müdigkeit im Tagesverlauf kommt häufig vor. Betroffen sind vor allem Menschen ab 60 Jahren.

Parkinson-Demenz

Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung. Man spricht dann von einer Parkinson-Demenz. Die Symptome von Parkinson und Demenz lassen sich aber für Laien nicht immer klar unterscheiden, deshalb wird Parkinson-Demenz leider oft spät diagnostiziert.

Vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenz bedeutet, dass nicht die Nervenzellen selbst zurückgehen, sondern das Hirngewebe durch Durchblutungsstörungen nachhaltig geschädigt wurde. Als Resultat sterben ebenfalls Nervenzellen ab, aber mit einer anderen Dynamik. Anders als die neurodegenerativen Erkrankungen, die eher schleichend voranschreiten, verändert sich eine vaskuläre Demenz schubweise und damit oft recht plötzlich.

Typische Ursachen sind langwährender unbehandelter Bluthochdruck (Morbus Binswanger) oder Schlaganfälle (Multi-Infarkt-Demenz). Die Beeinträchtigungen durch vaskuläre Demenz können sehr unterschiedlich sein, äußern sich aber vor allem in den Bereichen Gedächtnis, Sprache, Denkvermögen, Bewegung und Orientierung. Vaskuläre Demenzen können, zum Beispiel durch Schlaganfälle, in jedem Alter auftreten. Sie häufen sich aber bei älteren Menschen.

Demenz Früherkennung: Anzeichen und Symptome von Demenz

Wird ein Mensch vergesslich, zerstreut oder zeigt auffälliges Verhalten, das sich nicht ohne Weiteres erklären lässt, liegt schnell der Verdacht auf eine Demenz nahe. Gerade, wenn die Person schon etwas älter ist. Andererseits ist nicht jede Vergesslichkeit ein Zeichen von Demenz und auch ältere Menschen dürfen sich natürlich mal ungewöhnlich verhalten.

Vergessen Sie aber nicht, dass die Diagnose Demenz vielen Menschen Angst macht. Diese Angst ist für viele ein Grund, erste Anzeichen zu verdrängen, zu überspielen und einem klärenden Termin beim Arzt aus dem Weg zu gehen. Dabei hilft eine frühe Diagnose maßgeblich, besser mit der Krankheit umzugehen und noch lange ein gutes Leben mit Demenz zu genießen.

Wenn Sie als Angehöriger den Verdacht haben, dass eine Person an einer Demenzform erkrankt sein könnte, sollten Sie mit Einfühlungsvermögen aber auch Nachdruck darauf bestehen, diesen Verdacht abzuklären.

Diese ersten Anzeichen können bei der Demenz Früherkennung helfen:

  • Die Person hat Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis und erzählt immer wieder die gleichen alten Geschichten.
  • Die Person verlegt regelmäßig Gegenstände an ungewöhnlichen Orten.
  • Die Person hat Probleme, die richtigen Worte für Alltagsgegenstände zu finden.
  • Die Person vermeidet komplexe Aufgaben und das Lesen längerer Texte.
  • Die Person zieht sich stark zurück und geht kaum mehr raus.

All diese Anzeichen können, müssen aber nicht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz hindeuten. Demenz-Tests können helfen, einen ersten Verdacht zu erhärten oder zu zerstreuen.

Demenz-Tests

Demenz-Tests sind genau genommen „psychometrische Tests“. Das bedeutet, sie messen die geistige Leistungsfähigkeit einer Person und lassen erkennen, ob diese noch im Normalbereich liegt, oder Anzeichen für eine Einschränkung durch eine Demenz vorliegen. Diese Tests dauern nicht lange und sind mit wenig Aufwand verbunden, sollten aber von geschultem Personal durchgeführt werden.

Die Tests ersetzen allerdings keine ärztliche Diagnose. Sie dienen nur dazu, einen ersten Verdacht zu prüfen. Bei einem Ergebnis, das auf eine Demenz hindeutet, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, der eine professionelle Diagnose stellt.

