Welche Pille für Frauen ab 50

Die Perimenopause umfasst die letzten Jahre vor dem Sistieren der Menstruationsblutung. Während dieser Zeit nimmt die Hormonproduktion der Eierstöcke und damit auch die Fruchtbarkeit ab. Eine Verhütung ist dennoch erforderlich bis zum völligen Sistieren der Monatsblutung. Letztere wird in der Perimenopause unregelmässiger, oft zunächst häufiger, später seltener. Wegen der nicht mehr ganz gut koordinierten Hormonproduktion kann die Periode zeitweise auch übermässig stark sein. Einige Frauen haben in diesen Jahren neben den Veränderungen der Menstruation Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Reizbarkeit, andere sind völlig beschwerdefrei. Bereits in der Perimenopause kommt es zu einer gewissen Reduktion der Knochenmasse. Die Dauer der Perimenopause beträgt im Mittel 4 Jahre, schwankt jedoch enorm von Frau zu Frau.


Pillen mit Östrogenen und Gestagen

Diese Präparate haben den Vorteil, dass sie die Blutung gut regulieren, Wechseljahrsbeschwerden positiv beeinflussen und einen frühen Knochenabbau verhindern. Andererseits können sie aber das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse ( = das Herzkreislaufsystem betreffende Ereignisse), wie Herzinfarkt oder Schlaganfall bei Frauen über 40 Jahren erhöhen. Dieser Risikoanstieg fällt besonders für Frauen mit bestehenden Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Erhöhung der Blutfette, und Adipositas (Fettleibigkeit) ins Gewicht. Daher ist eine gründliche Abklärung vor Verschreibung oestrogenhaltiger Pillen in den Wechseljahren empfehlenswert.

Für zahlreiche Frauen besteht der grösste Vorteil der Menopause darin, dass der Empfängnisschutz jetzt endlich keine Rolle mehr spielt. Doch viele wiegen sich zu früh in Sicherheit und riskieren eine ungewollte Schwangerschaft. Gut, wenn man weiss, welche Verhütungsmethoden in den Wechseljahren möglich sind und wann die „Luft endlich rein ist“.

Autorin: Annette Willaredt

Die Wahrscheinlichkeit, mit über 45 Jahren noch auf natürlichem Wege schwanger zu werden, ist sehr gering. Der Hormonspiegel beginnt zu schwanken. Der Zyklus wird bei den meisten Frauen unregelmässiger, die Blutung fällt manchmal aus oder es treten Zwischenblutungen auf. Immer häufiger kommt es zu Zyklen, in denen kein Eisprung stattfindet. Und ohne Eisprung ist keine Schwangerschaft möglich. Aber: Ganz sicher kann sich eine Frau nicht sein, dass es zu überhaupt keinem Eisprung mehr kommt. Immerhin hat jede zweite Frauenärztin in ihrer Praxis schon eine Frau betreut, die mit über 50 noch Mutter wurde. 2016 brachten in Deutschland 67 Frauen mit über 50 noch ein Kind zur Welt, so die Statistik. Grundsätzlich gilt, dass eine Schwangerschaft möglich ist, solange noch Blutungen auftreten – wenn auch nur sporadisch. Erst wenn es bei unter 50-Jährigen zwei Jahre lang zu keiner Menstruation mehr kam, kann auf Verhütung ganz verzichtet werden. Bei über 50-Jährigen reicht ein Jahr aus. Schwierig ist eine solche Einschätzung allerdings für Frauen, die die Antibaby-Pille nehmen. Denn hier kommt es jeden Monat zu einer Abbruchblutung. Eine klare Aussage dazu, ob noch eine normale Blutung auftritt, lässt sich erst nach dem Absetzen der Pille treffen.

Klar, mit 50+ ist die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden nicht mehr groß. Unmöglich ist es aber nicht. 2019 hat eine Chinesin im Alter von 67 Jahren noch ein Kind bekommen – angeblich auf natürliche Weise gezeugt. Auch wenn hinsichtlich der Entstehungsweise des Babys Zweifel erlaubt sind: Wenn du es nicht darauf anlegst, diesen Rekord zu brechen, solltest du den Gedanken an Verhütung nicht zu früh ad acta legen. Zumal eine so späte Schwangerschaft für Mutter und Kind mit einem hohen Komplikationsrisiko verbunden ist.

Tatsache ist: Bis zur Menopause, also der endgültig letzten Periodenblutung, können die Eierstöcke noch befruchtungsfähige Eizellen produzieren. Auch wenn der Zyklus schon sehr unregelmäßig und die letzte Menstruation schon Monate her ist. Wann die Menopause war, weiß man allerdings erst im Nachhinein: ein Jahr später. So lange müssen wir also verhüten. 

Das gilt übrigens auch dann, wenn du wegen deiner Wechseljahresbeschwerden eine Hormontherapie bekommst. Auch die schützt nämlich nicht vor einer Schwangerschaft.

Welche Verhütungsmethoden sind in den Wechseljahren nicht geeignet?

