1). Die Ballade und ihre Geschichte Die Ballade namens �John Maynard� preist einen Steuermann eines Passagierschiffts auf dem Eriesee. Dieser blieb trotz der Tatsache, dass auf dem Schiff auf der Fahrt von Detroit nach Buffalo ein Feuer ausgebrochen war, auf seinem Posten, bis es das Ufer erreicht hatte, sodass alle gerettet werden konnten, w�hrend er sein eigenes Leben daf�r opferte. Show
Die Ballade wurde zum ersten Mal im Jahre 1886 in einer Berliner Verlagsanstalt f�r Kunst und Wissenschaft ver�ffentlicht. 2). Die Handlung und dessen Hintergrund Vom 8. auf den 9. August 1841 geriet ein Raddampfer namens Erie auf der Fahrt von Buffalo nach Erie, Pennsylvania in Brand, da eine Fracht von Terpentin und Farbe, die bei den hei�en Kesseln gelagert war, Feuer fing. Daraufhin setze der Dampfer seine Route auf die n�chstgelegene K�ste � die letztendlich nie erreicht wurde. Von allen Passagieren � was etwa einer Zahl von 300 Menschen entsprechen m�sste, konnten nur 29 gerettet werden. Der zu dieser Zeit diensthabende Ruderg�nger Luther Fuller, der bis zum Schluss auf seinem Posten verblieben war, verstarb sofort � laut der Liste der Toten von Kapit�n Titus. Dieses schreckliche Ereignisse tauchte nicht nur in der Presse auf, sondern regte auch dazu an, literarische Werke davon zu verfassen. In einem dieser Werke eines unbekannten Autors im Jahre 1845 hei�t der Dampfer, der seinen Kurs von Buffalo nach Erie fuhr, Jersey. Der tollk�hne Steuermann trug jedoch auch bereits - wie beim Werk von Fontane - den Namen John Maynard. Die Besucher sind meist sehr entt�uscht, dass man in Buffalo rein gar nichts von dem von Fontane beschriebenen Grab mit dem bekannten Dankspruch der Stadt in goldener Schrift auf dem Marmorstein wei�, wie er in den schriftlichen Werken beschrieben wurde. Dort ist auch der heldenhafte John Maynard, dessen Ballade auch heute noch zu den bekanntesten Werken in Deutschland geh�rt, so gut wie unbekannt. Um dem entgegenzuwirken wurde 1997 deshalb in der Erie Basin Marina am See zu Ehren der Legende von John Maynard eine Bronzetafel auf die sogenannte Kaimauer montiert. Auf dieser ist Fontanes Gedicht in der englischen �bersetzung von Burt Erickson Nelson zu finden und erw�hnt dabei den Brand der Erie mit Fuller am Ruder.3). Gestaltung der Ballade John Maynard besteht aus 9 Strophen, die jeweils eine unterschiedliche L�nge besitzen, die zwischen 2 und 10 Versen liegen � und 2 Einzelversen am Anfang. Der Aufbau des Versma�es und des Reims zeigen hierbei, dass es sich um einen Knittelvers handeln muss. Die meisten dieser Verse haben 4 Hebungen mit freien Senkungsf�llungen, was bedeutet, dass es pro Vers 4 betonte Silben gibt und der dazwischenliegende Raum und der vor der ersten Hebung mit 1 bis 2 unbetonten Silben gef�llt wurde. Es kann auch vor der ersten Hebung keine Senkung geben, sodass der Vers mit einer betonten Silbe beginnen muss. Die beiden ersten Verse sind hierbei verk�rzt. Wie �blich, ist der Reim im Knittelvers ein sogenannter Paarreim. Diese Versform ist besonders gut daf�r geeignet, sie in Erz�hlgedichten und volkst�mlichen Gedichten zu verwenden. Kommentare zum Referat John Maynard � eine bekannte Ballade von Theodor Fontane: Heinrich Theodor Fontane (* 30. Dezember 1819 in Neuruppin; † 20. September 1898 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus. LebenHerkunftTheodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 als Sohn des Apothekers Louis Henri Fontane (1796–1867) und dessen Frau Emilie, geb. Labry (1798–1869), in Neuruppin geboren und am 27. Januar 1820 getauft.