Demenz Diagnostik: Ärztliche Diagnose von Demenz

Liegt ein Anfangsverdacht für eine Demenz-Erkrankung vor, sollte der erste Gang zum Hausarzt, zu einer Gedächtnis-Sprechstunde oder einer Memory-Klinik führen. Eine frühe Diagnose von Demenz erleichtert den Umgang mit der Krankheit und bietet größere Chancen, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen. Zögern Sie also nicht lange und verschaffen Sie sich Gewissheit.

Die Demenz-Diagnostik lässt sich in zwei Schritte einteilen:

  • Schritt 1: Feststellen der demenziellen Symptome
  • Schritt 2: Genaue Klärung der Ursachen (Differentialdiagnostik)

Schritt 1: Diagnostik der demenziellen Symptome

Am Anfang geht es darum, festzustellen, ob demenzielle Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Wichtige Bestandteile in dieser Phase der Diagnostik sind das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und nach Bedarf die Durchführung von Demenz-Tests. Oft werden auch Angehörige befragt, damit der Arzt ein vollständiges Bild aller Veränderungen bekommt.

Methoden der Diagnostik demenzieller Symptome:

  • Patientengespräch (Anamnese)
  • Körperliche Untersuchung
  • Demenz-Test
  • Befragung von Angehörigen

Schritt 2: Differentialdiagnostik

Sind deutliche demenzielle Symptome vorhanden, muss der Arzt noch die Ursache der Symptome eindeutig klären. Zum Beispiel wird ein Arzt versuchen, Hinweise auf eine konkrete organische Ursache zu finden. Dazu gehören sichtbare Veränderungen am Gehirn, bestimmte Blutwerte und in Einzelfällen die Ergebnisse der Untersuchung des Nervenwassers (Liquordiagnostik).

Mit den Ergebnissen kann der Arzt außerdem bestimmen, um welche Demenzform es sich handelt und in welchem Stadium sich der Betroffene befindet. So sind eine zielgerichtete Behandlung und Beratung überhaupt erst möglich.

Mögliche Methoden der Differentialdiagnostik sind:

  • Ultraschall des Gehirns
  • Labordiagnostik (z. B. Blutwerte)
  • Elektroenzephalographie (EEG)
  • Weitere bildgebende Verfahren (MRT, CT)
  • Untersuchung des Nervenwassers (Liquordiagnostik)

Demenz: Verlauf & Stadien

Jede Demenz-Erkrankung bringt individuelle Einschränkungen mit sich und verläuft unterschiedlich schnell. Die Einteilung in Demenz Stadien dient lediglich der Übersicht über Phasen, die irgendwann im Verlauf der Krankheit zu erwarten sind. Es ist unmöglich, vorherzusagen, wann diese Phasen eintreten. Und es werden auch nicht immer alle Symptome einer Phase gleichzeitig eintreten.

Der Verlauf von Demenz lässt sich in drei Stadien unterteilen:

  1. Beginnende Demenz
  2. Mittelschwere Demenz
  3. Fortgeschrittene Demenz

Phase 1: Beginnende Demenz

Die Frühphase von Demenz bringt erste Symptome mit sich, die allerdings noch keine besonders dramatischen Auswirkungen haben. Die erkrankte Person ist noch weitgehend selbständig und kann oft noch allein leben. Je nach Demenzform macht sich die Erkrankung durch Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, Stimmungsschwankungen oder eine allgemeine Verlangsamung bemerkbar.

In dieser Phase können und sollten die betroffenen Personen noch möglichst viel am sozialen Leben teilnehmen und sich auf keinen Fall zurückziehen. Auch Sport und gezielte Physio- und Ergotherapie spielen eine wichtige Rolle. Oft ist zu Beginn der Demenz noch viel mehr möglich, als man denkt. Komplexe und besonders verantwortungsvolle Aufgaben sollten Sie jetzt aber schrittweise und kontrolliert abgeben. Sonst kann die Überforderung schnell zu Frust oder gar Depressionen führen.

Betroffene und Angehörige gleichermaßen sollten sich mit der Erkrankung intensiv auseinandersetzen und auf das vorbereiten, was noch kommt. Das erleichtert den Umgang mit der Demenz für alle Beteiligten, weil sie nicht von den Veränderungen überrollt und überfordert werden.

