Wann sagt man deren und wann dessen

Wir klären die Frage, wann man die Formen deren bzw. derer verwendet.

Besetzt das Relativpronomen im Relativsatz die Stelle eines Genitivobjekts (man fragt mithilfe des Verbs: Wessen?) oder ist es auf eine Präposition bezogen, kann man sowohl deren als auch derer verwenden: Die Argumente, deren/derer sich der dicke Dozent bediente [Frage: Wessen bediente sich der dicke Dozent?], hatten etwas Bestechendes. Es waren nicht nur Philosophen und Mathematiker, inmitten deren/derer Russell sich wohlgefühlt hat.

Gehört das Relativpronomen dagegen als Genitivattribut (man fragt mithilfe des entsprechenden Substantivs: Wessen?) zu einem Substantiv, verwendet man immer deren: Den Schauspielern, deren Leistung selbst dieses eher mittelmäßige Stück zu einem Publikumserfolg gemacht hat [Frage: Wessen Leistung?], zollte auch die ausländische Kritik höchste Anerkennung. Es waren nicht nur Philosophen und Mathematiker, in deren Mitte Russell sich wohlgefühlt hat.

Wann sagt man deren und wann dessen

Possessive Relativsätze entstehen, wenn das gemeinsame Nomen zweier Sätze im zweiten Satz in einem Possessivpronomen oder einem possessiven Genitiv ausgedrückt ist.

Das possessive Relativpronomen

Das possessive Relativpronomen lautet abhängig vom Bezugswort dessen bzw. deren

maskulines Bezugswort: dessen
feminines Bezugswort: deren
neutrales Bezugswort: dessen
Bezugswort im Plural: deren

Beispiel: maskulines Bezugswort – der Mann
Possessivpronomen: Der Mann ist ins Altenheim gezogen. Seine Frau ist gestorben.
Genitiv: Der Mann ist ins Altersheim gezogen. Die Frau des Mannes ist gestorben.
Relativsatz: Der Mann, dessen Frau gestorben ist, ist ins Altenheim gezogen.

Beispiel: feminines Bezugswort – die Frau
Possessivpronomen: Die Frau wohnt jetzt bei ihren Kindern. Ihr Mann ist gestorben.
Genitiv: Die Frau wohnt jetzt bei ihren Kindern. Der Mann der Frau ist gestorben.
Relativsatz: Die Frau, deren Mann gestorben ist, wohnt jetzt bei ihren Kindern.

Beispiel: neutrales Bezugswort – das Kind
Possessivpronomen: Das Kind lebt in einem Kinderheim. Seine Eltern sind gestorben.
Genitiv: Das Kind lebt in einem Kinderheim. Die Eltern des Kindes sind gestorben.
Relativsatz: Das Kind, dessen Eltern gestorben sind, lebt in einem Kinderheim.

Beispiel: Bezugswort im Plural – die Männer
Possessivpronomen: Die Männer sitzen jeden Tag im Park. Ihre Frauen sind gestorben.
Genitiv: Die Männer sitzen jeden Tag im Park. Die Frauen der Männer sind gestorben.
Relativsatz: Die Männer, deren Frauen gestorben sind, sitzen jeden Tag im Park.

Wann sagt man deren und wann dessen

Dessen und deren mit Präposition

Wenn das Possessivpronomen bzw. der Genitiv des zweiten Satzes nach einer Präposition steht, steht deren bzw. dessen im Relativsatz nach Präposition.

Beispiel: Verb mit Präposition + Dativ
Possessivpronomen: Der Mann arbeitet bei Siemens. Ich habe mit seiner Frau gesprochen.
Genitiv: Der Mann arbeitet bei Siemens. Ich habe mit der Frau des Mannes gesprochen.
Relativsatz: Der Mann, mit dessen Frau ich gesprochen habe, arbeitet bei Siemens.

Beispiel: Verb mit Präposition + Akkusativ
Possessivpronomen: Der Mann arbeitet bei Siemens. Wir haben über seine Frau gesprochen.
Genitiv: Der Mann arbeitet bei Siemens. Wir haben über die Frau des Mannes gesprochen.
Relativsatz: Der Mann, über dessen Frau wir gesprochen haben, arbeitet bei Siemens.

Das Substantiv, zu dem das Relativpronomen im Genitiv gehört, hat keinen Artikel. Deshalb werden Adjektive, die zu diesem Substantiv ergänzt werden, ohne Artikel dekliniert.

Beispiele:
Der Mann, dessen neues Auto gestohlen wurde, hat die Polizei gerufen.
Die Frau, deren neue Tasche gestohlen wurde, hat die Polizei gerufen.
Der Mann, dessen neuer Computer gestohlen wurde, hat die Polizei gerufen.

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