[1] Beide Eltern waren hugenottischer Herkunft. Fontanes Großvater war der Maler und Musiklehrer Pierre Barthélemy Fontane (1757–1826), später Kabinettssekretär von Königin Luise von Preußen. Er erhielt diesen Posten nach der Flucht des Königs nach Königsberg wegen der Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt. 1806 wurde Pierre Barthélemy Fontane Kastellan von Schloss Schönhausen. Kindheit und JugendTheodor Fontane lebte bis zum siebten Lebensjahr in Neuruppin. Sein Vater veräußerte die in der Mitte der Stadt gelegene Apotheke, das heute denkmalgeschützte Fontane-Haus,[2] wegen seiner Spielschulden und erwarb nach Tilgung der Schulden in Swinemünde eine kleinere Apotheke, weshalb die Familie das brandenburgische Neuruppin verließ. Von 1832 bis 1833 besuchte Fontane das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Neuruppin, anschließend trat er in die Gewerbeschule von Karl Friedrich Klöden in Berlin ein. 1834 zog er zum Halbbruder seines Vaters August Fontane. 1835 hatte er die erste Begegnung mit seiner zukünftigen Frau Emilie Rouanet-Kummer. Im Jahre 1836 brach er die Ausbildung an der Gewerbeschule ab und begann eine Ausbildung zum Apotheker in der Berliner Apotheke Zum weißen Schwan bei Wilhelm Rose. Tätigkeit als Apotheker und freiwilliger MilitärdienstReferenz für Fontane von seinem Vater (1845) Nach dem Abschluss seiner Lehre im Dezember 1839 trat Fontane im Herbst 1840 eine Stelle als Apothekergehilfe in Burg (bei Magdeburg) an. 1841 erkrankte er an Typhus, konnte sich aber bei seinen Eltern in Letschin von der Krankheit erholen. Als er wieder gesund war, arbeitete er als Apothekergehilfe vom April 1841 bis Februar 1842 in der Adler-Apotheke in Leipzig, danach in der Salomonis-Apotheke in Dresden, schließlich in der Apotheke des Vaters in Letschin. Im Laufe des Jahres 1845 ging Fontane nach einer Zeit als Angestellter in der väterlichen Apotheke nach Berlin an die Polnische Apotheke von Julius Eduard Schacht. Am 8. Dezember 1845 verlobte er sich mit Emilie Rouanet-Kummer (1824–1902). Vom 1. April 1844 bis zum 31. März 1845 leistete er beim Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und wurde mit dem Dienstgrad Corporal (Unteroffizier) regulär entlassen. In dieser Zeit unternahm er auf Einladung seines Schulfreundes Ökonomierat Hermann Scherz (1818–1888) seine erste, auf 14 Tage angelegte Englandreise. Scherz hatte ihn bei seinem Wachdienst am 23. Mai 1844 in der Neuen Wache in Berlin besucht und den Vorschlag unterbreitet.[3] Im März 1847 erhielt Fontane seine Approbation als „Apotheker erster Klasse“. Im folgenden Jahr – inzwischen war er Angestellter in der Apotheke Zum Schwarzen Adler am Georgenkirchplatz – kämpfte Fontane als Revolutionär in den sogenannten Barrikadenkämpfen. Zu dieser Zeit publizierte er vier eher radikale Texte in der Berliner Zeitungs-Halle, dem Publikationsorgan des Centralausschusses der Demokraten Deutschlands. Dann wurde er im Krankenhaus Bethanien angestellt und bildete dort zwei Diakonissen aus. Über seine Begegnung mit Emmy Danckwerts, die er zur Apothekerin ausbildete, berichtete er ausführlich in seiner Autobiographie Von Zwanzig bis Dreißig.