Phase 2: Mittelschwere Demenz

Von einer mittelschweren Demenz ist die Rede, wenn die Symptome bereits deutlich ausgeprägt und kaum mehr zu übersehen sind. Betroffene können ihren Alltag nicht mehr ohne Unterstützung meistern, sie sind auf regelmäßige bis dauerhafte Betreuung und vielleicht sogar Pflege angewiesen.

Spätestens jetzt bereitet die räumliche und zeitliche Orientierung erhebliche Schwierigkeiten. Wesensveränderungen können stark ausgeprägt sein und die Sprach- und Bewegungsfähigkeit sind spürbar eingeschränkt. Das Kurzzeitgedächtnis ist so stark beschädigt, dass die erkrankte Person sich kaum noch neue Dinge merken kann.

Soziale Kontakte und gezielte Therapieangebote sind weiterhin wichtig, müssen aber an die aktuellen Fähigkeiten und verfügbaren Möglichkeiten angepasst werden. Beschäftigung und Betätigung für Demenzerkrankte sind wichtig, müssen aber meistens von anderen Personen angeleitet werden.

Phase 3: Fortgeschrittene Demenz

Bei einer schweren Demenz führen die starken Symptome dazu, dass die Person auf intensive Betreuung und Pflege angewiesen ist. Ohne Hilfe ist die betroffene Person nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu pflegen und zu ernähren.

Die verschiedenen Symptome können so stark ausgeprägt sein, dass Betroffene weitgehend bettlägerig werden. Psychisch besonders belastend für Angehörige kann eine dauerhafte Wesensveränderung sein oder die Tatsache, dass selbst engste Vertraute kaum mehr erkannt werden. Das vermittelt vielen das Gefühl, man hätte den Kontakt zu der „eigentlichen“ Person verloren. In schweren Fällen leidet die erkrankte Person außerdem an Halluzinationen oder Wahnvorstellungen, die nur mit zusätzlichen Medikamenten behandelt werden können.

Angehörige, die in dieser Phase weiterhin einen Großteil der Betreuung und Pflege übernehmen, müssen unbedingt die eigenen Belastungsgrenzen im Blick behalten. Informieren Sie sich spätestens jetzt über unterstützende Angebote und Hilfe für Angehörige von Demenzerkrankten.

Zumindest sollten Sie ambulante Pflegedienste in Anspruch nehmen und regelmäßig Auszeiten von der Pflege nehmen, um sich richtig zu erholen. Ersatzpflege in Form von Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege macht das möglich.

Demenz: Therapie und Behandlung

Alzheimer-Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Parkinson-Demenz und Vaskuläre Demenz sind bis heute leider nicht heilbar. Die grundlegende Ursache der Demenz kann also nicht abschließend behandelt werden.

Dennoch sind die Therapie und Behandlung von Demenz wichtig, weil sie die Lebensqualität der Betroffenen im weiteren Verlauf erheblich steigert. Gleichzeitig reduzieren Medikamente und nicht-medikamentöse Therapien die Belastung für die Betroffenen und ihre Angehörigen.

Ziele der Therapie und Behandlung von Demenz sind:

  • Den Verlauf der Krankheit verlangsamen
  • Die Fähigkeiten der Erkrankten möglichst lange erhalten
  • Beschwerden und Begleiterscheinungen abmildern

Je nach Demenzform, Stadium und individuellem Gesundheitszustand kommen unterschiedliche Medikamente und nicht-medikamentöse Therapien in Frage. Die Entscheidung darüber fällt der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Betroffenen nach einer eingehenden Diagnose.

Behandlung mit Medikamenten

Am häufigsten kommen Antidementiva zum Einsatz, sowie in vielen Fällen Antidepressiva gegen begleitende Depressionen. Darüber hinaus bei Bedarf Schmerzmittel oder Mittel gegen Wahnvorstellungen. Bei vaskulärer Demenz sind oftmals blutdrucksenkende Mittel sinnvoll, um das Risiko einer weiteren Verschlechterung des Zustands zu verringern.

Nicht-medikamentöse Therapie

Die Bandbreite möglicher Therapien ist riesig und für Laien kaum zu überblicken. Besonders weit verbreitet sind Physiotherapie und Ergotherapie, weil sie das Wohlbefinden der Betroffenen fördern und nachweislich länger deren motorische Fähigkeiten erhalten.

