Wie lange wird der ukraine krieg dauern

Militärexperten sprechen derweil von der »gefährlichsten« und der »entscheidenden« Phase des Krieges.

Welche konkreten Folgen die angekündigte Unterstützung der drei wichtigsten Länder der EU für die Ukrainer haben werden, das wird sich zeigen. Immerhin dürfte durch den Besuch die Skepsis gegenüber den zögerlichen Deutschen im Land etwas nachlassen. Denn bislang, so erzählt es SPIEGEL-Korrespondent Christian Esch, schlug einem als deutscher Journalist in der Ukraine Ärger entgegen: »Ich erinnere mich, dass ich mich rechtfertigen musste, als ich in Kiew an einer Straßensperre angehalten wurde und meinen deutschen Pass vorzeigte – und mir dann vorgehalten wurde, dass die deutsche Regierung ja sozusagen unter einer Decke mit Russland stecken würde.«

Esch war schon Monate vor dem Kriegsbeginn Ende Februar und seitdem immer wieder in der Ukraine, zuletzt in Charkiw im Osten des Landes. Dort lernte er einen prekären Alltag kennen. Darüber berichtet er im Podcast. Denn die Kämpfe haben sich zwar inzwischen auf den Donbass konzentriert, aber sie können sich jederzeit wieder ausweiten auf andere Landesteile: »Im Interesse der Russen ist es ja nicht, nur irgendwelche Gebiete zu erobern, sondern wichtig ist es, das friedliche Leben in der Ukraine zu zerstören.«

Die lang ersehnte Normalität ist für die Bürger in weite Ferne gerückt, auch wenn sie alles tun, um ihre zerstörten Städte wieder bewohnbar – und sogar schön – zu machen. »Aber die schiere Angst, die sitzt einfach sehr tief. Und es gibt nicht diesen einen Moment, leider, in dem die Ukraine sagen könnte: So, überstanden, jetzt legen wir wenigstens hier in dieser Region schon mal wieder los mit unserem friedlichen Wiederaufbau.«

Nach dem erratisch wirkendem Kriegsbeginn gehe die russische Armee jetzt, so Esch, systematisch vor, wie nach Lehrbuch aus der Kriegsakademie: »Die russische Armee ist sichtlich gescheitert an den ursprünglichen Zielen, die ihr gesetzt wurden von Putin, nämlich schnell einen Regime Change herbeizuführen in Kiew und große Teile der Ukraine unter Kontrolle zu bringen. Aber wenn das Ziel ist, ein Land zu zerstören, das kann Putin allemal.«

ZDFheute

Ende des Krieges? "In diesem Jahr nicht mehr" ZDFheute Logo

Laut Ex-Nato-General Egon Ramms könnten nur westliche Waffenlieferungen den Krieg verkürzen. Dies sei unbedingt notwendig, denn Putin "vernichte" das ukrainische Volk.

Ex-Nato-General Ramms sieht in den gelieferten deutschen Panzerhaubitzen eine Verstärkung für die ukrainische Artillerie, um Russland an entscheidenden Stellen zurückzudrängen.

Beitragslänge:16 minDatum:22.06.2022

Der ehemalige Nato-General Egon Ramms glaubt nicht an ein zeitnahes Ende des Kriegs in der Ukraine. "Ich gehe davon aus, dass wir ein Ende des Krieges in diesem Jahr nicht mehr erleben werden", sagte Ramms im Interview mit ZDFheute live. Der Krieg dauere mindestens noch ein halbes Jahr oder länger - das hänge von der Unterstützung ab, die der Westen liefere.

Dazu sei die Lieferung von Panzerhaubitzen aus Deutschland ein erster, wichtiger Schritt. Diese befähigten die Ukraine dazu, russische Artillerie zu bekämpfen. "Die Ukraine braucht diese Systeme, einfach um gegen die Russen weiterhin entsprechend kämpfen zu können", so Ramms. Sie brauche sie vor allen Dingen, wenn sie die Absicht habe, Geländegewinne zu erzielen und damit Russland in wichtigen Bereichen zurückzudrängen.