[4] Schriftsteller, Journalist und TheaterkritikerTheodor Fontane kam während seiner Lehrzeit bei Wilhelm Rose mit dem Berliner Literaturbetrieb in Kontakt.[5] Er veröffentlichte seine erste Novelle Geschwisterliebe 1839, außerdem schrieb er erste Gedichte. In Leipzig war er Mitglied des literarischen Studentenvereins Herwegh-Klub und hatte Kontakte zu dem Redakteur Georg Günther.[6] 1843 wurde er von Bernhard von Lepel in den literarischen Verein Tunnel über der Spree eingeführt, in dem er von 1844 bis 1865 Mitglied war. Am 30. September 1849 entschloss er sich, den Apothekerberuf völlig aufzugeben und als freier Schriftsteller zu leben. Es entstanden zuerst politische Texte in der radikal-demokratischen Dresdner Zeitung. In diesem Jahr wurde auch sein erstes Buch veröffentlicht: Männer und Helden. Acht Preußenlieder. Am 16. Oktober 1850 heiratete er Emilie Rouanet-Kummer. Sie zogen zusammen in eine Wohnung in Berlin. Anfangs hatten sie finanzielle Probleme, da Theodor Fontane keine Anstellung fand. Am 14. August 1851 kam als erstes Kind der Sohn George zur Welt († 1887 in Lichterfelde nach einem Blinddarmdurchbruch). Die drei darauf folgenden Söhne Rudolf (* 1852), Peter Paul (* 1853) und Ulrich (* 1855) starben kurz nach der Geburt. Als fünftes Kind wurde der Sohn Theodor (1856–1933) geboren. Auf die einzige Tochter namens Martha (1860–1917), genannt Mete, folgte 1864 schließlich sein letzter Sohn Friedrich Fontane († 1941 in Neuruppin). 1851 trat Fontane in die Redaktion der konservativ-reaktionären, pietistisch orientierten Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung[7] ein, zu deren Gründungskomitee unter anderem Otto von Bismarck gehört hatte. Für diese war er bis 1870 tätig. Ein Jahr später wurde er von der Centralstelle für Preßangelegenheiten angestellt. Für diese machte er Reisen nach London (1852) und lebte dort von 1855 bis 1859. Im August 1855 schlug Adolph Menzel Fontane für den Aufbau einer deutsch-englischen Korrespondenz in London vor.[8] Der preußische Ministerpräsident Otto von Manteuffel genehmigte den Aufenthalt und sorgte für die finanzielle Absicherung.[9] Fontanes Aufgabe war es, in London Presseberichte zugunsten der preußischen Außenpolitik in englische und deutsche Zeitungen zu lancieren. Er unterstand dabei dem Londoner Botschafter Albrecht von Bernstorff. Fontane, der auch deutsche Emigranten für die preußische Politik gewinnen sollte, nahm z. B. Kontakt zu Julius Faucher[10] und Heinrich Beta auf.[11] Wie Edgar Bauer berichtete, war Fontane „ein hiesiger Agent der Preußischen Regierung“.[12] Mit seinen Berichten namens Englischer Artikel war er der Erste, der ein breiteres Publikum in Deutschland über die Präraffaeliten informierte, eine neue Kunstströmung in England. Mit dem Regierungswechsel im preußischen Königshaus (1858) vertraute er auf eine künftige Liberalisierung in Preußen und beendete seine Korrespondententätigkeit in London, um nach Hause zurückzukehren. Hier fand er jedoch keine redaktionelle Anstellung und widmete sich nun der Reiseliteratur, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen regelrechten Boom erlebte, denn nur wenige Menschen konnten sich das Reisen leisten. So fanden Artikel und Bücher über Reisen in den Orient, nach Europa und in andere Gebiete sowie die damit verbundenen