Demenz: Ursachen und Risikofaktoren

Die Medizin kann die einzelnen Formen von Demenz genau beschreiben, diagnostizieren und bis zu einem gewissen Grad auch behandeln. Aber trotz intensiver Forschung ist bislang ungeklärt, warum manche Menschen erkranken und andere nicht. Die eigentliche Ursache von Demenzerkrankungen ist also unbekannt.

Risikofaktoren Alter und Geschlecht

Obwohl eine Demenz auch in jungen Jahren auftreten kann, ist Demenz vor allem eine Alterserkrankung. Ab einem Alter von 65 Jahren steigt das Demenz-Risiko mit jedem weiteren Jahr deutlich an. In der Altersgruppe 90+ erkranken sogar mehr als ein Drittel aller Menschen eine Demenz.(6)

Demenzrisiko von Frauen vs Demenzrisiko von Männern

Auffällig ist auch, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Dieser Unterschied wird im hohen Alter sogar immer größer. Frauen haben nicht nur ein höheres Erkrankungsrisiko, sondern auch eine höhere Lebenserwartung, was die Zahlen noch verstärkt. Und Frauen leben mit einer Demenzerkrankung länger als Männer mit einer Demenzerkrankung.(6)

Gesundheitliche Risikofaktoren

Sehr wohl bekannt sind allerdings einige Risikofaktoren, die das persönliche Risiko für eine Demenzerkrankung drastisch erhöhen. Diese Faktoren konnten in unterschiedlichen Langzeitstudien zweifelsfrei festgestellt werden.

Die größten Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung sind:(7)

  • Schwerhörigkeit (Hörminderung)
  • Alkoholmissbrauch
  • Kopfverletzungen (Schädel-Hirn-Trauma)
  • Depressionen
  • Bluthochdruck
  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus
  • Geringe geistige Aktivität und fehlende Bildung
  • Wenig soziale Aktivität
  • Bewegungsmangel
  • Rauchen
  • Luftverschmutzung (Feinstaub)

So können Sie einer Demenz vorbeugen

Nicht alle, aber einige der Risikofaktoren für Demenz können Sie positiv beeinflussen, um so einer Demenzerkrankung vorzubeugen.(8) Ganz ausschließen können Sie eine Demenzerkrankung so zwar nicht, aber Sie können Ihr persönliches Risiko einer Erkrankung um bis zu 40 Prozent senken.(7)

9 Tipps, um einer Demenz vorzubeugen:

  1. Ergreifen Sie wirksame Maßnahmen, wenn Ihre Hörfähigkeit sinkt.
  2. Trinken Sie Alkohol nur in Maßen.
  3. Tragen Sie einen Helm bei für Ihren Kopf gefährlichen Handlungen.
  4. Suchen Sie sich Hilfe, falls Sie an Depressionen leiden.
  5. Achten Sie auf Ihren Blutdruck, falls Sie zu Bluthochdruck neigen.
  6. Versuchen Sie, sich viel zu bewegen und ein normales Gewicht zu halten.
  7. Bleiben Sie interessiert, bilden Sie sich fort und halten Sie sich geistig fit.
  8. Pflegen Sie soziale Kontakte und bleiben Sie aktiv.
  9. Vermeiden Sie Zigarettenrauch.

Die meisten dieser Tipps sind vielleicht nicht unbedingt bahnbrechend. Viel Bewegung, mäßiger Alkoholkonsum und Verzicht auf Rauchen – diese Tipps liest man in jedem zweiten Gesundheits-Ratgeber. Besondere Aufmerksamkeit sollten Sie allerdings dem Thema Hörminderung schenken. Tatsächlich ist eine verringerte Hörleistung einer der stärksten Risikofaktoren für eine Demenz, wenn sie nicht behandelt wird.

Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz

Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine echte Herausforderung. Zu Beginn der Erkrankung reicht oft ein wenig Unterstützung im Alltag aus, doch im weiteren Verlauf wird der Bedarf an Hilfe immer größer. Irgendwann benötigen die betroffenen Personen dann dauerhafte Betreuung und intensive Pflege in Form von tatkräftiger Unterstützung beim Essen, Trinken, Ankleiden und bei der Körperhygiene.

