Wie viel geld darf man mit 16 ausgeben

Pro Jahr verfügen die 4- bis 13-jährigen Kinder in Deutschland mit Taschengeld und Geldgeschenken über knapp 3 Milliarden Euro. Dabei haben sie rund 20 Euro im Schnitt als Taschengeld zur Verfügung. Das ergab die Kinder-Medien-Studie 2019. Was die Kinder mit ihrem Taschengeld machen, überlassen die Eltern laut Studie meist den Kindern. 77 Prozent dürfen es selbstständig ausgeben – 70 Prozent der befragten 4- bis 13- Jährigen investieren es in Süßigkeiten. 52 Prozent der Befragten kaufen sich von ihrem Taschengeld Zeitschriften oder Comics.

Der Taschengeldparagraf

"Weiß denn die Mama, dass Du das kaufst?" fragt die Dame an der Supermarkt-Kasse den Siebenjährigen, während sie zehn Packungen Panini-Fußball-Sticker über den Scanner zieht. "Das ist mein Taschengeld. Damit kann ich mir kaufen, was ich will," antwortet der Junge bestimmt. Recht hat er. Sein Taschengeld kann er ausgeben, wofür er möchte.

Kinder dürfen von ihrem Taschengeld auch mal Schmarrn kaufen. Das sollten Eltern akzeptieren. Selbst wenn es ihnen schwer fällt zu verstehen, was ihr Kind für existenziell erachtet. Wenn Eltern das Taschengeld einführen, dann mit allen Rechten und Pflichten. Es hat rein pädagogisch nämlich viel mehr zu bieten, als schnödes Einkaufen. Es soll zur Selbständigkeit verhelfen, vermitteln, dass im realen Leben Rechnen wichtig ist und ein Gespür für Kaufvorgänge vermitteln.

Um ein Kind zu schützen, schreibt das Gesetz vor, dass es Verpflichtungsgeschäfte, wie den Kaufvertrag mit Zahlungsverpflichtung, nicht tätigen kann. Der Sechsjährige kann eigentlich keinen Lutscher kaufen. Denn laut BGB sind Kinder unter sieben Jahren geschäftsunfähig. Egal ob mit oder ohne Erlaubnis der Eltern.

Ab dem siebten Lebensjahr sind sie beschränkt geschäftsfähig. Sie bräuchten zum Einkaufen die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters. Liegt die nicht vor, ist das Rechtsgeschäft "schwebend unwirksam". Bedeutet, die Eltern können den Einkauf des Kindes nachträglich für ungültig erklären. Oder lassen ihn durch ihre Einwilligung rechtlich wirksam werden.

Der Taschengeldparagraph erlaubt als Ausnahme, dass ein minderjähriges Kind ohne Zustimmung vom gesetzlichen Vertreter einen rechtswirksamen Vertrag abschließen kann. Nämlich dann, wenn der ihm dazu die entsprechenden Mittel (=Geld) zur freien Verfügung überlassen hat. Damit legalisiert der "Taschengeldparagraph" das Kaufen durch Kinder.

„Taschengeldparagraf“

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) Paragraf 110 Bewirken der Leistung mit eigenen Mitteln: "Ein von dem Minderjährigen ohne Zustimmung des gesetzlichen Vertreters geschlossener Vertrag gilt als von Anfang an wirksam, wenn der Minderjährige die vertragsmäßige Leistung mit Mitteln bewirkt, die ihm zu diesem Zweck oder zu freier Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem Dritten überlassen worden sind."

„Learning by Doing“ – der richtige Umgang mit Geld

Ein Kind lernt am besten durch "learning by doing". Zum Beispiel Rad fahren, laufen, mit Besteck essen oder eben mit Geld umgehen. Es wird anfangen nachzurechnen: Zwei Lutscher und ein Eis. Reicht mein Geld dafür? Es lernt "nein" zu einem fremden Erwachsenen – dem Verkäufer – zu sagen, wenn es sich gegen einen Kauf entscheidet. Es wird lernen geduldig zu sein, wenn es für eine größere Anschaffung Geld über längere Zeit spart. Und es lernt zu verzichten, sollte es sich etwas mal nicht leisten können. Und damit umzugehen, wenn der Einkauf sich im Nachhinein als Fehlkauf erweist.

Auch Eltern sind gefordert. Sie müssen lernen nicht zu werten. Der Satz "Das habe ich Dir doch gleich gesagt, dass das nichts taugt", ist tabu. Ein Kind wird nicht lernen selbständig zu entscheiden, wenn es unter dem Druck steht, etwas falsch zu machen und sich dann immer bei den Eltern rückversichert. Vielmehr steht es in einer Abhängigkeit, die das Gegenteil bewirkt. Achtung: Etwas anderes ist es, wenn das Kind die Eltern ab und zu um ihre Meinung fragt.

Taschengeld ist eine Abmachung und kein Straf- oder Belohnungsprinzip. Das bedeutet: Taschengeld gibt es regelmäßig, ohne Wenn und Aber. Es sollte regelmäßig und zuverlässig ausbezahlt werden, ohne dass das Kind darum bitten muss. Es gibt den abgesprochenen Betrag, Schulden machen geht nicht. Eltern sollten bitte keinesfalls einen Vorschuss oder Kredit einräumen. Ist das Geld alle, ist es eben alle.