Abenteuer und Gefahren reichliche öffentliche Aufmerksamkeit. Es erschienen die ersten Artikel über seine Heimatstadt Neuruppin, so etwa „Der Tempelgarten“ (ehemalige Gartenanlage des Kronprinzen Friedrich in Preußen) in der Kreuzzeitung. Aus den Reiseberichten, angereichert mit Geschichte und Geschichten, entstand 1861 das Büchlein Grafschaft Ruppin, das bereits ein Jahr später die zweite Auflage mit dem Obertitel Wanderungen durch die Mark Brandenburg erhielt. Bis wenige Jahre vor seinem Tode überarbeitete Fontane diesen ersten Band, der insgesamt fünf Auflagen erlebte, änderte und ergänzte ihn, zum Teil mit seinem ehemaligen Neuruppiner Nachbarsjungen, dem Kaufmann Alexander Gentz. Zum Wanderungswerk gehören noch weitere vier Bände sowie ein heute publiziertes, zu Lebzeiten unveröffentlicht gebliebenes Konvolut. Das Wanderungswerk bildet die Grundlage für das spätere epische Schaffen Fontanes. Im Jahr 1864 reiste Fontane nach Kopenhagen, wo er über den Deutsch-Dänischen Krieg schrieb. Ab 1870 arbeitete Fontane als Theaterkritiker der Vossischen Zeitung. Im selben Jahr nahm er Urlaub, um im Deutsch-Französischen Krieg den Kriegsschauplatz Paris zu besichtigen. In Frankreich wurde er unter falschem Verdacht als deutscher bzw. preußischer Spion verhaftet, jedoch nach einer Intervention Bismarcks zu seinen Gunsten wieder freigelassen. Seine Erlebnisse schilderte er 1871 in dem Buch Kriegsgefangen. Erlebtes 1870. Zwischen 1874 und 1876 unternahm Fontane mit seiner Frau diverse Reisen nach Österreich, Italien und in die Schweiz. Am Ende dieser Reisen entschloss er sich, nicht mehr für eine Zeitung zu schreiben. Stattdessen wollte er wieder als freier Schriftsteller leben. Im Zusammenhang mit seinen Forschungen zum Schloss Hoppenrade für den letzten Band Fünf Schlösser der Wanderungen durch die Mark Brandenburg besuchte er 1880 und 1882 Fürst Edzard zu Innhausen und Knyphausen auf Schloss Lütetsburg in Ostfriesland mit anschließenden Besuchen des Seebads Norderney, das er noch einmal 1883 besuchte.[13] 1892 erkrankte er an einer schweren Gehirnischämie. Der Arzt riet ihm, seine Kindheitserinnerungen niederzuschreiben, um sich von der Krankheit abzulenken. Er folgte dem Rat und erholte sich wieder so gut, dass er Effi Briest und zwei weitere Romane (Die Poggenpuhls und Der Stechlin) sowie die autobiografische Schrift Von Zwanzig bis Dreißig vollenden konnte. Tod und NachlassFontane starb am 20. September 1898 in Berlin. Als Mitglied der Französisch-Reformierten Gemeinde wurde er auf deren Friedhof II in Berlin-Mitte beerdigt. Seine Ehefrau Emilie wurde vier Jahre später an seiner Seite beigesetzt. Sein Grab ist als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet, es befindet sich im Feld B-35/36-16/17. Vermutlich im Jahr 2010, mit der Einrichtung der Fontane-Gedenkstätte wurde auch sein Grab neu gestaltet.[14]