Doch viele Menschen sind bereit, sich selbst so lange wie möglich um ihre Angehörigen zu kümmern, wenn diese an Demenz erkranken. pflege.de möchte für diese Menschen Informationen bereitstellen, Lösungen aufzeigen und Unterstützung vermitteln, damit die Pflege bei Demenz gut gelingt und noch möglichst viel Zeit für die schönen Momente bleibt.

Wichtige Demenz-Themenbereiche bei pflege.de:

  • Umgang mit Demenzerkrankten
  • Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte
  • Hilfe für Angehörige von Demenzerkrankten

Umgang mit Demenzerkrankten

Menschen mit Demenz verändern ihr Verhalten und reagieren, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung, anders auf ihre Umwelt. Für Außenstehende ist es oft schwer, zu verstehen, was in der demenzerkrankten Person vorgeht. Der Themenbereich Umgang mit Demenz: Tipps für Angehörige gibt Ihnen Hinweise, wie Sie ungewohntes Verhalten deuten und damit umgehen können.

Unter anderem geht es um Kommunikation mit Demenzerkrankten, den Umgang mit Aggressionen und den Einsatz von Hilfsmitteln und Orientierungshilfen, die den Alltag erleichtern sollen. Auch das Thema Gedächtnistraining als sinnvolle Übung zu Beginn der Demenz wird behandelt.

Zu einem guten Umgang mit der Demenz gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung. Dabei geht es darum, Barrieren abzubauen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen. Eine große Rolle spielt hier die veränderte Wahrnehmung durch die Demenz, denn das hat weitreichende Folgen für die Verwendung von Farben, Formen und Mustern.

Expertentipp

Man sollte bei der Kommunikation mit Menschen mit Demenz immer auf einen würdevollen und wertschätzenden Umgang achten. Das gilt auch in Situationen, bei dem es einem besonders schwer fällt, zum Beispiel, wenn der an Demenz erkrankte dem Pflegenden Vorwürfe macht oder ihn fälschlicherweise beschuldigt. Man darf natürlich seinen Standpunkt vertreten, aber sollte immer darauf achten, die Person nicht zu diskreditieren. Unabhängig von Konfliktsituationen ist es immer eine Möglichkeit sich auf die Lebenserfahrung der Person zu beziehen und diese wertzuschätzen. Man kann zum Beispiel nach einem Ratschlag fragen und/oder sich auch mal helfen oder trösten lassen.

Dr. Cornelius   Weiß

Facharzt für Innere Medizin, Buchautor und Hochschuldozent

Info

Demenzdörfer in Deutschland

In Tönebön bei Hameln liegt Deutschlands erstes Demenzdorf: Hier leben Menschen mit Demenz in einer dörflichen Gemeinschaft, komplett mit Supermarkt, Café und individuell gestalteten Zimmern. Übernommen wurde die Idee, demenzerkrankte Menschen in einer dörflichen Gemeinschaft zu betreuen, aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es weitere Demenzdörfer in Deutschland. Die Kosten für die Pflege und Unterbringung ähneln denen eines normalen Pflegeheims.

Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte

Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte sind aus zwei Gründen wichtig: Zum einen, weil viele Betroffene eine Unruhe entwickeln und zur Beruhigung unbedingt eine Beschäftigung brauchen. Zum anderen, weil Beschäftigung und Spiele die geistige und körperliche Aktivität anregen und soziale Interaktion erzeugen. Das aktiviert und leistet einen positiven Beitrag zum Wohlbefinden der erkrankten Person.

Hilfe für Angehörige von Demenzerkrankten

Ganz besonders wichtig ist, dass Angehörige sich selbst mit der Betreuung und Pflege nicht überfordern. Das große Stichwort lautet: Entlastung. Dafür gibt es unterschiedliche Angebote und auch Pflegeleistungen, die von der Pflegekasse finanziert werden können.
Mehr zu hilfreichen Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Demenzbetreuung und rechtlichen Fragen zur Demenz finden Sie im Themenbereich Demenz: Hilfe für Angehörige.