Geldgeschenke und extra Lohn

Jeder hilft mit, ist eine Devise fürs funktionierende Familienleben. Dinge wie staubsaugen oder Geschirrspüler ausräumen sind selbstverständlich. Übernehmen Kinder besondere Zusatzaufgaben, etwa Gartenarbeit im Herbst oder Autoputzen, können sie hierfür ein paar Euro extra erhalten.

Das Zeugnis war dieses Jahr besonders gut, Weihnachten oder der Geburtstag. Zu solchen Gelegenheiten lassen Oma, Opa oder der Patenonkel gerne etwas springen. Für diese Extra-Geldgeschenke gelten auch Extrabedingungen. Je nach Größenordnung sollten Eltern gemeinsam mit den Kindern überlegen, für was das Geld ausgegeben wird. Hundert Euro können für Kinder wie für einen Erwachsenen der Lottogewinn sein. Schnell erfüllt sich der "Gewinner" einen Wunsch nach dem anderen, bis vom Lottogewinn nichts mehr übrig ist.

Eine solide Finanzberatung muss her. Berater ist in diesem Fall Papa oder Mama. Und wie bei den Großen auch, empfiehlt sich in Finanzdingen Diversität. Eltern können ihrem Kind empfehlen, einen Teil des Geldes für aktuelle Wünsche herzunehmen. Einen anderen Teil stecken sie in die Sparbüchse und sparen für größere Anschaffungen. Einen dritten Teil können sie "für später" zur Seite legen, vielleicht auf das eigene Konto.

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Ist ein Kinderkonto sinnvoll?

Ein Kinderkonto ist zweckmäßig für Kinder etwa ab der zweiten Klasse. Es macht erst Sinn, wenn das Kind lesen, schreiben und rechnen kann. Eltern könnten für das Taschengeld einen Dauerauftrag einrichten. Hört sich ein bisschen spießig und geschäftsmäßig für eine Familie an, hat aber den Vorteil, dass das Geld regelmäßig auf dem Konto ist. Die Kinder finden nebenbei bemerkt ein eigenes Konto und eine Bankkarte spannend. Sie lernen schnell das Handling von Girokonto, Bankkarte, Bankomat und Kontoauszugsdrucker.

Ein Konto eröffnet immer ein Erziehungs- oder Sorgeberechtigter mit dem minderjährigen Kind. Bis es volljährig ist, ist der für alle Themen rund um das Konto zuständig. Eröffnung, Schließung, Änderung des Kontenmodells. Wissenswert ist, dass Kinderkonten keinen Dispositionsrahmen haben, damit sie nicht überzogen werden können, und in der Regel kostenlos sind.

Biallo-Tipp

Verdienen sich Jugendliche Geld mit einem Nebenjob oder starten eine Ausbildung, erhalten sie vielleicht einen kleinen Kreditrahmen. Spätestens jetzt sollten Eltern mit ihnen über Disponutzung, Überziehungszinsen und Kontoführung reden. Es ist für Jugendliche wichtig, einen Überblick über ihre Finanzen zu haben, um sich keinesfalls mit unkontrolliertem Konsum, etwa mit Internetkäufen, in ein finanzielles Dilemma zu stürzen.
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Wie hoch sollte das Taschengeld sein?

Taschengeld erfüllt seinen Zweck als Lernmittel nur in der richtigen Größenordnung. Zu viel Geld kann dazu führen, dass die Kinder davon ausgehen, dass ohnehin immer genug da ist. Sie werden ihr Konsumverhalten nicht hinterfragen, da sie mit zu viel Geld im Portemonnaie nicht lernen müssen, mit ihrem Budget auszukommen.

Zu wenig Taschengeld – vor allem bei größeren Kindern – reicht "nur" mal für ein Eis zwischendurch. Sie werden nichts zur Seite legen können für größere Anschaffungen. Sie bleiben in der Abhängigkeit ihrer Eltern. Vergleichen sie sich mit Gleichaltrigen oder Freunden, kann es durchaus sein, dass die Nullrunde im Geldbeutel Frust oder Neid auslöst. Kinder, die gar kein Taschengeld bekommen, werden schlimmstenfalls nicht lernen, mit Geld umzugehen. Oder sich später schwerer tun.

Ob und wie viel Taschengeld ein Kind erhält, hängt immer in erster Linie von der finanziellen Situation der Familie ab. Eine alleinerziehende Mutter muss anders haushalten als ein Pärchen mit zwei Einkommen. Eltern, die ihren Kindern kein oder nur wenig Taschengeld geben können, müssen sich nicht schämen, sollten aber unbedingt ehrlich zu ihren Kindern sein. Kinder – je nach Alter – können besser mit dem Statement leben "Wir können uns das (momentan) nicht leisten, weil…," als mit dem Gefühl "ich bekomme es nicht, weil ich es nicht verdiene / meinen Eltern wert bin".