Der Nachlass Fontanes befand sich nach seinem Tod im Besitz der Familie und wurde von einer testamentarisch eingesetzten Kommission verwaltet. Nach dem Tod Emilie Fontanes gelangte Fontanes Schreibtisch mit Manuskripten der zu Lebzeiten gedruckten Erzählwerke ins Märkische Museum in Berlin – als „Geschenk des Dichters“, wie es im Zugangsbuch des Museums heißt.[15] Der Architekt des Märkischen Museums Ludwig Hoffmann gestaltete im Märkischen Museum 1908 ein Fontane-Zimmer. Nahezu alle Möbel des Zimmers, darunter auch der Schreibtisch, gingen 1945 oder später an ihrem Auslagerungsort im Schloss Lagow verloren. Nach einer Neubewertung Fontanes in der DDR zeigte das Museum in den Jahren 1966–1975 noch einmal ein nachempfundenes Fontane-Zimmer mit restlichen Originalen.[16] Die Sammlung zur Literaturgeschichte der 1995 errichteten Stiftung Stadtmuseum Berlin, zu der u. a. das „Märkische Museum“ gehört, ist heute im Besitz des um Kriegsverluste verringerten Teilnachlasses, der etwa noch 10000 handschriftliche Blätter umfasst.[17] Nachdem Verhandlungen mit der Preußischen Staatsbibliothek bzw. der Bibliothek der Friedrich-Wilhelms-Universität über einen Ankauf an unvereinbaren Preisvorstellungen gescheitert waren, kam es am 9. Oktober 1933 zur Versteigerung des im Familienbesitz verbliebenen Teilnachlasses Fontanes durch das Auktionshaus Meyer & Ernst. Den umfangreichen nicht veräußerten Rest (ca. Dreiviertel des bei der Auktion Angebotenen) ordnete und ergänzte durch Rückerwerbungen sein einziger noch lebender Sohn Friedrich. Im Jahre 1935 erwarb die Provinz Brandenburg diesen Teilnachlass mitsamt der vom Sohn angelegten Sammlung sowie den seinen Vater betreffenden Teil seines Verlagsarchivs und gründete das Theodor-Fontane-Archiv als Literaturarchiv der Provinz Brandenburg in Potsdam,[18] das seit der Wiedervereinigung als bundesweit einzige öffentliche Einrichtung die Fontane-Autographe sammelt. Bedeutende Teilsammlungen entstanden außerdem in der Staatsbibliothek zu Berlin, die etwa den größten Teil von Fontanes Briefen sowie die 67 Notizbücher Fontanes, die unvollendet gebliebenen Erzählfragmente sowie das „Mathilde Möhring“-Manuskript besitzt,[19] und im Deutschen Literaturarchiv Marbach.[20] Einzelstücke befinden sich in vielen deutschen und internationalen Bibliotheken und Archiven,[21] z. B. in der Bayerischen Staatsbibliothek und in der Monacensia der Münchner Stadtbibliothek.[22] Im Laufe von 35 Jahren trug Christian Andree eine Sammlung von über 6000 Originalhandschriften Fontanes zusammen, die er 1997 dem Theodor-Fontane-Archiv verkaufte. Fontane und „die Judenfrage“Eine aus Anlass des 100. Todestags erschienene Schrift zum Thema Fontane und die Judenfrage[23] veranlasste die Fontaneforschung, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob Fontane Antisemit gewesen sei. Obwohl die Darstellung unterschiedlich bewertet wurde – so nannte sie Wolfgang Benz eine „glänzende Studie“,[24] während sie für Hans Otto Horch „sicherlich als nicht zulängliche Gesamtdarstellung des Problems“ galt[25] –, stimmt die Forschung in der Feststellung überein, dass Fontane sich in privaten Briefen gegen Ende seines Lebens „unreflektiert wesentliche Stichworte der … antisemitischen Agitation“ zu eigen gemacht habe.[26] Darüber hinaus bewertet die Forschung Fontane „als Schriftsteller, der die verbreiteten Feindbilder und Vorurteile teilt und transportiert, ohne als engagierter Antisemit in Erscheinung“ zu treten. Er habe damit den Zeitgeist literarisch und publizistisch gespiegelt.