Demenz und Inkontinenz

Im Laufe einer Demenzerkrankung kann eine Inkontinenz entstehen. Dabei verliert die demenzerkrankte Person unkontrolliert Harn (Harninkontinenz) oder Stuhl (Stuhlinkontinenz). Eine Harninkontinenz, die in Folge einer Demenzerkrankung entsteht, zählt zu den sogenannten neurogenen Blasenentleerungsstörungen.

Je fortgeschrittener die Demenzerkrankung ist, desto ausgeprägter kann die Inkontinenz auftreten:

  • Inkontinenz bei einer beginnenden Demenz durch Gedächtnisverlust
    Beispiel: Die demenzerkrankte Person vergisst, auf die Toilette zu gehen oder sie findet nicht mehr den Weg zur Toilette.
  • Inkontinenz bei einer fortgeschrittenen Demenz durch organische Störungen
    Beispiel: Die demenzerkrankte Person verliert die Kontrolle über ihre Harn- beziehungsweise Darmentleerung. Häufig liegt im fortgeschrittenen Stadium beides vor: eine Harn- sowie Stuhlinkontinenz.(9)

8 Tipps für die Pflege von demenzerkrankten Menschen mit einer Inkontinenz:

  1. Erinnern Sie die betroffene Person höflich an den Toilettengang oder gewöhnen Sie sie an feste Zeiten, das WC aufzusuchen.
  2. Räumen Sie alle potenziellen Hindernisse zur Toilette aus dem Weg.
  3. Kennzeichnen Sie die Toilettentür und lassen Sie sie in der Nacht auf.
  4. Sorgen Sie für eine ausreichende Beleuchtung in der Toilette und für den Weg dorthin.
  5.  Zeigen Sie der demenzerkrankten Person den Weg zur Toilette in ungewohnter Umgebung wie etwa beim Arzt.
  6. Achten Sie auf Signale wie etwa unruhiges Sitzen, die auf Harndrang hinweisen könnten und reagieren Sie entsprechend.
  7. Helfen Sie Betroffenen beim Auskleiden, falls sie Schwierigkeiten haben, den Harn lange zu halten. Achten Sie auf Kleidung, die Sie oder die demenzerkrankte Person leicht ausziehen können – sie sollte keine Verschlüsse haben und elastisch sein.
  8. Toilettenhilfen wie Haltegriffe oder eine Toilettensitzerhöhung geben der betroffenen Person mehr Sicherheit.

Tipp

Dokumentieren Sie im Pflegealltag die Toilettengänge der demenzerkrankten Person

Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz können sich häufig nicht mehr verständlich äußern. Dies ist besonders problematisch, wenn sie Schmerzen haben. Durch Bewegungsmangel und Gedächtnisverlust können Toilettengänge ausbleiben. Häufig kommt es hierdurch zu einer schmerzhaften Verstopfung. Wenn Sie eine demenzerkrankte Person pflegen, haben Sie also auch ihre regelmäßige Harn- und Darmentleerung im Blick. In einem Miktionsprotokoll und Stuhlprotokoll können Sie alle Toilettengänge dokumentieren.

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Demenz: Lebenserwartung

Demenz führt an sich nicht unbedingt zum Tod. Dennoch haben Menschen, die an Demenz erkranken, eine verkürzte Lebenserwartung. Das liegt zum einen daran, dass es den Betroffenen im späteren Verlauf der Krankheit immer schwerer fällt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten, Frühwarnzeichen für Erkrankungen wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. So bleiben oftmals Begleiterkrankungen lange unbehandelt und führen dann zum Tod.

Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie).(10) Das hat zwei Gründe: Zum einen schwächt eine fortgeschrittene Demenz das Immunsystem. Man ist dann anfälliger für Infektionskrankheiten. Zum anderen bereitet der Vorgang des Kauens und Schluckens in diesem Stadium große Probleme (Schluckstörungen). Das hat zur Folge, dass oftmals Nahrung in die Luftröhre und in die Lunge gelangt, die sich dort entzündet.

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Demenz:

  • Alzheimer: 1,5 bis 8,5 Jahre ab der Diagnose(11)
  • Vaskuläre Demenz: 1,4 bis 6 Jahre ab der Diagnose(12)
  • Lewy-Körper-Demenz: 6 bis 12 Jahre ab den ersten Symptomen(13)
  • Frontotemporale Demenz: 8 Jahre ab den ersten Symptomen(14)
  • Parkinson-Demenz: Dazu stehen keine verlässlichen Daten zur Verfügung.