Ich bin davon überzeugt, wenn solche Waffen bereits in größerer Zahl dagewesen wären, sehe die Lage in Lyssytschansk und Sjewjerodonezk anders aus.

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Selenskyj hat die russische Armee ihre Angriffe in der Ostukraine verschärft. Im Süden wurde eine Produktionsstätte für Öl bombardiert.

Beitragslänge:1 minDatum:23.06.2022

Putin dabei Volk der Ukraine "zu vernichten"

Der russische Präsident Wladimir Putin sei gerade dabei "ein Volk zu vernichten". Ein Teil davon seien Deportationen und Trennungen von Eltern und Kindern. "Er will die Ukraine vernichten." Das sei eine Sache, die gerade "wir Deutsche mit unserer Geschichte auf keinen Fall zulassen dürfen".

Die Aussage, dass jede gelieferte Waffe den Krieg verlängere, halte er für "menschenunwürdig".

Jemand der das schreibt und damit im Prinzip Putin seinen Segen gibt, die Ukraine zu erobern, ist mitbeteiligt an der Vernichtung des ukrainischen Volkes.

Egon Ramms, Nato-General a.D.

Es bestehe ein ungeheurer Zeitdruck. Jeder Quadratmeter Boden, der in der Ukraine verloren geht, müsse nach der Leitlinie des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj irgendwann wieder zurückerobert werden, erklärt Ramms. "Und zurückerobern ist dann möglicherweise schwieriger als erfolgreich verteidigen."

Leben in Charkiw: zerstörtes Gebäude im Zentrum

Ukrainische Gegenoffensiven - Russland weicht - aber nicht im Donbass 

Die Ukraine führt erfolgreiche Gegenangriffe in den Regionen Cherson, Charkiw und Saporischschja. Eine Rückeroberung des Donbass ist aber unwahrscheinlich.

von Christian Mölling und András Rácz

Ramms: Nato wird sich verteidigen

Laut seiner Einschätzung sind auch mittlerweile russische Reserven im Militärbereich angegriffen. Er unterstütze die Haltung von CDU-Chef Friedrich Merz, dass da wo der Westen Signale senden würde, sich an einen Verhandlungstisch mit Russland zu setzen, aus Putins Logik heraus Schwäche zeigen würden. "Er wird bereit sein, diese Schwäche jederzeit auszunutzen."

Die weitere Unterstützung der Ukraine sei das stärkste Signal an Putin. Er sei sich sicher, dass Putin keinen Krieg gegen die Nato in Kauf nehmen würde, weil er wisse, dass er diesen Krieg nicht gewinnen könne. "Das Bekenntnis aller Nato-Staaten, Nato-Terroitorien zu verteidigen, steht."

Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

Dieses Satellitenbild zeigt den Luftwaffenstützpunkt Saki nach einer Explosion.

Liveblog

Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine 

Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.

Warum gibt es Streit zwischen Russland und Ukraine?

Am 24. Februar 2022 sind russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. Damit hat Russland einen Krieg begonnen. Das war ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Die Ukraine versucht sich zu verteidigen und kämpft gegen die russischen Truppen.

Was ist in der Ukraine los Zusammenfassung?

Im Frühjahr 2021 ist der 2013/2014 begonnene Konflikt um die Ukraine wieder aufgeflammt. Russland hatte an der Grenze zur Ukraine mit einem massiven Truppenaufmarsch begonnen. Bis Februar 2022 hatte Russland sukzessive rund 150.000 Soldaten und militärisches Gerät an den Grenzen rund um die Ukraine zusammengezogen.

Wie lange Ukraine?

Ukraine.

Hat Russland angegriffen?

Der russische Überfall auf die Ukraine, der am 24. Februar 2022 begann, ist eine vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlene Invasion, die auf das gesamte Staatsgebiet der Ukraine zielt und den seit 2014 schwelenden Russisch-Ukrainischen Krieg eskalieren ließ. 10.000–20.000 Söldner (darunter Gruppe Wagner u.