[27] Fontane selbst unterhielt dauerhafte vertrauensvolle Beziehungen persönlicher und geschäftlicher Art zu Juden[28] und hat eine Stellungnahme in den öffentlichen Diskussionen um die „Judenfrage“, die sich im Berliner Antisemitismusstreit zuspitzten, vermieden. Die von ihm begonnenen Darstellungen Adel und Judentum in der Berliner Gesellschaft (1878) und Die Juden in unserer Gesellschaft (frühe 1890er-Jahre) blieben unvollendet. Werk und WirkungBedeutung und StilFontane gilt als der herausragende Vertreter des poetischen Realismus in Deutschland. In seinen Romanen, die großteils erst nach seinem 60. Lebensjahr entstanden, charakterisiert er die Figuren, indem er ihre Erscheinung, ihre Umgebung und vor allem ihre Redeweise aus einer kritisch-liebevollen Distanz genau beschreibt. Typisch ist die Darstellung einer gepflegten Konversation in einem abgeschlossenen Zirkel (auch als Causerie bezeichnet), etwa bei einem Festessen – die Personen folgen gesellschaftlichen Konventionen und enthüllen doch ihre wahren Interessen, häufig gegen ihren Willen. Dabei kommt Fontane von einer Kritik an Einzelpersonen oft zu einer impliziten Gesellschaftskritik. Alle Romane und Novellen sind aus einem auktorialen Gestus erzählt (auktorialer Erzähler). Jedoch tritt als Kunstgriff gerade in der Figurenrede in Dialogen auch ein personales Moment auf (personaler Erzähler). Auffällig an Fontanes Schreibstil ist zudem sein ironischer Humor, den er in seiner Kritik zu Die Ahnen von Gustav Freytag in Der Begriff der Verklärung als Element des Realismus (1889) als „beste(n) Weg“ zu demselben bezeichnet. Ein charakteristisches Stilmittel Fontanes ist die leichte, unverbindliche Einstreuung wichtiger Motive in die Erzählung, oft unter alsbaldiger Relativierung und Rücknahme, auf die später wieder Bezug genommen wird und welche dadurch eine besondere Betonung erfahren. Dieses Stilmittel kommt besonders in Effi Briest verbreitet vor. Das Geschichtsbild von der Entstehung der Mark Brandenburg wurde von Fontane stark geprägt. Literarische RezeptionNeben der Kirche von Ribbeck neu angepflanzter Birnbaum Friedrich Christian Delius repliziert Theodor Fontanes Ballade Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland in seiner 1991 erschienenen Erzählung Die Birnen von Ribbeck. Ausgangspunkt der Handlung ist, wenige Monate nach dem Ende des DDR-Systems, die Pflanzung eines Birnbaums im Garten des Schlosses Ribbeck durch eine Gruppe West-Berliner, die anlässlich dieses Ereignisses die Bevölkerung bewirtet. Bei diesem Fest trägt ein Einheimischer, zunehmend alkoholisiert, in einem langen Monolog die Ribbecker Geschichte aus seiner Perspektive bzw. seine Empfindungen in der Zeit der Wende vor und integriert in seine Interpretationen immer wieder Balladen-Zitate. Günter Grass bezieht sich in seinem 1995 publizierten Roman Ein weites Feld, der in der Wende-Zeit vor der deutschen Wiedervereinigung spielt und die deutsche Geschichte von der 1848er Revolution bis zum Abriss der Berliner Mauer thematisiert, auf Theodor Fontane. Dessen Lebenslauf ähnelt dem einer der beiden Hauptfiguren, Theo Wuttke, genannt Fonty, wodurch viele Verbindungen zwischen Ereignissen beider Epochen konstruiert werden. Außerdem greift der Titel Ein weites Feld eine Redewendung von Effi Briests Vater auf, mit dem Fontane in einer kleinen Variation seinen Roman Effi Briest abschließt: „… das ist ein zu weites Feld.