Prinzipiell gibt es keine Verhütungsmethode, die für Frauen in den Wechseljahren per se nicht mehr in Frage kommt. Allerdings steigt bei einigen mit zunehmendem Alter das Nebenwirkungsrisiko. Deshalb ist ab 50 das Angebot doch etwas eingeschränkt. 

Die Kombi-Pille (und andere Präparate mit Östrogen)

Die klassische Antibabypille, die aus einer Östrogen- und einer Gestagenkomponente besteht, erhöht das Risiko für Thrombosen, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Wie stark, ist abhängig von der Östrogen-Dosis und der Art des enthaltenen Gestagens (also des synthetischen Gelbkörperhormons). Für Frauen, die ohnehin ein höheres Herz-Kreislauf-Risiko haben, ist sie generell nicht geeignet. Das sind insbesondere Raucherinnen, Frauen mit Bluthochdruck, starkem Übergewicht, einer Fettstoffwechselerkrankung, Migräne mit Aura oder einer genetischen Blutgerinnungsstörung.

Wer an Hitzewallungen oder anderen Wechseljahresbeschwerden leidet und keine dieser Risikofaktoren aufweist, für den hat die Verhütung mit der Pille sogar einen angenehmen Nebeneffekt: Sie wirkt ähnlich wie eine Hormontherapie und kann die Symptome lindern. Bei der Wahl des Präparats sollte man auf einen niedrigen Östrogengehalt (unter 30 Mikrogramm) und eine Gestagenkomponente mit geringem Thrombosepotenzial (z. B. Levonorgestrel oder Norethisteron) achten. Spätestens mit 50 wird es aber höchste Zeit, sich Gedanken über eine andere Verhütungsmethode zu machen. Denn danach wird die Pille nicht mehr empfohlen, weil das Thromboserisiko mit zunehmendem Alter immer weiter ansteigt. 

Der Vaginalring und das Verhütungspflaster enthalten ebenfalls kombinierte Hormone. Für sie gelten die gleichen Einschränkungen wie für die Pille.

Dreimonatsspritze

Die sogenannte Dreimonatsspritze enthält DMPA (Depot-Medroxyprogesteronacetat), ein synthetisches Hormon, das mit dem menschlichen Progesteron verwandt ist. Ähnlich wie die Kombinationspille erhöht auch die Dreimonatsspritze das Thromboserisiko. Außerdem kann sie die Knochendichte verringern. Dadurch steigt die Gefahr für Osteoporose. Spätestens mit 50 empfehlen Experten deshalb, auf eine andere Methode umzusteigen.

Natürliche Verhütung

Die Vorhersage der fruchtbaren Tage mit Hilfe der Temperaturmessung und Beobachtung des Gebärmutterhalsschleims ist nur möglich, solange der Eisprung noch halbwegs regelmäßig erfolgt. Schwankt der Zyklus bereits stark, ist diese Methode zu unsicher.

Welche Verhütung ist bis zur Menopause sinnvoll?

Ob du dich für eine hormonelle oder nicht-hormonelle Methode entscheidest, hängt vor allem davon ab, wie wichtig dir ein natürlicher Zyklus ist. Hormone können den Eintritt der Menopause verschleiern – verändern tun sie ihn aber nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht.

Hormonspirale

Die Hormonspirale ist bei vielen Frauen in der Lebensmitte ein beliebtes Verhütungsmittel. Das T-förmige Hormondepot aus Kunststoff setzt in der Gebärmutter Levonorgestrel frei – ein Gestagen, das dem körpereigenen Progesteron ähnelt. Das verändert die Schleimhaut im Gebärmutterhals und in der Gebärmutter selbst so, dass Spermien nicht so leicht zum Ziel kommen und sich eine eventuell dennoch befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. 

Bei vielen Frauen werden die Blutungen durch die Hormonspirale kürzer, schwächer und weniger schmerzhaft. Bei etwa der Hälfte bleibt sie komplett aus. Das empfinden viele als bequem. Allerdings hat es den Nachteil, dass man nicht weiß, wann die natürliche Menopause eintritt. In seltenen Fällen kann die Spirale verrutschen oder ausgestoßen werden.

Wer stark an Wechseljahresbeschwerden leidet, kann zusätzlich zur Hormonspirale Östrogene nehmen (am besten bioidentische). Bei einer höherdosierten Hormonspirale (Mirena®) braucht man dann kein zusätzliches Gestagen-Präparat zum Gebärmutterschutz. 

Minipille und Verhütungsstäbchen

Die Minipille enthält nur ein Gestagen (Levonorgestrel, Desogestrel), im Gegensatz zur klassischen Kombi-Pille aber kein Östrogen. Sie muss immer zum etwa gleichen Zeitpunkt eingenommen werden. Nach derzeitigem Kenntnisstand erhöht sie das Herz-Kreislauf-Risiko nicht und eignet sich deshalb auch als Verhütungsmethode für Frauen über 50 Jahren.