Bitte beachten Sie, dass die Lebenserwartung im Einzelfall stark von den Durchschnittswerten abweichen kann. Manche Menschen leben mehr als 20 Jahre mit einer Demenzerkrankung.

Der Sterbeprozess bei Demenz

Menschen mit fortgeschrittener Demenz können ebenso plötzlich sterben, wie alle anderen Menschen auch. Doch es gibt Merkmale bei Personen mit fortgeschrittener Demenz, die auf ein baldiges Ableben hinweisen können.(15)

Typische Anzeichen:

  • Die Atmung verändert sich, oft treten rasselnde Geräusche auf
  • Das Bewusstsein lässt sich kaum mehr aktivieren
  • Die Herzfrequenz ist erhöht und der Blutdruck sinkt
  • Die Haut wird blass und wächsern oder bläulich gemustert

Ein Arzt muss den Tod bestätigen und den Totenschein ausfüllen. Um die Trauer und alle damit verbundenen Gefühle besser bewältigen können, helfen Gespräche mit Personen aus dem engsten Familien- und Freundeskreis. Auch Hospizdienste bieten Unterstützung in der Phase der Trauer.(16)

Experten-Tipp

Binden Sie frühzeitig einen ambulanten Palliativdienst aus Ihrer Umgebung ein. Ausgebildete Fachkräfte helfen Ihnen und beraten Sie in der schwierigen Situation, um ein würdevolles Sterben zuhause ohne Schmerzen für den betroffenen Menschen zu sichern. Fragen Sie Ihren ambulanten Pflegedienst oder den Hausarzt danach. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen. Diesen Anspruch auf eine spezialisierte palliative Versorgung besteht übrigens auch im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung.(17)

Martina  Rosenberg

Pflegeexpertin & Autorin

Häufig gestellte Fragen

Was ist Demenz?

Die Demenz ist eigentlich ein „demenzielles Syndrom“. Das heißt, Demenz ist eine Kombination von Symptomen, die unterschiedliche Ursachen haben kann. Gemeinsam haben alle Formen von Demenz, dass die Denkleistung (Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen, Kreativität, Planen, Orientierung, Vorstellungskraft) rapide abnimmt, was starke Auswirkungen für die betroffenen Personen hat.

Ist Demenz eine psychische Erkrankung?

Eigentlich hat eine Demenz immer organische Ursachen. Das heißt, dass es Veränderungen an den Nervenzellen im Gehirn gibt, die dann die Symptome verursachen. Grund für die Symptome können aber auch psychische Krankheiten sein, wie zum Beispiel Depressionen.

Wie entsteht eine Demenz?

Eine Demenz kann durch primäre Erkrankungen (Alzheimer, Schlaganfall usw.) oder als indirekte Folge anderer Krankheiten und Umstände (Depression, Schilddrüsenerkrankung, Alkoholsucht usw.) hervorgerufen werden. Bei einem Schlaganfall oder Alkoholsucht ist die Ursache klar – anders bei Erkrankungen wie Alzheimer. Hier ist die Ursache nach wie vor ungeklärt.

Welche Demenzformen gibt es?

Es gibt primäre Demenzen, die durch Veränderungen der Nervenzellen im Gehirn hervorgerufen werden. Dazu gehören Alzheimer, Vaskuläre Demenz, Frontotemporale Demenz und Lewy-Körper-Demenz. Seltener sind sekundäre Demenzen, die durch andere Einflüsse (Depression, Schilddrüsenerkrankung, Alkohol usw.) hervorgerufen werden.

Wie beginnt eine Demenz?

Die ersten Symptome einer Demenz äußern sich oft durch eine Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses, der Sprachfähigkeit oder durch plötzliche Wesensveränderungen bis hin zu Aggressionen. Bei Verdacht auf eine Demenz sollten Sie gleich einen Arzt um eine Diagnose bitten.

Woran erkennt man eine Demenz?