“ EditionenSonderbriefmarke zum 175. Geburtstag Die erste große Gesamtausgabe der Werke Fontanes erschien zwischen 1905 und 1910 im Verlag seines Sohnes Friedrich Fontane in 21 Bänden. Herausgeber waren der Nachlassverwalter Paul Schlenther, Otto Pniower und Josef Ettlinger. Diese Ausgabe war weder auf Vollständigkeit angelegt noch textkritisch fundiert oder kommentiert. Sie bildete dennoch für Jahrzehnte die Grundlage für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Fontane. Erst die von Kurt Schreinert verantwortete Ausgabe Sämtliche Werke, die in 24 Bänden zwischen 1959 und 1975 in der Nymphenburger Verlagsanstalt München von Edgar Groß herausgegeben wurde, strebte Vollständigkeit an und erschloss erstmals auch das umfangreiche kritisch-journalistische Werk Fontanes. Ihr schließen sich an die Edition der Werke, Schriften und Briefe Fontanes von Walther Keitel und Helmuth Nürnberger im Münchener Hanser-Verlag, die 1997 abgeschlossen wurde und fünf Abteilungen mit mehreren Bänden umfasst, sowie die von Gotthard Erler 1994 begründete und herausgegebene Große Brandenburger Ausgabe, von der bislang die Wanderungen durch die Mark Brandenburg (8 Bde.), die Gedichte (3 Bde.), der Ehebriefwechsel (3 Bde.), Tage- und Reisetagebücher (3 Bde.) und Das erzählerische Werk (20 Bde.) vorliegen. Die Abteilung Das erzählerische Werk wurde im Theodor-Fontane-Archiv von Christine Hehle koordiniert und editorisch betreut. Seit 2010 wird die Große Brandenburger Ausgabe unter der wissenschaftlichen Leitung und Herausgeberschaft von Gabriele Radecke und Heinrich Detering an der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Universität Göttingen fortgeführt. Die Abteilungen Das autobiographische Werk, Das reiseliterarische Werk und Das kritische Werk werden zurzeit von einem interdisziplinären Team erarbeitet.[29] Am 15. Juli 2015 wurde das erste wissenschaftliche Fontane-Editions-Portal freigeschaltet, in dem sukzessive Fontanes 67 Notizbücher ediert werden. Das Portal wurde von Mathias Göbel an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen in Zusammenarbeit mit der Theodor Fontane-Arbeitsstelle entwickelt; die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert das Projekt.[30] Ehrungen5-DM-Sondermünze von 1969 Theodor Fontane erhielt den Hausorden der Wendischen Krone (April 1871) und den Roten Adlerorden. Auf Vorschlag von Theodor Mommsen und Erich Schmidt wurde er Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nach Theodor Fontane sind mehrere deutsche Kunst- bzw. Literaturpreise sowie die von Paul Matzdorf gestaltete und seit 1911 verliehene Fontane-Plakette benannt.[31] Verschiedentlich erschienen Briefmarken zu Ehren Theodor Fontanes: eine 8 Pfg.-Briefmarke der Deutschen Post Berlin 1952, anlässlich seines 150. Geburtstages am 5. Februar 1969 von der Deutschen Post der DDR und 1970 von der Deutschen Bundespost Berlin, und anlässlich des 175. Geburtstages 1994 eine 1 DM-Briefmarke von der Deutschen Post. Mit dem Erstausgabetag 5. Dezember 2019 gab die Deutsche Post AG anlässlich des 200. Geburtstags ein Postwertzeichen im Nennwert von 155 Eurocent heraus.[32] Der Entwurf stammt von der Grafikerin Grit Fiedler aus Leipzig. Zum 17. November 1969 gab die Deutsche Bundesbank eine 5-DM-Gedenkmünze heraus. Theodor Fontane diente als Namenspatron für die Sendung Theodor – Das Magazin aus Brandenburg mit „Geschichte(n) aus der Mark“,[33] die von 2008 bis 2017 vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) produziert wurde.