Bei vielen Frauen führt die Minipille dazu, dass die Periode unregelmäßig und schwächer wird oder ganz ausbleibt. Das macht es unmöglich zu erkennen, wann die Verhütung nicht mehr notwendig ist. Experten halten es außerdem für möglich, dass die Minipille einen Östrogenmangel in den Wechseljahren – und die daraus resultierenden Beschwerden –verstärken kann.

Ähnlich wie die Minipille wirkt das Verhütungsstäbchen, das an der Innenseite des Oberarms direkt unter die Haut gesetzt wird.

Kupferspirale

Die Kupferspirale, auch Intrauterinpessar genannt, wird in die Gebärmutter eingesetzt. Dort gibt sie Kupfer-Ionen frei, die die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien einschränken. Das Kupfer beeinflusst auch die Struktur der Gebärmutterschleimhaut, sodass sich eine befruchtete Eizelle nicht mehr einnisten kann. Die Kupferspirale enthält keine Hormone. Deshalb verändert sie den natürlichen Zyklus nicht – du merkst also, wenn die Blutung unregelmäßig wird und schließlich ausbleibt. Ein Jahr nach der letzten Periode kann die Spirale dann entfernt werden. Allerdings kann sie die Blutung verstärken und unter Umständen auch Menstruationsschmerzen verschlimmern. Wie die Hormonspirale muss auch die Kupferspirale regelmäßig auf ihren korrekten Sitz überprüft werden.

Der Kupferball und die Kupferkette sind Weiterentwicklungen der Kupferspirale und beruhen auf demselben Wirkprinzip. Sie scheinen aber von vielen Frauen besser vertragen zu werden.

Kondome und andere Barrieremethoden

Alle Barrieremethoden – also Kondome, Scheidendiaphragma oder Portiokappe – kann man auch in den Wechseljahren anwenden. Frauen in der Lebensmitte haben oft ein besseres Körpergefühl und kommen mit diesen Methoden deshalb leichter zurecht als junge Mädchen. Sie sind zwar relativ unsicher, aber das wird großteils durch die verringerte Fruchtbarkeit in den Wechseljahren aufgewogen. Verbessern kann man die Verhütungssicherheit durch eine gewissenhafte Anwendung und die Kombination mit einer spermientötenden Creme.

Weil bei den meisten Frauen in den Wechseljahren die Familienplanung endgültig abgeschlossen ist, kommt auch eine Sterilisation infrage. Allerdings erfordert die Durchtrennung der Eileiter bei der Frau eine relativ aufwändige und teure Operation. Der entsprechende Eingriff beim Mann ist aus medizinischer Sicht deutlich einfacher.

Wann kann ich mit der Verhütung aufhören? 

Bei nicht-hormonellen Methoden ist es einfach, den Zeitpunkt der Menopause zu bestimmen: Wenn deine letzte Periode mindestens ein Jahr zurückliegt, kannst du auf Verhütung verzichten. Außer, du bist noch keine 50 Jahre alt – dann gilt ein Sicherheitsabstand von zwei Jahren. 

Anders sieht es aus, wenn du mit der Hormonspirale oder anderen rein gestagenhaltigen Methoden verhütest. Dann ist das Ausbleiben der Blutung kein sicheres Indiz. Die meisten Ärzte empfehlen, auf jeden Fall bis 55 weiter zu verhüten. Wenn danach noch ein Jahr keine Periode kommt, sollte das Thema endgültig beendet sein. Eine andere Möglichkeit ist es, den FSH-Spiegel messen zu lassen. Liegt der zweimal im Abstand von sechs Wochen über dem Grenzwert von 30 IU/ml, kann man davon ausgehen, dass die Eierstöcke keine Eizellen mehr produzieren.

Mehr Infos über die verschiedenen Verhütungsmethoden findest du auf familienplanung.de, einer Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Kann man mit 50 noch die Pille nehmen?

Kommen keine anderen Verhütungsmethoden infrage und liegen keine Risikofaktoren vor, können niedrig dosierte, kombinierte Pillen bis zu den Wechseljahren eingenommen werden. Es ist aber wichtig, Blutdruck, Blutfette und andere ungünstige Faktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Thrombosen regelmäßig zu überwachen.

Was ist die beste Verhütung ab 50?

In diesem Alter stellen die Kupferspirale oder mechanische Verhütungsmethoden, wie das Diaphragma, die besten Verhütungsmittel für die Frau dar – ebenso wie eine Sterilisation.

Welche Pille für ältere Frauen?

Welche «Pille» für etwas ältere Frauen? Auch ältere Frauen können mit einem Östrogen- Gestagen-Kombinationspräparat verhüten, so- fern sie gesund und normalgewichtig sind und nicht rauchen.

Welche Verhütung mit 52?

Bleibt die Menstruation vor dem 50. Lebensjahr aus, wird dazu geraten, noch bis zu zwei Jahre lang zu verhüten. Hat sie die letzte Blutung danach, wird empfohlen, noch ein Jahr lang zu verhüten. Der Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen bleibt natürlich weiterhin ein Thema.