In den 1960er- und 70er-Jahren hat man Fußball-Stars wie Franz Beckenbauer nachgesagt, den Aktionsradius eines Bierdeckels zu haben. Ganz im Gegensatz zu heute. Seit wann hat sich das Rasenschachspiel zum Tempofußball entwickelt und welche Rolle spielt die Fitness dabei? Die starke Entwicklung, die der Fußball genommen hat, erklärt der Sportwissenschaftler und Leistungsdiagnostiker Professor René Schwesig vom Universitätsklinikum Halle so: Show
Joachim Streichs Kopfball bei der Weltmeisterschaft 1974 im Spiel gegen Australien. Bildrechte: imago/Werner Schulze Trotzdem können Statistiker und Datenexperten die Zahlen für Beckenbauer und Co. ausrechnen. Und der Eindruck täuscht nicht: Beckenbauer & Co. liefen früher gerade mal 3 bis 4 Kilometer pro Spiel. Heute liegt der Schnitt in der 1. Bundesliga bei 11 Kilometern pro Spiel. Selbst Manuel Neuer kommt als Torwart in den 90 Minuten auf 4,5 Kilometer. Damit hätte er früher locker als Mittelfeldspieler durchgehen können. Durch das steigende Spieltempo und die Laufstrecke hat sich auch das Anforderungsprofil der einzelnen Spielpositionen verändert. So muss ein Spieler nicht nur Ausdauer haben, sondern auch lange und sehr schnell sprinten können. Antreten, stoppen, springen, Körpereinsatz - mehr als 1.000 Meter sind Fußballer pro Spiel mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs. Schussstärke, Zweikampfverhalten, Kopfbälle hängen zum großen Teil von optimal trainierter Körpermuskulatur ab - nicht nur von den Fußballerbeinen. Für Professor Schwesig sind nicht nur die Ausdauer oder die Schnelligkeit besonders wichtig, sondern auch eine gewisse Rumpfstabilität. Diese braucht jeder Spieler, wenn es um eine hohe Schussgeschwindigkeit geht. Allgemein ist mit einem guten Fitnesstraining die halbe Miete getan.
Denn es gibt Statistiken, die belegen: Wenn eine Mannschaft in der 2. Halbzeit in puncto Schnelligkeit weniger abbaut, steigen bei dieser Mannschaft die Tor- und damit auch die Siegwahrscheinlichkeit. Wie wichtig Fitness im Fußball ist, wurde für die Öffentlichkeit spätestens deutlich als Jürgen Klinsmann 2004 den US-Amerikaner Mark Verstegen als Fitnesstrainer für die Nationalmannschaft engagierte. Schwesig sagt, Klinsmann zeige damit, dass es für das Trainieren einer Profi-Mannschaft mehr brauche als nur Fußballkompetenz. In Zeitungsartikeln kann man manchmal lesen, welcher Fu�baller wie viele P�sse gespielt hat. Um das herauszufinden, gibt es Menschen, die das Spiel anschauen und mitz�hlen. Das ist nicht besonders schwierig. Zlatko Junuzovic (v., im Zweikampf mit Nürnbergs Timothy Chandler) läuft durchschnittlich 12,3 Kilometer pro Partie - absoluter Bestwert in der Bundesliga Zlatko Junuzovic (v., im Zweikampf mit Nürnbergs Timothy Chandler) läuft durchschnittlich 12,3 Kilometer pro Partie - absoluter Bestwert in der Bundesliga München - Es gibt die laufintensiven Spieler, die Fleißigen, die immer und überall zu finden sind auf dem Platz. Dann gibt es noch Spieler, die immer richtig stehen. Oftmals Tor um Tor erzielen und augenscheinlich glänzen. Ohne die Arbeit der Kollegen jedoch würde kein Stürmer der Welt Tore erzielen. Und so seien einmal die fleißigen Spieler mit Lob bedacht. "Sechser-Position" sehr laufintensivZlatko Junuzovic von Werder Bremen ist mit durchschnittlich 12,3 Kilometern in einem Spiel die Arbeitsbiene schlechthin. Niemand schaffte es, durchschnittlich eine größere Distanz zurückzulegen. Dabei ist der Bremer, der auf der defensiven Mittelfeldposition beheimatet ist, jedoch nicht die Effizienz in Person. Gerade einmal ein Tor sowie eine Vorlage stehen auf seinem Konto. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Kaum Torgefahr von der "Sechs"Auffällig dabei ist, dass niemand der laufstarken "Sechser" mehr als zwei Scorerpunkte in der aktuellen Saison sammeln konnte. Ein Grund ist sicherlich, dass viele Mannschaften mittlerweile im 4-2-3-1-System spielen. Darin hat die offensive Dreierreihe zumeist viele Freiheiten und die defensive Mittelfeldzentrale beschränkt ihre Hauptarbeit auf die Balleroberung und schnelles Umschalten in die Spitze. Bei dieser offensiven Ausrichtung muss stets ein "Sechser" absichern und beim Gegenangriff den Aufbau des Gegners zerstören. So sieht man die laufstarken Spieler zwar überall auf dem Feld, jedoch zumeist beim Abfangen der Bälle und Einleiten der Angriffe sowie dem Verlagern von Spielsituationen. Im entscheidenden letzten Drittel, sprich dem Raum vor dem "Sechszehner" und darin, fehlen diese Spieler zumeist. Die Raketen der LigaDie Ballermänner der LigaDie eifrigsten Zweikämpfer der LigaDie Flankengötter der LigaDann melde dich jetzt für unseren offiziellen Newsletter an: E-Mail* Anmelden Mit Anmeldung zu dem Bundesliga Newsletter akzeptiere ich die Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung und willige ich ein, dass die DFL meine Daten hierfür erhebt, nutzt, verarbeitet und speichert. Ich bin informiert, dass ich meine Einwilligung jederzeit widerrufen kann.
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