[34] Zu Ehren des Schriftstellers erhielt eine 2003 erstbeschriebene, nur im Großen Stechlinsee vorkommende Fischart, die Stechlin-Maräne, den wissenschaftlichen Namen Coregonus fontanae. Auf dem Friedhof der französisch-reformierten Gemeinde zu Berlin an der Liesenstraße befindet sich eine Gedenkstätte mit Informationen über seine hugenottische Herkunft, seine Jugend, sein Leben und sein Werk.[35] Im Erdgeschoss des Bethanien in Berlin-Kreuzberg befindet sich die originalerhaltene Fontane-Apotheke. Dem Leben und Werk Theodor Fontanes widmen sich die Theodor Fontane Gesellschaft und das Theodor-Fontane-Archiv. Der Bahnhof Neuruppin Rheinsberger Tor wurde 2019 im Auftrag seiner Geburtsstadt, die auch den Beinamen Fontanestadt trägt, mit Graffiti-Malereien verschönert.[36] WerkeTheodor Fontane schrieb neben literarischen Werken auch als Journalist (zumal für die Kreuzzeitung) und übersetzte 1842 Shakespeares Hamlet. Dazu kamen noch Dramen, Gedichte, Biografien, Kriegsbücher, Briefe, Tagebücher, Theaterkritiken, Zeitungsartikel und programmatische Schriften. Romane, Novellen, Erzählungen und andere ProsaDie Daten richten sich nach dem Impressum der ersten Buchausgabe.
Editionen aus dem NachlassFünf Schlösser Teil der Skulptur „Der moderne Buchdruck“ beim Berliner Walk of Ideas
Balladen und GedichteFontane schrieb über 250 Gedichte, darunter Balladen und Sprüche. Dazu gehören:
Briefe
Notizbücher
Tagebücher
Digitale Werk-Ausgabe
VerfilmungenBriefmarke 1970 der Deutschen Bundespost Berlin
Hörspiele (Auswahl)
Hörbücher (Auswahl)
Forschungsstellen
Veranstaltungen
Theodor Fontane GesellschaftAm 15. Dezember 1990 wurde die internationale Theodor Fontane Gesellschaft als literarische Vereinigung in Potsdam gegründet. Sie hat ihren Sitz in Neuruppin, der Geburtsstadt Theodor Fontanes. Die Gesellschaft will Wissenschaftler und Literaturliebhaber zusammenführen, um in vielfältiger Weise die Beschäftigung mit Leben und Werk Theodor Fontanes zu pflegen und zu fördern. Mit ihren etwa 1100 Mitgliedern gehört sie inzwischen zu den größten literarischen Gesellschaften Deutschlands.[46] LiteraturBiographien und Chroniken
Weblinks
Einzelnachweise
Wie heißt eine eine Ballade von Theodor Fontane?John Maynard ist eine der bekanntesten Balladen von Theodor Fontane. Sie wurde erstmals 1886 in Berliner Bunte Mappe. Originalbeiträge Berliner Künstler und Schriftsteller (Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann München) veröffentlicht.
Was sind die bekanntesten Werke von Theodor Fontane?Die wichtigsten Werke. Effi Briest (1895) Fontanes wohl bekanntester Roman ist „Effi Briest“. ... . John Maynard (1886) Neben zahlreichen Romanen sind auch die Balladen von Theodor Fontane sehr bekannt, vor allem die über den Steuermann John Maynard. ... . Irrungen, Wirrungen (1888) ... . Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland (1889). Wie heißt die Ballade von John Maynard?Der Schriftsteller Theodor Fontane hat die Ballade „John Maynard“ zwischen 1875 und 1886 verfasst. Das darin geschilderte Geschehen beruht auf einer wahren Begebenheit: In der Nacht vom 8. zum 9.
Was gibt es für Balladen?Bekannte Balladen. "Der Erlkönig", Johann Wolfgang von Goethe (1782). "Der Zauberlehrling", Johann Wolfgang von Goethe (1797). "Der Knabe im Moor", Annette von Droste-Hülshoff (1842). "Die schlesischen Weber", Heinrich Heine (1844). "Belsazar", Heinrich Heine (1854). "Die Brück am Tay", Theodor Fontane (1880). |