Jede Demenz ist anders und gerade bei einer frühen Demenz sind die Symptome oft noch nicht eindeutig. Typisch sind allerdings eine Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses, eingeschränkte Sprachfähigkeit (Wortfindungsstörungen) oder plötzliche Wesensveränderungen. Einen Verdacht auf eine Demenz klären Sie am besten mit dem Hausarzt ab.

Wie wird Demenz diagnostiziert?

Diese Diagnose-Verfahren können Ärzte benutzen: Patientengespräch, Gespräch mit Angehörigen, psychometrische Tests (Demenz-Tests), körperliche Untersuchung, bildgebende Verfahren (z. B. Ultraschall, Röntgen), Bluttests und die Untersuchung des Nervenwassers.

Wie schnell schreitet eine Demenz voran?

Wie schnell eine Demenz voranschreitet, hängt von vielen Faktoren ab. Je älter eine Person ist, desto schneller verläuft die Demenz. Intensive Therapie und Behandlung verlangsamen den Verlauf. Auch die Form der Demenz beeinflusst den Verlauf, denn eine vaskuläre Demenz kann zum Beispiel sehr lange stabil bleiben oder in Schüben auftreten, wohingegen sich eine Alzheimer-Demenz eher stetig steigert.

Wie sieht das Gehirn bei Demenz aus?

Eine Demenz führt zu organischen Veränderungen der Nervenzellen. Das bedeutet, dass am Gehirn ein Abbau von Nervenzellen zu beobachten ist. Bei fortgeschrittener Demenz können sich regelrechte Lücken im Gehirn bilden. Doch aufgepasst: Diese sichtbaren Veränderungen müssen nicht immer zu Symptomen führen! Das allein reicht also für eine Diagnose Demenz nicht aus.

Demenz – ab welchem Alter?

Die meisten Formen von Demenz treten im hohen Alter besonders häufig auf. Alzheimer, die am weitesten verbreitete Ursache von Demenz, tritt vermehrt ab 65 auf. Dennoch ist es möglich, dass in Einzelfällen auch junge Menschen an Demenz zu erkranken. Dann handelt es sich in der Regel um eine Frontotemporale Demenz.

Kann man an Demenz sterben?

Bevor die Demenz selbst zum Tod führt, sterben betroffene Personen meistens an Begleiterkrankungen. Fortgeschrittene Demenz schwächt das Immunsystem und demenzerkrankte Personen sind weniger gut in der Lage, Frühwarnzeichen und Symptome am eigenen Körper rechtzeitig festzustellen und entsprechend zu behandeln. Das führt dazu, dass zum Beispiel Lungenentzündungen und andere Infektionskrankheiten häufiger auftreten und öfter tödlich enden.

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Erstelldatum: 6102.01.62|Zuletzt geändert: 2202.21.31

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www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/vaskulaere-demenz/hintergrund (letzter Abruf am 31.08.2022)

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Wegweiser Demenz (o. J.): Sterbephase

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Bildquelle

© Osterland / Fotolia.com

Was ist schlimmer Demenz oder Alzheimer?

Alzheimer gilt als die extremste Form der Demenz. Das Krankheitsbild verschlimmert sich mit Voranschreiten der Krankheit zunehmend. Für Erkrankte und Angehörige beginnt mit der Diagnose Alzheimer oft ein langer Leidensweg.

Wo ist Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz?

Der Unterschied besteht in ihren Ursachen: Während Morbus Alzheimer durch den Verlust von Nervenzellen und Gehirngewebe aufgrund von Tau-Fibrillen und Beta-Amyloid-Plaques entsteht, wird bei der Demenz-Krankheit das Gehirn durch Durchblutungsstörungen geschädigt.

Wie schnell geht Alzheimer voran?

Die Krankheit verläuft schleichend und führt durchschnittlich nach 8 bis 10 Jahren (Spanne 3 bis 20 Jahre) zum Tod. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich im Laufe der Jahre zunehmend.

Wie beginnt und verläuft die Alzheimer

Frühstadium einer Alzheimer-Demenz Der Übergang von den normalen Alterseinschränkungen zur Demenz verläuft eher schleichend. Vergesslichkeit, Zerstreutheit und Konzentrationsprobleme führen aber dazu, dass kompliziertere Alltagsaufgaben nur noch schwer bewältigt werden können.